Seit dem 10. Mai 2021 ist die Priorisierung für den Impfstoff von Johnson & Johnson aufgehoben. Das bedeutet, theoretisch kann sich jeder, der dazu bereit ist und einen Termin bekommt, damit impfen lassen. Allerdings hat Johnson & Johnson seit Ende April nur wenig Impfstoff nach Deutschland geliefert. Größere Mengen sollen voraussichtlich im Juni eintreffen.
Der Impfstoff COVID-19 Vaccine Janssen, auch Ad26.Cov2.S genannt, ist ein sogenannter Vektorimpfstoff und stammt von Janssen Pharmaceuticals, einem Tochterunternehmen des US-Konzerns Johnson & Johnson. Die EU-Kommission hat ihm am 11. März 2021 nach einer Empfehlung der EU-Arzneimittelbehörde EMA eine bedingte Zulassung ab 18 Jahren erteilt. Janssen beschäftigt sich erst seit relativ kurzer Zeit mit Impfstoffen, aber erfolgreich: Im Sommer 2020 brachte das Unternehmen einen Impfstoff gegen das Ebola-Fieber auf den Markt. Es war der erste Vektorimpfstoff weltweit, der eine Zulassung erhielt.
Im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna kann das Vakzin von Johnson & Johnson bis zu drei Monate in einem Kühlschrank bei Temperaturen zwischen zwei und acht Grad Celsius aufbewahrt werden. Das erleichtert die Verteilung des Impfstoffs und die Verwendung in Arztpraxen deutlich.
Geschützt nach einer Impfdosis
Im Gegensatz zu Sputnik V und dem Astrazeneca-Impfstoff, die ebenfalls Vektorimpfstoffe sind, ist beim Janssen-Impfstoff nur eine einzige Impfdosis notwendig, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Er unterscheidet sich aber nicht grundlegend von anderen Impfstoffen.
Das Vakzin zeigte in den frühen Phasen seiner Entwicklung bereits nach einer Dosis eine so gute Wirksamkeit, dass bei den folgenden Studien mit mehr Probanden weiterhin besonders die Wirkung nach einer Einzeldosis untersucht wurde. Es wird allerdings auch untersucht, wie wirksam sich der Impfstoff nach Gabe einer zweiten Dosis erweist.
Impfstoff nutzt Schnupfenvirus als Transportmittel
Der Impfstoff COVID-19 Vaccine Janssen ist ein Vektorimpfstoff. Bei ihm dient ein sogenanntes Adenovirus als Vektor, also als Transportmittel. Dieses Virus löst normalerweise eine harmlose Erkältung aus. Es wurde jedoch so verändert, dass es sich nicht vermehren kann. Dieser Vektor transportiert genetische Anweisungen in die Zellen an der Einstichstelle.
Diese produzieren daraufhin ein typisches Eiweiß an der Oberfläche des Coronavirus, das sogenannte Spike-Protein. Das Immunsystem macht auf diese Weise Bekanntschaft mit diesem Merkmal des Coronavirus und kann es bei einer echten Infektion erkennen und bekämpfen.
Sehr seltene Nebenwirkung: Sinusvenenthrombosen
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, den Impfstoff von Johnson & Johnson in der Regel für Personen im Alter ab 60 Jahren zu verwenden. Aber auch jüngere Menschen können sich nach ärztlicher Aufklärung und Abklärung individueller Risiken mit dem Vakzin impfen lassen. Grund für die Einschränkung sind sehr seltene Nebenwirkungen, die in den USA aufgetreten sind. Im April empfahlen dort die zuständige Behörde, die Impfungen mit dem Wirkstoff vorübergehend auszusetzen. Bei acht Menschen im Land waren nach der Impfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson Sinusvenenthrombosen diagnostiziert worden. Diese Erkrankung wurde auch im Zusammenhang mit dem Vektorimpfstoff von Astrazeneca beobachtet. In den USA sind bis Mitte April rund sieben Millionen Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson verabreicht worden.
In Deutschland sollten zur dieser Zeit die Impfungen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson beginnen. Der US-Pharmakonzern verschob allerdings die Auslieferung seines Corona-Impfstoffs in Europa. Am 20. April teilte die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) mit, der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Johnson & Johnson könne in der EU nach Prüfung uneingeschränkt verwendet werden. Die EMA hatte einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson und Blutgerinnseln gefunden, aber keine gesicherten Erkenntnisse über spezifische Risikofaktoren. Daher überwogen nach Ansicht der EMA die Vorteile des Vakzins dessen Risiken.
Häufigste Impfreaktion: Schmerzen an der Einstichstelle
Schwere Nebenwirkungen sind beim Impfstoff von Johnson & Johnson sehr selten, so wie auch bei den anderen Covid-19-Vakzinen. Wie bei jeder Impfung kann es auch nach einer COVID-19-Impfung zu Impfreaktionen und Nebenwirkungen kommen. Impfreaktionen sind manchmal unangenehm, zeigen aber, dass das menschliche Immunsystem auf die Impfung reagiert.
In der Regel treten sie kurz nach der Impfung auf und halten wenige Tage an. Beim Impfstoff von Johnson & Johnson waren die häufigsten Reaktionen Schmerzen an der Einstichstelle (48,6 Prozent), Abgeschlagenheit (38,2 Prozent und Kopfschmerzen (38,9 Prozent). Fieber trat vergleichsweise selten auf (9 Prozent). Geimpfte unter 60 Jahre zeigten häufiger Impfreaktionen als ältere Personen.
Hohe Wirksamkeit gegen Erkrankung und schweren Verlauf
Laut Robert Koch-Institut hat der Johnson & Johnson-Impfstoff nach der empfohlenen einmaligen Impfdosis eine Wirksamkeit von etwa 65 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung in allen Altersgruppen und eine Wirksamkeit von etwa 75 Prozent gegen schwere Verläufe. Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit an Covid-19 zu erkranken, war bei den geimpften Personen um 65 Prozent geringer als bei den nicht geimpften Personen. Gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung zum Beispiel mit Atemversagen schützte die Impfung zu etwa 75 Prozent und gegen eine Einweisung ins Krankenhaus wegen Covid-19 zu etwa 80 Prozent.
Das bedeutet, der Impfstoff von Johnson & Johnson zeigt eine hohe Wirkung, wenn auch etwas weniger als die mRNA-Impfstoffe. Gegen neue Varianten von Sars-CoV-2 zeigte sich der Impfstoff ebenfalls als wirksam.
Dauer des Impfschutzes noch offen
Wie lange der Impfschutz anhält, ist derzeit noch nicht bekannt. Es wird sich auch erst in den kommenden Monaten zeigen, ob eine Auffrischungsimpfung notwendig ist und wenn ja, wann und für wen. Der Impfschutz setzt auch nicht sofort nach der Impfung ein, sondern erst nach ungefähr zwei Wochen. Bei einigen Menschen zeigt die Impfung keine Wirkung, die dann ungeschützt bleiben. Das ist aber bei allen Impfstoffen so.
Da die gewünschte Wirkung nicht immer eintritt, sollte man sich auch zum eigenen Schutz weiterhin an die geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie halten. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass sich Einzelne trotz Impfung mit Sars-CoV-2 infizieren und auch ohne Krankheitssymptome Viren ausscheiden.
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