Die vierte Corona-Welle hat Deutschland noch immer im Griff. Parallel steigt nicht nur das Interesse nach Booster-, sondern auch wieder nach Erstimpfungen.
Damit treten auch wieder mehr Fragen zur Impfung auf: Gelten die gleichen Regeln wie bei einer "normalen" Impfung? Wie wirken sich bestimmte Situationen wie Medikamente oder Alkohol auf die Impfung aus? Wir klären die wichtigsten Fragen.
- Zum Überblick "Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Corona-Impfung"
Generelle Infos zur Impfung gegen das Coronavirus
Generell gilt, so schreibt das Robert Koch-Institut (RKI), dass bei der Impfung gegen SARS-CoV-2 der Gesundheitszustand der zu impfenden Person eine Impfung erlauben muss. Grundsätzlich unterscheidet sich das nicht von anderen "herkömmlichen" Impfungen. Bei bekannten Allergien gegen einen oder mehrere Bestandteile des Impfstoffs wird nicht geimpft. Die können im Vorfeld mit dem Arzt oder der Ärztin abgeklärt werden.
Mittlerweile können sich in Deutschland alle Menschen ab 12 Jahren gegen das Coronavirus impfen lassen, Schwangere ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel. Für die Altersgruppe der fünf- bis elfjährigen Kinder empfiehlt die Ständige Impfkommission Stiko die Impfung bislang nur für solche mit Vorerkrankungen. "Bei individuellem Wunsch können auch Kinder ohne Vorerkrankung geimpft werden," so das RKI.
Grafik: Der Impffortschritt in Bayern und Deutschland in Prozent
Wer kann sich boostern lassen?
Das RKI empfiehlt die Booster-Impfung derzeit allen Menschen ab 18 Jahren, vor allem aber den Risikogruppen. In der Regel passiert das sechs Monate nach der letzten Impfung gegen das Coronavirus, in vielen Bundesländern wird die Auffrischungsimpfung schon nach fünf Monaten verabreicht. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hält solche Booster-Impfungen auch schon drei Monate nach der letzten Spritze für möglich.
Auch Personen, die eine SARS-CoV-2-Infektion bereits durchgemacht und eine Impfdosis erhalten haben, können sich nach sechs Monaten boostern lassen. Gleiches gilt für Menschen, die sich nach ihrer Impfung mit dem Coronavirus infiziert haben. Auch hierbei kann der Impfschutz nach sechs Monaten aufgefrischt werden. Bei allen Booster-Impfungen soll ein mRNA-Impfstoff, also der von Moderna oder Biontech/Pfizer, verwendet werden. Bei unter 30-Jährigen wird nur der Impfstoff von Biontech/Pfizer empfohlen.
Was muss ich vor der Impfung beachten?
Wichtig ist vor allem, dass man dem impfenden Arzt vorher mitteilt, wenn einem in der Vergangenheit bei anderen Impfungen Unregelmäßigkeiten aufgefallen sind. Beispielsweise, wenn man bei einer Spritze mal ohnmächtig wurde oder zu Sofortallergien neigt. Auch bei den Booster-Impfungen wird abgefragt, wie die ersten Impfungen gegen das Coronavirus vertragen wurden.
Das RKI empfiehlt außerdem einen Abstand von 14 Tagen zu anderen Impfungen mit Lebendimpfstoffen. Eine parallele Impfung gegen Grippe ist nach Einschätzung der Stiko allerdings möglich und unbedenklich. Wichtig ist, dass es sich bei dem Grippeimpfstoff um einen Totimpfstoff handelt - was meistens der Fall ist - da es für die gleichzeitige Impfung mit Lebendimpfstoffen noch keine Studien gibt.
Darf ich mich mit Erkältung impfen lassen?
Wie bei anderen Impfungen auch - wie beispielsweise der Grippeschutzimpfung - sollte laut Hausarzt und Vorsitzendem des Bremer Hausarztverbandes Hans-Michael Mühlenfeld nicht in eine akute, fieberhafte Infektion, einen grippalen Infekt, hineingeimpft werden. Denn dabei kämpft der Körper bereits mit einer Infektion, das Immunsystem ist bereits aktiviert. Das kann sich negativ auf die Wirksamkeit des Impfstoffs auswirken. Denn der Körper soll sich bei einer Impfung voll und ganz auf den Impfstoff konzentrieren und dagegen Antikörper bilden.
Das RKI sieht in einer Erkältung oder einer leicht erhöhten Temperatur keinen Grund, nicht zu impfen. Nur bei über 38,5 Grad Celsius Fieber sollte der Impftermin verschoben und erst nach Genesung geimpft werden.
Kann ich vor der Impfung Schmerzmittel oder Medikamente nehmen?
Hier und da kann man lesen, dass schmerzlindernde oder fiebersenkende Medikamente prophylaktisch, also vorbeugend, vor der Impfung eingenommen werden könnten. Eine Empfehlung dafür gibt es nach Meinung von Experten nach Studien mit anderen Impfstoffen nicht. Allerdings gibt es auch keinen Hinweis, dass diese Medikamente die Wirksamkeit der Impfung beeinträchtigen könnten, denn der Wirkmechanismus ist ein ganz anderer.
Mühlenfeld erklärt im Gespräch mit dem BR, dass eine vorbeugende Einnahme von Medikamenten jedenfalls nicht eventuell auftretende Nebenwirkungen nach der Impfung verhindern kann und damit auch keinen Nutzen hat. Auch die Internistin Beate Sauter aus München würde solche Medikamente nur empfehlen, wenn Beschwerden wie Fieber oder starke Muskelbeschwerden nach der Impfung auftreten, aber nicht prophylaktisch.
Kann ich nach der Impfung Schmerzmittel oder Medikamente nehmen?
Die Frage, ob Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen Einfluss auf die Wirksamkeit der Corona-Schutzimpfung haben, kann das RKI derzeit nicht voll beurteilen, da hierfür nicht genug Daten aus den Zulassungsstudien vorliegen. Das verhält sich ähnlich mit der Aussage, dass sechs bis acht Stunden nach der Impfung keine fiebersenkenden Mittel eingenommen werden dürfen. Auch hierzu gibt es keine Empfehlung, da die entsprechenden Daten fehlen. Auf Grund von Erkenntnissen aus Studien mit anderen Impfstoffen besteht jedoch die Annahme, dass das Einnehmen von Schmerzmitteln nach der Impfung - um Nebenwirkungen entgegenzusteuern - die Wirksamkeit nicht beeinträchtigt.
Kann ich mein Immunsystem boosten, um noch besser auf die Impfung zu reagieren?
"Das ist gar nicht notwendig. Durch eine Impfung arbeitet das Immunsystem sowieso auf Hochtouren und muss nichts weiter bekommen, um noch weiter stimuliert zu werden." Internistin Beate Sauter, München
Ebenso plädiert Sauter dafür, keine sonstigen Immunstimulanzien einzunehmen, da sie keine Auswirkungen auf die Wirksamkeit der Impfung haben. Um das Immunsystem zu pushen, sei dann doch eher die Bewegung an der frischen Luft empfohlen.
Darf ich nach der Impfung Sport machen?
"Grundsätzlich ist es ja so, dass, wenn ich eine Impfung habe und möchte, dass mein Körper da vernünftig drauf reagiert, dann würde ich besondere Belastungen für den Körper vermeiden." Hausarzt Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender Bremer Hausärzteverband
Mühlenfeld rät daher von Sport und körperlich anstrengenden Aktivitäten nach der Impfung ab. Man solle dem Körper die Zeit und die Ruhe geben, damit er mit dieser Impfung bestmöglich arbeiten kann. Ein bis zwei Tage nach der Impfung sollten dafür ausreichend sein.
Das Deutsche Grüne Kreuz schreibt, dass es keine ausreichenden Studien zu dieser Thematik gibt, man sich hier aber am gesunden Menschenverstand orientieren kann. Das Immunsystem arbeitet bereits, extreme sportliche Leistungen sind daher eine zusätzliche Belastung für den Körper. Es spricht nichts dagegen, sich zu bewegen, aber eben alles in Maßen. Sportmedizinische Untersuchungen legen nahe, dass eine mäßige sportliche Belastung keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Impfung hat.
"Wenn man sich wohlfühlt, kann man sich auch weiter belasten. Ich würde empfehlen, dass man am Tag der Impfung nicht unbedingt Leistungssport betreibt. An den Tagen darauf macht man es davon abhängig, wie man sich fühlt. Wenn mir der Arm weh tut, muss ich nicht unbedingt Tennis spielen. Und wenn ich mich schlapp fühle, sollte ich vielleicht nicht unbedingt joggen gehen. Da muss man einfach in seinen Körper hineinhorchen." Internistin Beate Sauter, München
Beeinflusst Alkohol die Wirkung der Impfung und sollte ich danach auf Alkohol verzichten?
Nach der Impfung verhält es sich beim Alkohol ähnlich wie beim Sport. Alkoholische Exzesse sollten laut Mühlenfeld vermieden werden. Die sind aber so oder so nicht gut für die Gesundheit. Wenn viel Alkohol getrunken wird, ist der Körper damit beschäftigt, ihn abzubauen, benötigt dafür Energie und konzentriert sich darauf - während er doch eigentlich besser Antikörper nach der Impfung bilden sollte. Es gibt aber dem Deutschen Grünen Kreuz zufolge keine Hinweise, dass man nach einer Impfung komplett auf Alkohol verzichten muss. Alles in Maßen.
Wissenschaftliche Studien, wie sich Alkohol auf die Corona-Impfung auswirkt, gibt es nicht. "Es gibt jedoch Hinweise, dass Alkoholkonsum – vor allem starker – die Fähigkeit des Körpers, eine Immunität aufzubauen, beeinträchtigen kann", schreibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Empfehlungen ähnlich wie bei anderen Impfstoffen
Die meisten Kriterien bei der Corona-Impfung sind sehr ähnlich wie bei anderen Impfungen. Wichtig ist, dass man dem Körper Zeit und Ruhe gibt, wenn er sie braucht. Unerwünschte Nebenwirkungen können dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden.
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