Studien aus Israel und von den britischen Inseln zeigen: Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Astrazeneca verhindern neben schweren Verläufen und Todesfällen auch effektiv Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Diese Ergebnisse bestätigen, was Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon vermutet haben: Geimpfte stecken sich seltener mit dem Virus an und geben es auch folglich seltener weiter.
"Wenn wir mit dem Impfstoff auch auf die Infektiosität, also auf den Schutz vor Infektionen, nicht nur auf den Schutz vor Erkrankung Einfluss nehmen können, dann ist das selbstverständlich ein ganz wichtiger Schritt auch für das Infektionsgeschehen." Marylyn Addo, Leiterin der Sektion Infektiologie am Zentrum für Innere Medizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
Die Studien sind allerdings von unterschiedlicher Aussagekraft. Manche sind noch gar nicht oder nur als noch nicht wissenschaftlich begutachtete Preprints veröffentlicht, andere aber auch bereits in Fachzeitschriften wie dem New England Journal of Medicine oder The Lancet. Viele der Analysen beruhen auf Daten, die während der Impfkampagnen in den jeweiligen Ländern gesammelt wurden, also auf Beobachtungen aus dem realen Leben. Am 11. März 2021 teilte Pfizer das Ergebnis der Auswertung von Daten des israelischen Gesundheitsministeriums mit. Danach hat der Impfstoff eine Wirksamkeit von 94 Prozent bei der Verhinderung asymptomatischer Infektionen.
Immunsystem reagiert auf Impfung anders als auf Infektion
Wenn die Impfstoffe nicht nur die Schwere des Krankheitsverlaufs, sondern auch die Infektionen beeinflussen, entlasten sie nicht nur das Gesundheitssystem, sondern tragen auch dazu bei, die Verbreitung des Virus einzudämmen. Aber: Noch ist unbekannt, wie lange der Schutz der Impfstoffe im Einzelnen anhält. Forscherinnen und Forscher untersuchen deshalb, wie lange eine Covid-19-Impfung wirksam ist, insbesondere als Schutz vor Infektionen mit SARS-CoV-2. Die Immunantwort des menschlichen Körpers auf eine Impfung unterscheidet sich nämlich von einer Infektion von Mensch zu Mensch.
Attacke über die Atemwege
Das Coronavirus SARS-CoV-2 dringt vornehmlich über die Atemwege und deren Schleimhäute in den Körper ein. Zunächst reagiert der Körper besonders dort auf das Virus und baut eine eigene Immunantwort der Atemwege auf. Impfungen über eine Injektion in den Muskel bauen hingegen vor allem einen Antikörperschutz im Blut des Geimpften aus. Noch ist nicht klar, ob dies Auswirkungen auf den Schutz vor Ansteckung hat. Impfstoffe, die über die Atemwege gegeben werden, könnten diese sicherlich besser erreichen. Für das Coronavirus sind sie zwar bereits in der Entwicklung, aber derzeit noch weit von der Marktreife entfernt.
Konsequenzen für Impfreihenfolge und "Impfpässe"
Die Unsicherheit, wie lange der Impfschutz wirkt, beeinflusst auch die Diskussion um "Impfpässe". Denn das Ablaufdatum eines solchen Dokuments ließe sich nur schwer festlegen, wenn die Dauer des Schutzes vor Infektion ungewiss ist. Auch für die Frage der Impfpriorisierung ist bedeutsam, wie lange der Impfschutz wirkt. Das bedeutet aber nicht, dass wegen der neuen Daten eine sofortige Anpassung der Impfstrategie notwendig ist.
"Die Ausführungen der STIKO sind diesbezüglich immer noch zutreffend und sollten nicht verfrüht hinterfragt werden. Eine Impfung und die diesbezügliche Strategie soll primär Erkrankungen und Tod verhindern." Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Braunschweig
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