US-Mediziner analysierten Patientendaten von 4.389 Studienteilnehmern im Zeitraum März und April aus fünf Krankenhäusern der Mount Sinai-Gruppe in New York. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 65 Jahren. 44 Prozent der Teilnehmer waren Frauen, 56 Prozent Männer. Die Patienten wurden in drei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe bekam keine Blutverdünner (1.530 Menschen), die zweite wurde mit den Präparaten behandelt (900 Menschen) und die dritte Gruppe erhielt zur Vorsorge eine geringe Dosis Blutverdünner (1.959 Menschen), bis zu 48 Stunden vor Einlieferung ins Krankenhaus.
Die Studie wurde Ende August 2020 im "Journal of the American College of Cardiology" veröffentlicht. Ein Team um Valentin Fuster kommt, unter Berücksichtigung von Vorerkrankungen und dem Gesundheitszustand der Patienten, zu folgenden Ergebnissen:
- Die Behandlung mit Blutverdünnern halbierte in etwa die Todesrate: Bei den mit Blutverdünnern behandelten Patienten war das Sterberisiko um 47 Prozent geringer, bei den prophylaktisch behandelten um 50 Prozent.
- Das Risiko, künstlich beatmet werden zu müssen, reduzierte sich um etwa 30 Prozent: Bei den therapeutisch behandelten Menschen um 31 Prozent, bei den vorsorglich behandelten um 28 Prozent.
- Zu ernsthaften Komplikationen durch Blutungen, die die Einnahme von Gerinnungshemmern verursachen kann, kam es bei drei Prozent der therapeutisch Behandelten. In den beiden anderen Gruppen lag der Anteil unter zwei Prozent.
- In der Studie wurden auch 26 Autopsien von Menschen vorgenommen, die am neuen Coronavirus gestorben waren. Elf Verstorbene zeigten Hinweise auf Thrombosen, die durch Blutgerinnsel verursacht wurden. Blutverdünner hätten diese wahrscheinlich verhindern können. Die Forscher schreiben in der Studie: Mit Ausnahme eines Schlaganfalls habe es vor der Autopsie keinen Verdacht auf eine thromboembolische Erkrankung gegeben. Das deute darauf hin, dass klinische Einschätzungen die tatsächliche Belastung durch thromboembolische Erkrankungen möglicherweise unterschätzten. Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in Berlin, weist jedoch darauf hin, dass es in Kliniken schon lange bekannt sei, dass thromboembolische Ereignisse eine häufige Komplikation bei Covid-19 seien. "Behandlungsempfehlungen dazu sind bereits im Juni in einer Leitlinie zahlreicher Fachgesellschaften zur intensivmedizinischen Therapie von Covid-19-Patienten veröffentlicht worden." Die Größe der gesammelten Datenmenge der neuen Studie hebt Janssens lobend hervor.
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