Die Cheops-Pyramide ist die größte und älteste Pyramide von Gizeh. Sie ist eines der sieben Weltwunder der Antike und eines der am besten untersuchten Bauwerke der Welt. Trotzdem birgt sie noch Geheimnisse. Das Team des Forschungsprojekts ScanPyramids, zu dem auch Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) gehören, konnte nun eine bisher unbekannte Kammer im Inneren nachweisen. Deren Existenz war auf Messdaten bereits zu erkennen gewesen, doch erst jetzt konnte der Hohlraum lokalisiert werden. Er befindet sich über dem ursprünglichen Eingang der Pyramide, der für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist.
Japanische und französische Wissenschaftler hatten bereits seit 2015 mit der Myonentechnik die Dichte der Pyramide untersucht und Hinweise auf unbekannte Hohlräume entdeckt. Seit 2019 sind auch Forscher der TUM an der Untersuchung versteckter Strukturen in der Pyramide beteiligt. Sie nutzen verschiedene Techniken, um ins Innere der Steinblöcke zu blicken, was sich hinter ihnen befindet.
"Die Pyramiden gehören zum Weltkulturerbe. Deshalb müssen wir bei der Untersuchung besonders vorsichtig vorgehen, damit keine Beschädigungen entstehen. Wir arbeiten an der Cheops-Pyramide daher mit Radar- und Ultraschallmessgeräten, die zerstörungsfrei und teilweise sogar kontaktfrei angewendet werden können", erklärt Professor Christian Große vom Lehrstuhl für Zerstörungsfreie Prüfung. Kein Vergleich zu den Methoden im 19. Jahrhundert, als sich Forscher auf der Suche nach verborgenen Kammern den Weg durch die Pyramiden mit Sprengstoff bahnten.
Blick mit dem Endoskop in die Pyramiden-Kammer
Ihre Dichtemessungen konnten die Wissenschaftler mit einer endoskopischen Kamera bestätigen. Zwischen den Steinen des Chevrons, einer massiven, giebelförmigen Steinkonstruktion, fanden sie eine kleine Lücke. Durch diese konnten sie ein fünf Millimeter breites Endoskop in die Kammer dahinter schieben. Normalerweise wird diese Methode benutzt, um Hohlräume in Maschinen oder Bauwerken wie Brücken zu untersuchen.
Die Bilder aus der neu entdeckten Kammer in der Cheops-Pyramide versetzten die Forscher in Erstaunen: "Einen Hohlraum in einer Pyramide zu entdecken, ist schon etwas Besonderes. Aber dass diese Kammer groß genug ist, um mehrere Menschen aufzunehmen, das macht es noch viel bedeutender", sagt Professor Große.
Kammer größer als erwartet
Die Kammer ist größer, als von den Forschenden bislang vermutet worden war. Sie ist etwa 2,10 Meter breit, circa 2,30 Meter hoch und etwa neun Meter lang. Im Inneren der Kammer sind keine Fußspuren oder ähnliche Hinweise auf menschliche Aktivitäten zu sehen. Daher nimmt die Forschungsgruppe an, dass seit rund 4.500 Jahren niemand mehr in diesem Raum war. Welchen Zweck die Kammer hatte und was sich hinter der Rückwand des Raumes befindet, sollen weitere Forschungen klären.
Vermutlich dient sie der Statik und ist eine Entlastungskammer, die den Druck der Steine darüber verringert. Die Dichtemessungen legen nahe, dass es noch weitere, unbekannte Hohlräume in der der Pyramide gibt. Einer könnte sich, so wird spekuliert, unter der nun entdeckten Kammer befinden. Dass sich dort oder anderswo in der Pyramide eine unbekannte oder sogar unberührte Grabkammer befinden könnte, halten Fachleute jedoch für höchst unwahrscheinlich.
Hinweis: Dieser Artikel wurde am 2. März erstveröffentlicht.
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