Die Universität von Cambridge in England hat nun erstmals rote Blutkörperchen im Labor hergestellt –und zwar aus Blutstammzellen, also den Zellen, aus denen alles Mögliche werden kann. Die wurden zunächst aus Spenderblut gewonnen und dann mit den richtigen Ingridenzien gefüttert, Cédric Gheaveart, Professor für Transfusionsmedizin in Cambridge: "Es ist ein bisschen, wie wenn man eine Pflanze düngt: Wir haben Wachstumsfaktoren, die zwei Dinge machen: sie bringen die Stammzellen dazu, sich zu vervielfältigen und zu roten Blutkörperchen zu werden." Dieser Prozess dauere 20 Tage. Die Stammzellen vermehrten sich dabei enorm. "Am Ende haben wir literweise Kulturen, aus denen wir die Roten Blutkörperchen rausholen können", so der Mediziner.
- Zum Podcast: Das Blut - Kraftstoff des Lebens
50 Millionen rote Blutkörperchen aus einer Stammzelle
Aus einer Stammzelle entstehen dabei bis zu 50 Millionen rote Blutkörperchen. Diese sind aber nicht für normale Blutspenden gedacht, sondern für Patienten mit angeborenen Krankheiten, die selbst keine funktionstüchtigen roten Blutkörperchen herstellen können. Für sie könnte die neue, vermutlich eher teure Methode riesige Vorteile bringen: sie bekämen in Zukunft exakt die Blutzellen, die sie vertragen – was bislang nicht selbstverständlich ist.
Und sie bekämen womöglich auch fittere: Die gezüchteten Zellen sind durch die Bank quasi neugeboren und sollten 120 Tage lang leben. Dann wäre die Transfusion nicht mehr alle zwei bis drei Wochen nötig, sondern nur noch alle sechs. Allerdings: Die allerersten Anwendungen an Patienten beginnen erst. Bis die Methode breit zugelassen wird, dürften noch einige Jahre vergehen, obwohl täglich allein in Deutschland viele tausend Transfusionen benötigt werden.
15.000 Blutspenden werden täglich in Deutschland benötigt
Ob nach einem schweren Unfall oder aufgrund einer Erkrankung: Bluttransfusionen sind bei vielen medizinischen Eingriffen unentbehrlich, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Doch schon jetzt weiß man: Die Zahl der Spendenden wird in den kommenden Jahren aufgrund der Altersobergrenze sinken. Vor allem für Menschen mit seltenen Blutgruppen oder komplizierten Krankheitsbildern bedeutet das in Zukunft eine erschwerte Suche nach ausreichenden und passenden Blutzellen. Aber mit den ersten Ergebnissen und den gezüchteten roten Blutkörperchen aus dem Labor, könnte es in Zukunft vielleicht eine echte Alternative geben.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!