Es gibt bestimmte Geräusche, die empfinden wir als besonders unangenehm, auch wenn sie nicht unbedingt laut sind: ein Zahnarztbohrer, eine Mücke am Ohr oder ein Fingernagelkratzen auf einer Tafel. Sie stehen ganz oben auf der Hitliste "nervigster Geräusche". Bestimmte Frequenzen lösen im Gehirn unterschiedliche Reaktionen aus. Sie zeigen auch, dass ein Geräusch nicht nur als belastend empfunden wird, weil es laut ist. Positiv stimmende Geräusche, wie Wasserplätschern eines Springbrunnens, können dagegen sogar Lärm, wie Straßenverkehr überdecken. Forscher machen sich diese Erkenntnis zu Nutze und suchen nach Wegen, die akustische Umwelt zu verbessern.
Geräusche-Simulator für die Bahn
Kurt Heutschi von der Schweizerischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) bei Zürich forscht mit seinen Kollegen an einer Geräuschkomposition, die einen vorbeirasenden Zug simuliert. Ziel der Akustiker ist es, alle Komponenten, die zu diesem Geräusch gehören, zusammenzubringen und Möglichkeiten zu finden, nervige Töne herauszufiltern. So können sie mit Hilfe von Computersimulationen einzelne Klangstellen herausgreifen und mit Simulationen zum Beispiel testen, ob glatte Schienen oder Lärmschutzwände Anwohner an Bahnstrecken weniger belasten würden. Mit diesem Geräusche-Simulator werden Klangerlebnisse künstlich erzeugt und bewertet. Die Akustiker können somit die Wahrnehmung von Lärm genauer erforschen und herausfinden, was den Menschen am meisten stört und womöglich belastet. Für Fluglärm und Verkehrslärm sollen ähnliche Modelle entstehen.
Lärm am Arbeitsplatz
Geräusche können unser Gehör belasten. Schon nach einer Stunde Musik hören bei voller Lautstärke überschreiten wir die Belastungsgrenze und schädigen unser Gehör. Trotzdem können auch leise Geräusche unsere Gesundheit beeinträchtigen. Gerade am Arbeitsplatz führen ständiges Telefonklingeln oder Gespräche vom Nachbartisch bereits zu unkonzentrierten Arbeiten. Auch wenn diese Geräusche nicht bewusst wahrgenommen werden, wirken sie auf unsere Arbeitsleistung mit den Folgen, dass man sich belästigt fühlt und ärgerlich oder nervös wird. So können Nebengeräusche bereits zu Fehlern führen und zu gesundheitlichen Folgen. In einer repräsentativen Umfrage zu Lärm am Arbeitsplatz vom März 2019 wurden die Gespräche von Kollegen am häufigsten benannt, die Beschäftigte am Arbeitsplatz stören. Bei konzentrierten Tätigkeiten, wie Programmieren oder Texte schreiben, reichen schon kurze Unterhaltungen aus, um sie als störend zu empfinden:
"Dabei nehmen die Betroffenen die Beeinträchtigungen oftmals gar nicht bewusst wahr. Auf Dauer fühlen sie sich jedoch gestresst." Dr. Wiete Schramm, Fachgebietsleiterin Arbeitsmedizin, TÜV Rheinland
Arbeitsschutzmaßnahmen und Präventionsprogramme versuchen hier entgegen zu wirken. Hörschäden durch Lärm am Arbeitsplatz sind deutlich zurückgegangen, doch die unbewussten Auswirkungen sind noch nicht im Detail untersucht.
Hörschäden durch Kopfhörer
Musik hören mit Kopfhörer ist nicht nur bei Jugendlichen beliebt. Auf der Fahrt zur Arbeit oder beim Freizeitsport hat das Tragen von Kopfhörer immer mehr zugenommen. Doch ständiges lautes Hören von Musik oder Hörbüchern kann sich schädlich auf die Gesundheit auswirken. Ein Lärmpegel über 85 Dezibel reicht schon aus, um auf die Dauer Hörschäden zu verursachen. Das ist in etwa so laut wie eine Hauptverkehrsstraße. Die Schallwellen schädigen vor allem die feinen Haarzellen im Innenohr: "Bei hoher Schallenergie werden die feinen Haarzellen plattgedrückt wie das Getreide auf einem Feld bei einem starken Sturm", beschreibt Michael Deeg, Sprecher des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte, die Belastung der Sinneszellen im Innenohr. Nicht immer richten sich die Haarzellen wieder auf. Ob sich die Zahl der Hörschäden durch die verstärkte Nutzung von Kopfhörern nun erhöht hat, ist jedoch noch nicht belegt.
Auf das Hören achten
Experten beobachten zunehmend, dass wir unser Gehör vernachlässigen und uns oft nicht bewusst ist, dass man bereits mit einer kurzen hohen Lärmbelastung einen großen gesundheitlichen Schaden anrichten kann. Hier müssen Kinder und Jugendliche früh sensibilisiert werden, damit sie auf ihre Hörgesundheit achten lernen. Ein Konzertbesuch kann 100 Dezibel bereits überschreiten und sich schädlich auf das Hören auswirken. Das beliebte Tragen von Kopfhörern wird dann zu einem Problem, wenn die Umgebungsgeräusche laut sind und die Musik zum Beispiel noch lauter gedreht werden muss. Gerade in Großstädten überschreitet die Lautstärke der Kopfhörer schnell die Grenzwerte. Hörschäden sind die Folge und das unabhängig von der Art der Kopfhörer. Mögliche Alternativen könnten solche Kopfhörer sein, die den Umgebungslärm ausblenden. Doch wer sich dann im Straßenverkehr aufhält, könnte seine Musik zwar leiser hören, aber nimmt nichts mehr von seiner Umgebung wahr.