Die Impfkampagne schreitet voran – wenn auch schleppend. Nach dem generellen Stopp des Impfstoffs von Astrazeneca für Unter-60-Jährige vom 19. April 2021 in Deutschland, darf der Impfstoff nun nur noch in Arztpraxen gespritzt werden. Trotz dieses Dämpfers im Kampf gegen das Virus wünschen sich die meisten wohl eine möglichst baldige Impfung – mit einem möglichst sicheren Vakzin. Denn damit einher geht die Hoffnung auf einen normaleren Umgang mit dem sozialen Umfeld oder zumindest weniger Sorgen um Geist und Gesundheit.
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Hintanstellen sollen sich dabei aber nicht nur diejenigen, denen eine niedrigere Priorität zugewiesen wurde, sondern auch von Covid-19-Genesene. Das trifft besonders Menschen im Pflegebereich. Für Genesene, aber auch für Geimpfte stellen sich da einige zentrale Fragen.
Wie hoch ist das Risiko, nach einer Impfung erneut zu erkranken?
Mittlerweile gibt es Meldungen von Menschen, die trotz zweifacher Impfung an Corona erkrankt sind. Laut Robert Koch-Institut ist das durchaus nicht überraschend: Erstens bietet eine Impfung nie einen hundertprozentigen Schutz. Zweitens können fünf bis zehn Prozent der Geimpften keinen ausreichenden Schutz aufbauen. Und drittens ist die Wirkung der Impfung auf neue Mutationen noch nicht vollständig erforscht. Das Risiko einer erneuten Erkrankung kann also nur schwer allgemein angegeben werden, hängt es doch von persönlichen Prädispositionen und dem Grad der Abgestimmtheit zwischen Virus und Impfstoff ab.
Wie ist die Lage bei Impfungen gegen andere Krankheiten?
Ähnlich ist das schon seit Jahren bei der Grippeimpfung. Auch hier ist es möglich, dass sich durch die stete Wandelbarkeit des Grippevirus neue Virusstämme durchsetzen, worunter dann die Schutzwirkung des Impfstoffs leiden kann. Dazu kommt: Der Impfstoff bewirkt die Aktivierung des Immunsystems. Doch das Immunsystem älterer Menschen zum Beispiel arbeitet oft nicht mehr so gut, was in der Folge zu einem weniger umfassenden Schutz vor einer Influenza-Infektion führt.
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Wie gestaltet sich der Verlauf bei einem Geimpften, der erkrankt?
Zurück zu Corona. Sollte es trotz Impfung zu einer Erkrankung kommen, stellt sich die Frage nach dem Verlauf der Krankheit. Laut Robert Koch-Institut zeigt sich in verschiedenen Studien, dass alle in Deutschland verfügbaren Impfstoffe hochwirksam gegen schwere Verläufe sind. Das Risiko, dass man also aufgrund von schweren Atemproblemen auf die Intensivstation eingeliefert wird, gilt folglich als sehr gering. Es ist dabei aber nicht gesagt, dass mildere Symptome wie Fieber, Husten oder Kopf- und Gliederschmerzen nicht auch bei einem Geimpften auftreten können.
Corona-Impfung: Ist man danach immer noch ansteckend?
Wenn es nicht ausgeschlossen ist, dass sich Geimpfte mit dem Virus infizieren können, ist auch eine Weitergabe an andere möglich. Wichtig dabei ist allerdings zu bemerken, dass die Viruslast durch die Impfung deutlich reduziert wird. Und das hat schon mal sein Gutes, denn die Ansteckungsgefahr steigt mit der Viruslast. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass Geimpfte andere seltener anstecken; das Risiko einer Virusübertragung ist laut Robert Koch-Institut stark vermindert.
Wie wirken sich die neuen Mutanten auf die Wirksamkeit der Impfstoffe aus?
Mittlerweile sind sieben relevante Corona-Mutanten bekannt. Die Datenlage zur Wirksamkeit der Impfstoffe ist hier noch unzureichend. Bisher konnte aber immerhin gezeigt werden, dass alle in Deutschland zugelassenen Impfstoffe gegen die britische Variante B.1.1.7. wohl einen wirksamen Impfschutz liefern. Bei der südafrikanischen Variante B.1.351 hingegen gibt es erste Hinweise, dass sie das menschliche Immunsystem besser überwinden könnte – was eine geringere Wirksamkeit der Vakzine mit sich bringen würde. Bereits vorhandene Antikörper von überstandener Infektion oder Impfung dürften wohl auch gegen die brasilianische Variante P.1 einen geringeren neutralisierenden Effekt haben. Auch die Varianten B.1.525 und B.1.526, die 2021 neu in Deutschland aufgetaucht sind, könnten unserer Immunantwort entkommen. Über die anderen Mutanten gibt es bislang keine hinlänglichen Erkenntnisse.
Wie lange immun nach Corona-Infektion?
Nicht nur nach einer Impfung, auch nach überstandener Corona-Infektion stellt sich die Frage: Und was nun? Als Erstes gilt es zu klären, wie lange man nach einer Corona-Infektion immun ist. Laut einer neuen Studie der Universität Innsbruck ist die Immunität auch acht Monate nach der Infektion noch stabil: Besonders wichtig sind dabei die sogenannten T-Zellen. Sie können vom Virus angegriffene Zellen erkennen und vernichten. Die Autoren einer Studie aus Großbritannien geben das Risiko einer Reinfektion mit dem Coronavirus, wenn es sich dabei nicht um eine Mutation handelt, mit unter einem Prozent an. Zu ähnlichen Ergebnissen kam zuletzt auch eine großangelegte Studie aus Dänemark.
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Unter anderem aufgrund dieser Erkenntnisse hält das Robert Koch-Institut an folgender Maßgabe fest: Eine Impfung von Personen, die eine Corona-Erkrankung bereits durchgestanden haben, soll aufgrund der anzunehmenden Immunität frühestens sechs Monate nach der Genesung erwogen werden.
Geimpft oder bereits genesen: Wie soll man sich jetzt verhalten?
Insgesamt gesehen lassen die bisherigen Ergebnisse eine abschließende Bewertung des Übertragungs- und Erkrankungsrisikos nach Impfung oder Infektion mit dem Coronaerreger noch nicht zu. Laut Robert Koch-Institut dürften Geimpfte bei der Epidemiologie aber keine wesentliche Rolle mehr spielen. Nichtsdestotrotz empfiehlt das Robert Koch-Institut auch für Geimpfte und Genesene die allgemein üblichen Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln. Also unter anderem Abstand zu anderen halten, Menschenansammlungen meiden, häufig lüften sowie gründlich Hände zu waschen. Darüber hinaus haben sich Geimpfte und Genesene auch an die geltenden Corona-Regeln zu halten.
Profitieren Geimpfte bald von Lockerungen?
Und doch sollen zumindest Geimpfte bald von Lockerungen profitieren. Denn wie Juristen wie der Staatsrechtler Ulrich Battis betonen, dürfe man die Geimpften dann nicht mehr in ihren Grundrechten einschränken. In eine ähnliche Richtung deuten auch Äußerungen von Bundegesundheitsminister Spahn.
Nichtsdestotrotz, was bei uns noch für heftige Diskussionen sorgt, ist in Israel bereits Realität: Dort ermöglicht der grüne Impfausweis nach erfolgter Impfung zum Beispiel den Besuch von Konzerten. Viele sprechen hier von einer Impfpflicht durch die Hintertür. In Deutschland hingegen ist von der Politik zu diesem Thema noch kein Entschluss gefasst. Und so bleibt die Maßregel für Geimpfte und Genesene bislang: Keine Sorglosigkeit walten lassen, aber zumindest weniger Sorgen machen um die eigene Gesundheit.
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