Die sechs Welpen leben – noch – mit ihrer Mutter auf einem Truppenübungsplatz bei Ohrdruf. 2014 wanderte die Wölfin von Sachsen nach Thüringen auf der Suche nach einem neuen Revier. Lebensraum fand sie, einen Partner nicht.
„Es hat kein weiterer Wolf geschafft nach Thüringen zu kommen, schon gar nicht ein Rüde“ (Silvester Tamás, NABU)
Im Frühling half ein Artgenosse aus, wohl ein Labrador-Mischling, der auf dem Übungsplatz gerne wildert. Halb Wolf, halb Hund: Hybriden teilen das Erbgut ihrer Eltern. Entsprechend sind sie in der freien Wildbahn weniger fit, kräftig und ausdauernd als richtige Wölfe. In der Regel mischen sich die Hybridtiere ins Rudel, in dem sie wenig Chancen haben, sich durchzusetzen oder ein Weibchen für sich zu gewinnen.
Hund-Wolf-Mischlinge chancenlos in der Wildnis
Die Thüringer Wölfin hat kein Rudel, sie ist mit ihren sechs Jungen allein. Diese zu versorgen fällt schwer. Statt Wild kommt auch leichter zu Jagendes ins Visier, etwa Schafe. Dass Hund-Wolf-Mischlinge sich eher als Wölfe an Menschen heranwagen, bestätigen Studien jedoch nicht.
Was tun mit den Wölfen?
Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz hat als rechtliche Vorgabe die „Entnahme“ der Hybriden aus der natürlichen Umgebung. Ein Dilemma:
„Niemand tötet gerne Jungtiere, die möglicherweise ganz nett aussehen“ (Olaf Möller, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz)
Ob die Welpen dafür erschossen werden oder zunächst gefangen, ist die Frage. Und sollen sie dann sterilisiert werden? An Züchter außerhalb Europas gehen, wo die Züchtung von Hybriden aus Wolf und Hund erlaubt ist? 2003 hatte man in Thüringen schon einmal Nachwuchs einer Wölfin mit einem Hund. Die Jungen wurden in ein Gehege in den Nationalpark Bayerischer Wald gebracht, wo sie starben.
In der freien Natur sind Hybriden keine Seltenheit. Vor allem Wölfinnen sind es, die – zur Not und bei Gelegenheit – auf ein Hunderüden ausweichen. Wölfe wählen selten eine Haushündin, sie bleiben in der Regel einsam.