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Kunststoff aus Holz und Weizen

Kunststoff aus Holz und Weizen

Erdöl und Kohle werden knapp – Chemiker suchen deshalb weltweit nach nachwachsenden Rohstoffen. Jetzt sind sie bei Holz und Weizenkleie fündig geworden. Sie könnten eine Quelle für Kunststoffe sein. Von Hellmuth Nordwig.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Terpene sind die Duftstoffe, die Kiefern- oder Fichtenholz ihren angenehmen Geruch verleihen. Sie riechen nicht nur gut, Chemiker können sie zudem in einen Kunststoff umwandeln. Paul Stockmann verwandelt im Labor des Fraunhofer-Instituts für Bioverfahrenstechnik in Straubing Terpene in ein Polyamid.

Hitzebeständiger Kunststoff

Aus Polyamiden werden Angelschnüre und Gitarrensaiten gemacht, Kabelbinder und Trinkbecher. Entscheidend dabei ist: Gegenüber seinen Verwandten aus Erdöl hat der Kunststoff aus Terpenen technische Vorteile. Er hält höheren Temperaturen stand, bevor er weich wird und schmilzt. Das ist zum Beispiel ideal für Bauteile von Automotoren, die viel Hitze aushalten müssen. Paul Stockmann hat jetzt so viel von dem neuen Kunststoff im Labor erzeugt, dass die Industrie ihn ausgiebig testen kann.

Kunststoff aus Weizenkleie

Auch Chemiker der Technischen Universität in München gewinnen Chemikalien aus Bio-Rohstoffen. Thomas Brück verarbeitet dort Weizenkleie. Die gibt es in Hülle und Fülle, denn im Freistaat fallen in den Getreidemühlen pro Jahr einige hunderttausend Tonnen Kleie als Abfall an. Brück verrührt die Kleie in einem großen Glastopf mit flüssigen Enzymen. Die lösen wertvolle Inhaltsstoffe aus der Weizenkleie heraus. Diese werden wiederum an Mikroorganismen verfüttert, zum Beispiel an Algen. Erst sie bilden Substanzen, aus denen die Chemie Kunststoffe herstellen kann.

Tüten aus nachwachsenden Rohstoffen

Thomas Brücks Kunststoff hat ähnliche Eigenschaften wie Polyethylen. Man könnte ihn zum Beispiel für Tüten und Verpackungen verwenden. In großem Stil wird man den Kunststoff aber nur in Bio-Raffinerien herstellen können. Solche Anlagen gibt es bisher nicht. Die Investitionen wären extrem hoch, und wann sie sich rechnen, weiß niemand.

Vielversprechende Pflanzen-Chemie

Aber die Beispiele aus Straubing und München zeigen: Es gibt vielversprechende Ansätze, um Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen. Mehrere Unternehmen erproben solche Verfahren und die Produkte in kleinerem Maßstab. Darunter sind die ganz Großen der Branche, in Ludwigshafen und Leverkusen. Die ersten Schritte in Richtung einer Pflanzen-Chemie sind also bereits gemacht.