Der Infektiologe Bernd Salzberger vom Uniklinikum Regensburg würde seine Gefühlslage in Sachen Corona-Behandlung derzeit so beschreibt: "Enttäuscht ist vielleicht der falsche Ausdruck. Aber wir sind bei der Therapie wirklich trotz vieler, vieler Studien und vieler, vieler Fortschritte nicht ganz, ganz viel weitergekommen."
Wenn ein Patient mit schweren Symptomen auf die Intensivstation kommt, gelingt es in rund jedem zweiten Fall, einen tödlichen Verlauf zu verhindern.
In der Behandlung hat sich einiges getan: Sowohl bei den Medikamenten, die sich gegen das Virus selbst richten, als auch bei Wirkstoffen, die verhindern sollen, dass das Immunsystem überreagiert.
Remdesivir – in der Frühphase von Covid einsetzbar
Bei den Anti-Virus-Mitteln spielt nach wie vor Remdesivir eine Rolle - ursprünglich gegen Ebola entwickelt, dann von der Weltgesundheitsorganisation bei Covid-19 nicht mehr empfohlen. Trotzdem bekommen es Patienten in einer frühen Phase der Erkrankung noch, also, wenn sie bereits eine Lungenentzündung haben, aber noch nicht künstlich beatmet werden.
Monoklonale Antikörper – reagieren nicht auf Corona-Varianten
Dazu kommen, relativ neu, sogenannte monoklonale Antikörper. Sie binden das Virus und machen es unschädlich. Einige Präparate haben eine Notfall-Zulassung bekommen. Sie sind bestimmt für Patienten, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben, zum Beispiel, weil ihr Immunsystem schwach ist oder Vorerkrankungen bestehen.
Die Infektiologin Ulrike Protzer von der TU München sieht aber eine große Einschränkung: "Ein Problem haben wir im Moment: Die monoklonalen Antikörper reagieren nicht mehr gut auf die Varianten."
Das heißt bei der jetzt vorherrschenden Delta-Variante erzielt die Behandlung keine Erfolge mehr. Die Forschung muss also angepasst und erweitert werden.
Dexamethason – problematisch bei beatmeten Patienten
Geforscht wird auch an neuen Medikamenten, die das Immunsystem bremsen. Der Klassiker ist Dexamethason. Vielversprechend sind auch Kortison-Sprays, die direkt in der Lunge wirken, ähnlich wie bei Asthma. Wichtig ist aber noch herauszufinden: Bei welchen Patienten und in welcher Phase wirkt es? Kortison kann nämlich andere Infektionen, zum Beispiel mit Pilzen oder Bakterien, begünstigen.
Problematisch ist die Behandlung vor allem dann, wenn Patienten bereits beatmet werden und die Lunge stark geschädigt ist. Dazu sagt Bernd Salzberger: "Dafür bräuchten wir eigentlich was. Aber da haben wir auch noch keine gute Idee, in welche Richtung überhaupt so eine Neuentwicklung gehen könnte."
Das Milken-Institut in Kalifornien listet mehr als 300 Forschungsprojekte auf, für ganz verschiedene Mittel. Insgesamt dauern eine mögliche Zulassung und entsprechende klinische Studien aber viel länger als bei den Impfstoffen.
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