Eine Doktorandin schaut im Labor auf einen Monitor, auf dem ein Bild von Melanom-Zellen (schwarzer Hautkrebs) zu sehen ist.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Bernd Wüstneck
Bildbeitrag

Auf dem Gebiet des schwarzen Hautkrebses (Melanom) wird intensiv geforscht. Im Fokus stehen insbesondere die neuen nRNA-Impfstoffe.

Bildbeitrag
> Wissen >

Malaria und Hautkrebs: Wie mRNA-Impfstoffe die Medizin verändern

Malaria und Hautkrebs: Wie mRNA-Impfstoffe die Medizin verändern

Wissenschaftler halten es für wahrscheinlich, dass es in einigen Jahren Impfstoffe auf mRNA-Basis gegen Krebs gibt. Mittelfristig sollen sie auch gegen Malaria zum Einsatz kommen. Wie funktioniert dieser neue Therapieansatz in der Medizin?

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Vor der Corona-Pandemie waren die sogenannten Messenger-RNA-Impfstoffe oder kurz mRNA-Impfstoffe eher einem überschaubaren Expertenkreis bekannt. Aber die Technologie galt als vielversprechend. Der Trick dabei: Die Baupläne für bestimmte Eiweißmoleküle werden direkt in die menschlichen Zellen geschleust und der Körper reagiert mit einer Immunantwort. Allerdings gibt es praktische Hürden, zum Beispiel müssen die Impfstoffe aufwendig gekühlt werden. Deswegen scheuten sich große Pharmaunternehmen zunächst, Geld in die Entwicklung zu stecken. Doch dann kam Corona, und damit der Siegeszug der neuen Impfstoffe.

Die mRNA-Impfstoffe haben sich inzwischen in der Bekämpfung von Viren als äußerst wirksam erwiesen. Außerdem sind sie gut verträglich und lassen sich schneller als jeder andere Impfstoff auf ein bestimmtes Eiweiß "programmieren". Das zahlt sich nicht nur bei Erregern wie dem Coronavirus aus.

Malaria – neue Möglichkeiten im Kampf gegen Parasiten

Auch im Kampf gegen Malaria sehen Fachleute vielversprechende Möglichkeiten des Impfstoffs. Diese Krankheit wird durch einen einzelligen Parasiten übertragen, der sich in seinen Wirten, der Anopheles-Mücke und dem Menschen, vermehrt. Michael Hoelscher, Direktor der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der LMU, verfolgt die Forschung auf diesem Gebiet: "Parasiten mit einem Impfstoff zu bekämpfen, ist bislang noch nicht gelungen, auch deswegen, weil wir nicht den genauen Ansatzpunkt des Immunsystems kennen. Bei der Malaria haben wir viele verschiedene Ansatzpunkte im Vermehrungszyklus der Malariaparasiten im Menschen, wo wir ansetzen können."

Die mRNA lässt sich relativ einfach programmieren, so können die Schwachstellen des Parasiten schnell ausgelotet werden. Mehr als 400.000 Menschen starben im Jahr 2019 an Malaria, überwiegend Kinder unter fünf Jahren, die noch keine Immunabwehr gegen den Erreger gebildet haben. Mit dem Stich der Anopheles-Mücke dringen die sogenannten Sporozoiten, das ist die infektiöse Form des Parasiten, in den menschlichen Körper ein. In diesem Stadium könnte eine Impfung den Erreger gut bekämpfen, sagt Michael Hoelscher: "Das bisher erfolgversprechendste Antigen ist das Sporozoiten-Antigen-1. Hier würde bei einer Infektion sozusagen das Angehen der Infektion im Körper verhindert. Wir nennen das eine sterilisierende Impfung, die die Vermehrung des Erregers im Körper gleich zu Beginn verändert."

  • Zum FAQ "Was ist RNA und wie funktionieren mRNA-Impfstoffe?"

Tumore – erste Erfolge der individualisierten Immuntherapie

Auch bei der Bekämpfung von Tumoren, für die die mRNA-Impfstoffe ursprünglich entwickelt wurden, gibt es inzwischen aussichtsreiche Ansätze. Allerdings sind Tumore ein anderes Kaliber als die relativ einfach aufgebauten Coronaviren, wie Hana Algül, Direktor des Comprehensive Cancer Centers der TU München, erklärt: "Die Tumorzellen sind sehr viel schlauer, sehr viel komplizierter. Die akkumulieren genetische Veränderungen über längere Zeit und verändern ihr Gesicht in dieser Zeit in einem Maße, wie man es bei Viren gar nicht kennt."

Auch hier hoffen die Forscher auf Erfolge durch die schnelle, zielgerichtete Programmierbarkeit von mRNA-Impfstoffen, um die körpereigene Immunabwehr auf den Tumor anzusetzen. Nämlich dann, wenn die Krebszellen durch Mutationen neue Eiweiße produzieren, die sonst nirgendwo im Körper vorkommen. Dann können rasch spezifische Impfstoffe gegen die individuellen Tumorzellen produziert werden. Tatsächlich gibt es bei diesem Ansatz schon erste Behandlungserfolge, bestätigt Hana Algül: "Dass das Prinzip gut funktioniert, hat eine Studie im Melanom, im Schwarzen Hautkrebs gezeigt, dass eine individualisierte, auf Grundlage der mRNA-Technologie entwickelte Immuntherapie möglich ist und die Patienten auf diese Therapie gut angesprochen haben."

Noch müssen die mRNA-Impfstoffe in klinischen Studien beweisen, welches Potenzial in ihnen steckt. Doch schon jetzt steht fest, dass damit ein neues Kapitel in der Geschichte der Medizin aufgeschlagen wurde.

"Hier ist Bayern": Der neue BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!