El Niño ist ein Wetterphänomen, das in unregelmäßigen Abständen im Pazifischen Ozean auftritt. Dieses Ereignis hat weitreichende Auswirkungen auf das Klima weltweit. In neutraler Wetterlage wehen Passatwinde in westlicher Richtung und treiben den Humboldtstrom an der Westküste Südamerikas nach Norden und südlich des Äquators Richtung Südostasien ab. Durch El Niño fließt warmes Wasser an die Westküste Südamerikas, was zu starken Regenfällen, Überschwemmungen und Orkanen führt, während in Australien und Südostasien Trockenheit, Dürre und Waldbrände herrschen. El Niño tritt üblicherweise alle zwei bis sieben Jahre auf und hat auch Auswirkungen auf Europa und andere Regionen.
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Infolge von El Niño: Experten warnen vor Temperaturrekord
Experten warnen bereits seit Ende 2022, dass außergewöhnlich warme Tiefengewässer im tropischen Westpazifik wohl das nächste El-Niño-Ereignis für 2023 ankündigen. Dies könnte zu globalen Temperaturrekorden führen, da ein Teil der Meereswärme in die Atmosphäre abgegeben wird. Bereits jetzt ist das Oberflächenwasser im zentralen und östlichen Pazifik wärmer als der langjährige Durchschnitt, was immer mit höheren Temperaturen an Land einhergeht.
Im Video: Professor Mojib Latif über Klimaschutz
Die Weltorganisation für Meteorologie gibt an, dass die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung eines El Niño von Juni bis August 2023 bei 70 Prozent und von Juli bis September bei 80 Prozent liegt. Diese Entwicklung könnte die globale Durchschnittstemperatur, die aufgrund menschengemachter Treibhausgase seit Jahrzehnten steigt, zusätzlich erhöhen.
Klimaforscher Latif: mögliche Katastrophe für Südostasien durch Erwärmung
In diesem Kontext spricht Mojib Latif, Meteorologe und Klimaforscher vom GEOMAR, von einer möglichen Katastrophe für Südostasien: "Im Extremfall könnte es sogar eine Art permanenten El Niño geben. Das heißt also, dass das System aus diesem Zustand überhaupt nicht mehr rauskommt. Und das würde dann tatsächlich, also gerade für Südostasien, eine Katastrophe bedeuten, weil wir dann eben auch dort dauerhaft sehr trockene Bedingungen hätten."
In den letzten Jahren habe es mehrere aufeinanderfolgende La-Niña-Ereignisse gegeben, bei denen sich der tropische Pazifik abkühlte, im Gegensatz zum Erwärmen bei El Niño. Dies habe dazu geführt, dass die globale Temperatur nicht weiter angestiegen sei. Das könne sich aber im Laufe des kommenden Jahres ändern.
Verstärkt Klimaerwärmung das El-Niño-Phänomen?
Ein weiteres Problem ist der Anstieg der Wassertemperaturen in den Weltmeeren, der teilweise durch den menschengemachten Klimawandel verursacht wird. Ob der Klimawandel El Niño zusätzlich antreibt, darüber herrscht kein wissenschaftlicher Konsens. Die Ozeane speichern über 90 Prozent der Wärme, die durch den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre zurückgehalten werde, so Latif. "Insofern erwärmen sich die Ozeane beständig. In der Tat ist der Wärmeinhalt, also die gespeicherte Wärme innerhalb der oberen 2.000 Meter der Weltozeane, ein viel besserer Indikator für die Klimaerwärmung als die Oberflächentemperatur, die eben relativ hektisch reagiert, zum Beispiel im Rhythmus von El Niño und La Niña."
Generell gelte, sagt der Klimaforscher: Ob sich Wetterphänomene wie El Niño infolge der Klimaerwärmung potenzieren, sei unsicher. "Aber die Auswirkungen können sich durchaus verstärken, weil einfach mehr Energie im System ist. Entsprechend können sich dann auch Wetter-Anomalien noch einmal deutlich stärker ausprägen als normalerweise."
El Niño: weniger Auswirkungen auf Europa
Laut dem Klimaforscher wird Europa durch El Niño hingegen nicht so stark betroffen sein. In Südeuropa seien aber eher wärmere Temperaturen zu erwarten. Es sei jedoch wichtig zu beachten, dass das Klima in Europa nicht nur durch El Niño, sondern auch durch andere Faktoren wie den Atlantik und seine Wetterlagen beeinflusst werde.
Das Islandtief und das Azorenhoch seien hierbei besonders bedeutsam. So wird es in Mitteleuropa beispielsweise wechselhaft, wenn ständig neue Tief- und Hochdruckgebiete von Island und den Azoren, angetrieben von Westwinden, über Deutschland und Mitteleuropa hinwegziehen.
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