Vor zwei Jahren meldeten mehr als 100 Länder Ausbrüche der auch als Affenpocken bekannten Infektionskrankheit Mpox. Die Infektionswelle im Jahr 2022, für die die Virusvariante Klade IIb verantwortlich war, verlief letztlich glimpflich. Nun aber zirkuliert in der Demokratischen Republik Kongo eine neue Mpox-Variante. "Es ist ohne Zweifel die gefährlichste der bekannten Mpox-Varianten", sagte John Claude Udahemuka, Dozent an der Universität Ruanda. Die Sorge der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Die neue Virusvariante Klade Ib, die laut Gesundheitsexperten zu wesentlich schwerwiegenderen Krankheitsverläufen führt als die bisher bekannten Virus-Typen, könnte sich auch in Europa ausbreiten.
Hier finden Sie Antworten auf Fragen zu Mpox-Viren, über die bisherige Verbreitung, deren Übertragbarkeit, die Möglichkeit einer Impfung und die Folgen einer Infektion.
Wo und wie verbreitet sich die neue Virusvariante Ib?
Wie viele Infektionen mit dem Virustyp Ib es bisher gab, ist unbekannt. Nur schwer Erkrankte suchten Krankenhäuser auf, sagt Trudie Lang, Professorin für globale Gesundheit an der Universität Oxford: "Das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Es ist möglich, dass die Inkubationszeit lang ist, das heißt, dass Menschen andere anstecken können, ohne es zu wissen."
Aktuelle Informationen zur Entwicklung der Infektionswelle in der Demokratischen Republik Kongo veröffentlicht die WHO auf Ihren Internetseiten (externer Link), ebenso wie weltweite Statistik zu Mpox-Infektionen (externer Link).
Wie viele Infektionen mit Mpox-Viren gibt es in Deutschland?
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) (externer Link) wurden bisher (Stand: 26.06.2024) in Deutschland 3.800 Mpox-Fälle erfasst, überwiegend im Jahr 2022. Todesfälle waren nicht darunter. Weniger als ein Prozent der registrierten Infektionen betrafen Frauen, Jugendliche oder Kinder.
Wie kann man sich mit Mpox-Viren infizieren?
Eine Übertragung des Mpox-Virus von Mensch zu Mensch ist vor allem durch engen Körperkontakt über zum Beispiel die Schleimhäute oder offene Wunden möglich, sowie über aufgeplatzte Pusteln oder Bläschen, die mit der Erkrankung einhergehen. Der Haut-zu-Haut-Kontakt ist laut RKI (externer Link) hauptsächlicher Übertragungsweg der Mpox-Viren.
Laut dem Institut ist rein theoretisch auch eine Infektion via respiratorischen Tröpfchen bei sogenanntem "Face-to-face-Kontakt" möglich. Zweifelsfrei belegt seien solche Übertragungen aber bisher nicht, schreibt das RKI auf seiner Internetseite (externer Link). In Endemiegebieten kann es laut RKI auch durch infizierte Tiere zu einer Übertragung des Virus kommen. Wie bei der Übertragung von Mensch zu Mensch ist hier der enge Kontakt mit dem Tier, vor allem mit Körperflüssigkeiten, zum Beispiel bei einem Biss, Voraussetzung.
Wie groß ist die Gefahr in Deutschland, sich mit Mpox-Viren zu infizieren?
Das RKI stuft das Risiko einer Infektion mit Mpox-Viren für die Bevölkerung eher gering ein. Es schreibt dazu auf seiner Internetseite: "Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätzt das RKI derzeit als gering ein. Das RKI beobachtet die Situation weiter genau und passt seine Einschätzung ggf. dem aktuellen Kenntnisstand an." (Stand: 26.06.2024)
Generell gilt aber: Wer viele Partner habe – egal, ob hetero- oder homosexuell, "hat auch ein entsprechend höheres Risiko, insbesondere dann, wenn auch noch Reiseaktivität eine große Rolle spielt", sagte Christoph Spinner, Infektiologe am Klinikum rechts der Isar, im BR-Interview Anfang 2024.
Wie hoch ist das Risiko einer Ansteckung in Europa?
Die WHO warnt: "Expertinnen und Experten sind alarmiert, weil sie [die neue Virusvariante] sich in der abgelegenen Region unkontrolliert ausbreitet. Sie kann auch Europa erreichen". "Das wäre aber nicht meine größte Sorge", sagt dazu WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan. Reiche Länder hätten bei dem Ausbruch 2022 gezeigt, dass sie die Ressourcen haben, um eine Verbreitung einzudämmen.
"Meine größte Sorge ist, dass die Krankheit sich in Bevölkerungen ausbreitet, die von großer Armut betroffen sind, wenig Zugang zu medizinischer Hilfe haben und vielleicht Probleme haben, Behörden zu vertrauen", sagt Ryan.
Mpox: Was ist bei der neuen Virusvariante gefährlicher?
Die neue Variante habe sich zwar zunächst über Sexarbeiterinnen ausgebreitet, inzwischen gehe sie aber unabhängig von derlei Kontakten von Mensch zu Mensch, sagt John Claude Udahemuka, Dozent an der Universität Ruanda. In einer Schule hätten sich zum Beispiel viele Kinder beim Spielen mit einem Infizierten angesteckt. "Wir sind sehr besorgt über den Ausbruch", sagt WHO-Mpox-Expertin Rosamund Lewis zur Infektionsgefahr mit der neuen Virusvariante.
Welche Symptome treten bei einer Mpox-Infektion auf?
Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Fatigue oder Gelenkschmerzen sind Symptome, die laut RKI etwa fünf bis 21 Tage nach einer Infektion auftreten können – aber nicht müssen. Typisch für die Erkrankung sind die meist im Gesicht und später am ganzen Körper auftretenden Bläschen und Pusteln, die sehr infektiös sind.
Welche Symptome treten beim neuen Virustyp Klade Ib auf?
Infektionen mit der neuen Variante Klade Ib (römisch 1 b) verlaufen nach Angaben der Gesundheitsexperten im Kongo schlimmer als mit anderen Varianten. Sie sorgen für stärkeren Ausschlag am ganzen Körper und länger anhaltende Symptome. Frauen erlitten Fehlgeburten und für Kinder sei die Krankheit lebensgefährlich.
Wie gelingt der beste Schutz vor dem Mpox-Virus?
Wie schon beim Coronavirus ist der beste Schutz vor einer Infektion eine Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI rät drei Personengruppen zu einer Impfung, und zwar:
1. Menschen, die engen Kontakt zu einer an Affenpocken/Mpox erkrankten Person hatten
2. Menschen, die im Gesundheitswesen oder in Laboren arbeiten und dabei mit dem Virus in Kontakt kamen – entweder durch Patienten oder durch mit dem Virus kontaminiertes Material
3. Außerdem: Alle Männer über 18 Jahre, die Sex mit Männern haben und dabei häufig die Partner wechseln
Welchen Impfstoff gibt es, und wie und wo wird geimpft?
Schon seit 2013 ist der Pocken-Impfstoff Imvanex für Menschen ab 18 Jahren zugelassen. Im Juli 2022 hat der in Martinsried bei München hergestellte Impfstoff die Indikationserweiterung zum Schutz vor Mpox durch die EU erhalten.
Allerdings: Eine Vereinbarung mit dem Freistaat Bayern, nach der die Abrechnung und Vergütung der Mpox-Impfung bislang erfolgte, endete mit Ablauf des 31. Dezember 2023. Da mit den Krankenkassen noch keine Einigung über die Vergütung der Mpox-Impfung erzielt wurde, ist die Impfleistung für die Mpox-Impfung seit 1. Januar 2024 bis auf Weiteres privat in Rechnung zu stellen, heißt es auf der Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (externer Link). Das heißt auch: Eine kostenlose Impfung ist seit dem Jahreswechsel daher nur noch in den Ambulanzen von Universitätskliniken möglich, weil der Freistaat den Impfstoff nur an die Uni-Kliniken liefert.
Geimpft wird in der Regel zweimal im Abstand von mindestens 28 Tagen (eine Impfstoffdosis je 0,5 ml). Auch wenn der Impfabstand von 28 Tagen überschritten wurde, muss die Impfserie nicht neu begonnen werden. Und: Wer schon einmal gegen Pocken geimpft wurde, braucht nur eine Impfung.
Warum kommt es seit 2022 vermehrt zu Ausbrüchen von Mpox?
Laut einer im November 2023 veröffentlichten Studie (externer Link) zirkuliert das Mpox-Virus schon seit Jahren im menschlichen Körper. Genauer: seit 2016. Warum es erst ab Mai 2022 zu vermehrten Ausbrüchen kam, begründet der Biophysiker Richard Neher von der Universität Basel, der einer der Hauptautoren der Studie ist, in einem Interview Anfang November 2023 (externer Link) mit der verstärkten Reisetätigkeit der Menschen nach den Beschränkungen der Corona-Pandemie.
Was tun bei Verdacht einer Mpox-Infektion?
Wer glaubt, er sei mit dem Mpox-Virus infiziert, sollte Kontakte zu anderen Menschen meiden und sich gegebenenfalls an einen Hausarzt beziehungsweise eine Hausärztin oder eine HIV-Schwerpunktpraxis wenden.
Mit Material von dpa
Im Audio: Mpox - wie hoch ist die Ansteckungsgefahr?
Dieser Artikel ist erstmals am 8.01.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!