Das Prinzip der mRNA-Technologie ist einfach: Der Impfstoff enthält Botenstoffe (messenger RNA) mit dem Bauplan für ein bestimmtes Protein. Diese Botenstoffe dringen bei der Impfung in die Zellen an der Einstichstelle ein, die daraufhin eine Zeitlang dieses Protein produzieren. Das menschliche Immunsystem erkennt dieses Protein als Fremdkörper, bekämpft es und merkt es sich für die Zukunft.
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Wie wirken mRNA-Impfstoffe gegen Krebs?
Die Impfstoffe gegen das Coronavirus machen den menschlichen Körper mit diesem Eindringling bekannt, genauer mit dessen Spike-Protein, das ihm sein kronenförmiges Aussehen gibt. Das schützt vor Ansteckung und schwerer Erkrankung. Bei Krebs dienen die mRNA-Impfstoffe hingegen nicht der Vorbeugung, sondern der Behandlung einer Krankheit.
Schon seit rund 30 Jahren wird erforscht, wie sich die mRNA-Technologie in der Krebsbehandlung einsetzen lässt. Sie soll das Immunsystem dazu bringen, bösartige Zellen zu erkennen und zu zerstören. Die Krebszellen sind den gesunden Zellen allerdings sehr ähnlich. Tumorzellen können sich zudem tarnen oder das Immunsystem bremsen. Deshalb ist es viel schwieriger, einen mRNA-Impfstoff gegen einen körpereigenen Krebs zu entwickeln als einen Impfstoff gegen einen Angreifer von außen wie das Coronavirus.
Wie weit ist die Forschung?
Die mRNA-Technologie wird bereits an Patienten mit unterschiedlichen Krebsarten erprobt. Allerdings ist die Zahl der Studienteilnehmer noch klein. Mitte Dezember 2022 veröffentlichten die US-Unternehmen Moderna und Merck Ergebnisse einer Phase-2b-Studie mit 157 Teilnehmern zur Behandlung des malignen Melanoms (Schwarzer Hautkrebs). Mehrere Spritzen des mRNA-Impfstoffes verbesserten die Wirkung eines Antikörpermedikaments, das bei der Behandlung verschiedener Tumorarten zum Einsatz kommt. Auch das Mainzer Unternehmen Biontech forscht in einer Phase-2-Studie an einem mRNA-Impfstoff zur Behandlung von Hautkrebs. Dieser Impfstoff enthält die Baupläne für vier verschiedene Proteine. Mindestens eines davon produzieren die Krebszellen von 90 Prozent aller Patienten mit einem Melanom. Parallel entwickelt Biontech weitere mRNA-Impfstoffe gegen Darm-, Prostata- und Eierstockkrebs sowie weitere Krebsarten.
Das Unternehmen Curevac aus Tübingen forscht ebenfalls an einem mRNA-Impfstoff, der gegen Hautkrebs und weitere Krebsarten wirken soll. Zwei weitere mRNA-Krebsimpfstoffe von Curevac sind noch in frühen Stadien der Entwicklung.
- Zum Artikel: Wie wirken mRNA-Impfstoffe?
Bei vielen Krebsarten gibt es jedoch viele verschiedene Formen entarteter Zellen. Das macht einen gemeinsamen Impfstoff für mehrere Patienten unmöglich. Mit der mRNA-Technologie lässt sich aber auch ein einzelner Tumor behandeln. Dazu werden einem Patienten zunächst Krebszellen entnommen und deren Erbgut mit demjenigen von gesunden Zellen verglichen. So lässt sich herausfinden, wo der Bauplan der Krebszellen Fehler hat und welche falsch aufgebauten Proteine sie deshalb produzieren.
Ein individuell angepasster Impfstoff bringt das Immunsystem dann dazu, diese Proteine zu erkennen und damit exakt auf diese bösartigen Zellen zu reagieren. Da sich mRNA inzwischen relativ einfach und schnell im Labor produzieren lässt, ist die mRNA-Technologie auch in der Krebsbehandlung finanzierbar.
Wann könnten mRNA-Impfstoffe gegen Krebs zum Einsatz kommen?
Ohne die Vorarbeiten aus der Krebsforschung wäre die Entwicklung der mRNA-Impfstoffe gegen das Coronavirus nie in so kurzer Zeit möglich gewesen. Umgekehrt profitiert die Krebsforschung nun vom milliardenfachen Einsatz der mRNA-Impfstoffe. Innerhalb kurzer Zeit konnten so große Datenmengen über Verträglichkeit, Impfreaktionen und Nebenwirkungen gesammelt werden.
Es wird voraussichtlich noch einige Jahre dauern, bis die Krebsbehandlung mit mRNA-Technologie in der Praxis eingesetzt wird. Als Therapie wird sie dann zunächst wohl nur bei einzelnen Krebsarten in Frage kommen und dann auch nicht allein, sondern in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden. Ein Allheilmittel gegen Krebs wird die mRNA-Technologie also nicht werden. Möglicherweise kann sie aber beitragen, Krebs von einer oft tödlichen zu einer chronischen Krankheit zu machen, mit der Patienten viele Jahre leben können.
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