Foto eines Kakapo
Bildrechte: Andrew Digby/New Zealand Department of Conservation/dpa

Bedrohte Vogelart: der Papagei Kakapo. Ihm haben vor allem vom Menschen eingeschleppte Tierarten und die veränderte Landnutzung zugesetzt.

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Neuseelands Vogelwelt bräuchte Millionen Jahre zur Regeneration

Seit seiner Ankunft hat der Mensch die Vogelwelt in Neuseeland so stark dezimiert, dass die Wiederherstellung der einstigen Artenvielfalt etwa 50 Millionen Jahre dauern würde.

Vor rund 700 Jahren kamen erstmals Menschen nach Neuseeland. Besonders die Vogelwelt hat unter der menschlichen Invasion gelitten: Viele der einzigartigen Vogelarten der Inseln sind seither ausgestorben oder heute vom Aussterben bedroht. Ein internationales Forscherteam mit deutscher Beteiligung hat jetzt berechnet, wie lange die Natur zur Wiederherstellung der einstigen Vielfalt bräuchte. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Bis die Evolution wieder eine so artenreiche Vogelwelt wie einst entwickeln könnte, würde es bei weitem länger dauern als der Mensch bisher existiert, berichten die Forscher im Fachblatt "Current Biology".

Mehr als 70 Vogelarten in Neuseeland schon ausgestorben

Seit Auftauchen des Menschen auf den neuseeländischen Inseln sind dort mehr als 70 Vogelarten verschwunden, heißt es seitens des Naturkundemuseums Berlin. Luis Valente forscht dort seit Jahren auf dem Gebiet der Evolutionsbiologie und Biodiversität. Er ist einer der Autoren der Studie, die Anfang August 2019 veröffentlicht wurde. Nach den Berechnungen Valentes und seiner Kollegen gelten trotz der heutigen Vogelschutzmaßnahmen 30 Prozent der auf den neuseeländischen Inseln noch vorhandenen Vogelarten als vom Aussterben bedroht.

Ein typischer Vogel Neuseelands: der Kakapo - groß, naiv und bedroht

Einer der bedrohten Vögel ist der nachtaktive Papagei der Art Kakapo. Er macht es - wie viele Vogelarten Neuseelands - seinen Feinden aber auch besonders einfach: Er lebt am Boden, legt seine Eier dort ab, ist flugunfähig und hat keinerlei Verteidigungsstrategien. Vor ein paar Jahren wäre der große Papagei mit seinem moosgrünem Gefieder deshalb beinahe ausgestorben. Ratten, Marder, Frettchen, Katzen und andere vom Menschen eingeschleppte Tiere hatten seine Existenz bedroht. Nun gibt es für den Kakapo Hilfen, um seine Art zu erhalten.

Neuseelands Vögel: Evolution war nicht auf Feinde eingestellt

So wie dem Kakapo ergeht es vielen Vögeln, die auf den Inseln im Südwestpazifik heimisch sind. Erst der Mensch brachte die Feinde der Vögel mit: die Säugetiere. Bis auf die Fledermäuse gab es sie dort bis dahin nämlich nicht. Und das mag auch eine Erklärung dafür sein, warum die Evolution bei den in Neuseeland heimischen Vogelarten auf einige der sonst im Tierreich üblichen Überlebensstrategien verzichtet hat. Viele der Vögel, schreiben die Forscher in ihrer Studie, waren aufgrund ihrer Eigenschaften - flugunfähig, groß und im Verhalten eher naiv - vergleichsweise leichte Opfer.

50 Millionen Jahre zur Erholung der Vogelwelt - oder doch noch mehr?

Für ihre Untersuchungen hatten die Wissenschaftler nach Angaben des Naturkundemuseums Berlin genetische und fossile Daten ausgestorbener und lebender Vögel in Neuseeland analysiert. Anhand einer Computersimulation hatten sie anschließend ermittelt, wie lange es dauern würde, bis die Inseln die verlorene Vielfalt per Evolution wieder erlangen würden. Die geschätzten 50 Millionen Jahre, die die Forscher für eine Erholung der Vogelwelt in Neuseeland veranschlagt haben, sind dabei wohl alles andere als großzügig bemessen.

"Wenn Arten, die derzeit als potenziell gefährdet eingestuft werden, ebenfalls aussterben würden, wären nochmals 10 Millionen Jahre erforderlich." Naturkundemuseum Berlin