Wundern Sie sich nicht, wenn Sie schon eindeutige Heuschnupfen-Symptome haben, bevor Sie "dran" sind. Das hat einen triftigen Grund: So stammen in München und Erlangen laut einer Studie der Technischen Universität München (TUM) 63 Prozent der aktiven Pollen nicht aus Bayern, sondern wurden hierher geweht. An der alpinen Station Oberjoch waren es sogar 75 Prozent der Pollen. In München und Erlangen zeigte sich dieser Effekt nicht nur zu Saison-Start, sondern auch in der Haupt-Pollensaison. Das heißt, zu den lokal blühenden Pflanzen kommen noch herangewehte Pollen hinzu. Die Pollen-Vorhersage, die auf jahreszeitlichen Informationen beruht, zeigt also nur einen Teil der aktuell herumfliegenden Pollen.
Pollenflug in Bayern ausgewertet
Ein Team um Annette Menzel, Professorin für Ökoklimatologie an der TUM, wertete die Daten von sechs bayerischen Pollen-Messstationen (Münnerstadt, Bamberg, Erlangen, Zusmarshausen, München, Oberjoch) über 30 Jahre und für sieben Pollenarten aus. Diese Pollenarten sind als starke Allergene bekannt: Hasel, Erle, Birke, Esche, Kiefer, Süßgräser und Artemisia.
Derzeit fliegen schon Hasel, Erle, Pappel und Weide. Ärzte raten inzwischen bei der Stadtbegrünung davon ab, Birken, Erlen, Pappeln und Weiden zu pflanzen, weil so viele Menschen stark allergisch auf die Bäume reagieren.
Pollen schon 17 Tage früher da, als bekannt
Von 2005 bis 2015 zeigte sich bei der Untersuchung der TUM an drei Stationen, dass verwehte Pollen im Schnitt schon 17 Tage vor der Pflanzen-Blüte vor Ort anwesend waren. 63 Prozent dieser Pollen waren nicht-lokal. Ausgenommen wurden bei der Auswertung die Arten Artemisia und Süßgräser sowie die alpine Station Oberjoch.
Pollen können weit fliegen
Pollen sind Leichtgewichte und können über mehrere hundert Kilometer fliegen. Sogar bis zum Nordpol können sie geweht werden, wie Wissenschaftler zeigten. Das ist auch schon an bayerischen Messstationen aufgefallen: Dort sind Pollen von Pflanzen aufgefangen worden, bevor die Blüh-Saison vor Ort überhaupt gestartet war.
"Das Phänomen ist bekannt, aber bisher hatte noch niemand systematisch untersucht, wie häufig dies vorkommt", sagt Annette Menzel - und hat das nun mit einem Forscherteam nachgeholt.
Weitere Studien zu Pollen-Flug nötig
Die Forscher halten weitere Studien zur Messung von Pollen-Transport für nötig, denn dadurch gibt es mehr Pollen, die auch nachts fliegen könnten und von fremdartigen Pollen auswärtiger Pflanzen stammen können. All das hat Einfluss auf lokale Pollenvorkommen - und das Leid von Pollen-Allergikern.
Die Studie zum Pollen-Transport in Bayern wurde am 25. Februar 2021 im Fachmagazin Frontiers in Allergy veröffentlicht.
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Allergiker können ihrem Leid entgegenwirken, indem sie ihre Körperhygiene und ihre Wohnung anpassen. Tipps finden Sie hier - und auch eine Studie, die zeigt, dass ein Mundschutz die Heuschnupfen-Symptome verringern kann.
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