Eine zusammengesetzte Aufnahme des MeerKAT-Radioteleskops: Das Schwarze Loch in der Mitte der Milchstraße ist in der hellsten Region verborgen.
Bildrechte: SARAO/Oxford/NRAO

Eine zusammengesetzte Aufnahme des MeerKAT-Radioteleskops: Das Schwarze Loch in der Mitte der Milchstraße ist in der hellsten Region verborgen.

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Riesige ballonartige Strukturen in der Milchstraße entdeckt

Ein internationales Team von Astronomen hat eine der größten Strukturen entdeckt, die je im Zentrum der Milchstraße beobachtet wurden. Das Team glaubt, dass das riesige sanduhrförmige Gebilde das Ergebnis eines starken energetischen Ausbruchs ist.

Forscher der Northwestern University in Illinois in den USA und der britischen University of Oxford haben mit dem MeerKAT-Radioteleskop des südafrikanischen Radioastronomischen Observatoriums (SARAO) weite Regionen im Zentrum der Galaxie kartografiert und genaue Beobachtungen bei größeren Wellenlängen durchgeführt. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden am 11. September 2019 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.

Schwarzes Loch der Milchstraße wurde aktiv

Hauptautor Ian Heywood von der University of Oxford schreibt: "Das Zentrum unserer Galaxie ist im Vergleich zu anderen Galaxien mit sehr aktiven zentralen Schwarzen Löchern relativ ruhig. Trotzdem kann das zentrale Schwarze Loch der Milchstraße ungewöhnlich aktiv werden und aufflammen, wenn es in regelmäßigen Abständen massive Staub- und Gasklumpen verschlingt. Es ist möglich, dass ein solcher Fressrausch mächtige Ausbrüche auslöste, die diese bisher nicht gesehenen Strukturen aufflammen ließen."

Geheimnisse im Zentrum der Milchstraße

Die Umgebung um das zentrale Schwarze Loch unserer Galaxie ist aktiver im Vergleich zum Rest der Milchstraße. Mitautor Farhad Yusef-Zadeh von der US-amerikanischen Northwestern University entdeckte in den frühen 1980er-Jahren im Zentrum der Milchstraße, 25.000 Lichtjahre von der Erde entfernt, großflächige, stark magnetisierte Filamente. Filamente sind fadenförmige Strukturen aus Gas und kosmischem Staub, die sich über Dutzende von Lichtjahren Länge und bis zu einem Lichtjahr Breite erstrecken.

Bislang war der Ursprung dieser Filamente unbekannt. Doch "die mit dem MeerKAT-Teleskop entdeckten blasenförmigen Gebilde geben nun Aufschluss über die Herkunft der Filamente", so Yusef-Zadeh. "Fast alle der mehr als hundert Filamente werden von den Radioblasen eingeschlossen."

Radiostrahlung dringt durch kosmischen Staub

Die Forscher glauben, dass die enge Verbindung der Filamente mit den Blasen bedeutet, dass das energetische Ereignis, das die Radioblasen erzeugt hat, auch für die Beschleunigung der Elektronen verantwortlich ist, die erforderlich sind, um aus den magnetischen Filamenten Radioemissionen zu erzeugen. Elektronen, die sich mit nahezu Lichtgeschwindigkeit bewegen, interagieren mit Magnetfeldern. Dadurch entsteht ein Funksignal, mit dem energetische Bereiche im Raum verfolgt werden können. Die vom MeerKAT-Radioteleskop gemessene Radiostrahlung dringt leicht durch die dichten Staubwolken, die das sichtbare Licht aus dem Zentrum der Galaxie blockieren.

Durch die Untersuchung der Zwillingsblasen hoffen die Wissenschaftler überzeugende Beweise dafür gefunden zu haben, dass diese Strukturen durch einen gewaltsamen Ausbruch vor einigen Millionen Jahren in der Nähe des Schwarzen Lochs der Milchstraße entstanden sind. Dieser Ausbruch sei wahrscheinlich über einen kurzen Zeitraum in entgegengesetzte Richtungen im interstellaren Raum abgelaufen.