Neben einer wachsenden Weltbevölkerung könnte auch das steigende Gewicht und die steigende Körpergröße der Menschen den globalen Bedarf an Kalorien aus Lebensmitteln erhöhen. Das haben jetzt Forscher um Stephan Klasen von der Universität Göttingen errechnet und ihre Ergebnisse Anfang Dezember 2019 im Fachblatt "PLOS ONE" veröffentlicht.
Steigender Bedarf an Lebensmitteln und Kalorien
Wie viel werden wir in Zukunft essen? Diese Frage stellten sich Stephan Klasen, Entwicklungsökonom der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen, und sein Kollege Lutz Depenbusch. Ihre Berechnungen ergaben: Selbst bei gleichbleibendem Body Mass Index (BMI) - also die Maßzahl, die das Körpergewicht eines Menschen im Verhältnis zu seiner Körpergröße bewertet - und konstanter Körpergröße würde der globale Kalorienbedarf allein aufgrund des Bevölkerungswachstums um über 60 Prozent ansteigen. Das Team um Klasen geht dabei von rund 11,2 Milliarden Menschen im Jahr 2100 aus.
Weil die Menschen aber nicht nur immer mehr, sondern auch immer schwerer und größer werden, liegt der Anstieg des weltweiten Kalorienbedarfs noch einmal um 18 Prozent höher, so die Kalkulation der Göttinger Wissenschaftler. Der größte Zuwachs beim Kalorienbedarf sei in Nigeria, Indien und der Demokratischen Republik Kongo zu erwarten. In China, Japan und Russland sei bis 2100 hingegen sogar mit einem reduzierten Kalorienbedarf zu rechnen.
Mangelernährung als Folge des weltweit steigenden Kalorienbedarfs
Das Problem, ob die Nahrungsmittelwirtschaft diesen steigenden Bedarf künftig decken kann, werde sich nicht über ein sinkendes Körpergewicht der Menschen selbst regulieren, befürchten die Forscher. Während reichere Personen ihre Ernährungsgewohnheiten beibehalten könnten, würde die arme Bevölkerung stark unter den höheren Preisen aufgrund der vermehrten Nachfrage leiden, so das Fazit von Lutz Depenbusch, Hauptautor des Artikels.
"Dies würde zum erhöhten Konsum von günstigen Nahrungsmitteln führen, die oft reich an Kalorien, aber arm an Nährstoffen sind. In der Folge könnte auch unter den Armen das Körpergewicht weiter steigen, während die Mangelernährung zunimmt.“ Lutz Depenbusch, Entwicklungsökonom an der Universität Göttingen
Die Forscher betonen, dass Nahrungsunsicherheit nicht nur neben Übergewicht existieren, sondern dieses sogar begünstigen kann.