Menschen, die unter Heuschnupfen leiden, haben es in diesem Frühjahr besonders schwer: Im April haben Messstationen in Deutschland so viel Pollen gemessen wie selten. Leser Nikolaus Albrecht verweist auf der Facebook-Seite von BR24 darauf, dass 2018 ein Mastjahr ist. Was versteht man darunter?
Von einem Mastjahr spricht man, wenn bestimmte Baumarten synchron massenhaft blühen. Und zwar nicht nur einzelne Bäume, sondern ganze Populationen. Das tun sie je nach Baumart in unregelmäßigen Abständen. Warum wir derzeit wahre Pollenstürme und überall Blütenstaub-Teppiche sehen, hat mehrere Gründe: Dieses Jahr ist ein ganz besonders intensives Blühjahr. Mehrere Baumarten blühen derzeit gleichzeitig und stark, zum Beispiel die Tanne, die Kiefer, die Hainbuche, die Buche und besonders aktiv die Fichte, die nicht allergen wirkt. Verstärkt wird das Blütenstaub-Phänomen durch die Witterung: Es ist schon seit Längerem warm, trocken und windig.
Mastjahre und Klimawandel
Erstaunlich ist die starke Blüte der Fichte heuer, der es in Bayern nicht gut geht. Der Baum steht unter Stress, weil ihm das Klima zu trocken wird. Gregor Aas vom Botanischen Garten der Universität Bayreuth vermutet, dass der Baum deshalb so viel Pollen produziert, weil er stirbt. Für Bäume ist die Fruchtproduktion ein Kraftakt, der mit weniger Holzproduktion einhergeht. Für die geschwächte Fichte ist es also eigentlich derzeit nicht sinnvoll, stark zu blühen. Für einen Zusammenhang von Mastjahr und Klimawandel gibt es bislang keinen Beweis, nur Hinweise, sagt Gregor Aas: Zum Beispiel traten in den vergangenen 20-30 Jahren Mastjahre gehäuft auf.
Auf die Pollenflugzeiten hat der Klimawandel allerdings einen Einfluss: Die Winter werden kürzer und die Bäume blühen früher, sagt Allergieforscher Jeroen Buters vom Helmholtz Zentrum in München. Durch die Wärme produzieren Pflanzen mehr Pollen und die Pollenflugsaison verlängert sich.
Klimatische Faktoren und CO2
Warum Bäume Mastjahre einlegen, ist noch nicht restlos geklärt. Wahrscheinlich tragen aber verschiedene klimatische Faktoren dazu bei. Einer davon ist die Nordatlantische Oszillation (NAO), umgangssprachlich auch "Luftdruckschaukel" genannt. Sie beeinflusst das Zusammenspiel von Islandtief im Norden und Azorenhoch im Süden - und damit das Klima in verschiedenen Regionen Europas, auch in Norddeutschland. In Süddeutschland spielen die Lage an den Alpen und jahreszeitliche Faktoren eine größere Rolle. Es gibt Hinweise, dass die NAO sensibel auf den Anstieg von Kohlenstoffdioxid (CO2) reagiert. Zudem wirkt CO2 laut Jeroen Buters wie ein Dünger auf Pflanzen.
Davide Ascoli von der Universität Neapel und Kollegen konnten in einer im Dezember 2017 veröffentlichten Studie zeigen, dass zumindest in den vergangenen 60 Jahren ein Zusammenhang zwischen Baum-Mastjahren und einer starken NAO im Sommer und Frühling sowie schwacher NAO im Winter bestand. Anfang des 20. Jahrhunderts sind die Zusammenhänge schwächer ausgeprägt. Für die Studie verglichen die Wissenschaftler die Mastjahre von Buchen und Fichten (Fagus sylvatica L., Picea abies (L.) H. Karst) der vergangenen 190 Jahre in Europa.
Was Allergiker tun können
Fliegen die Pollen, gegen die man allergisch ist, sollte man sich mehr in Innenräumen aufhalten. Tragen Sie Pollen möglichst nicht in die Wohnung. Das heißt Schuhe und Jacken nur im Eingangsbereich der Wohnung / des Hauses aufbewahren und sich umziehen, wenn man nach Hause kommt. Straßenkleidung sollte nicht im Schlafzimmer gelagert werden. Lüften Sie nur in der Früh und am Abend, wenn die Sonne untergegangen ist, dann fliegen weniger Pollen. Bei starken Allergien wird auch empfohlen sich abends zu duschen und die Haare zu waschen, um Pollen gründlich vom Körper zu entfernen. Je nach Allergie, kann eine Desensibilisierung hilfreich sein, damit sich der Heuschnupfen nicht verstärkt oder zu Asthma entwickelt.