Am 17. April beginnt die Vorlesungszeit. Und auch im Sommersemester 2023 bekommen Studierende eine deutliche Steigerung der Wohnkosten zu spüren. Laut einer Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts kostet ein WG-Zimmer in Deutschland durchschnittlich 458 Euro im Monat. Das sind 23 Euro mehr als noch zu Beginn des Wintersemesters. Wenn man auf Bayern schaut, ist es noch mal deutlich mehr: 527 Euro im Durchschnitt. Den Durchschnittswert treibt hier vor allem München nach oben. Die Stadt liegt mit Abstand an der Spitze der teuersten Studenten-Zimmer mit 720 Euro pro Monat.
Energiekrise und Inflation als Ursache
Für die Studie wurden Angebote in allen 94 deutschen Hochschulstädten mit mindestens 5.000 Studierenden ausgewertet. Die Autoren der Studie sehen Energiekrise und Inflation als Auslöser für die gestiegenen Preise. Institutsleiter Stefan Brauckmann hat noch eine weitere Erklärung: Nichtstudenten und Normalverdiener, die ebenfalls kleine Wohnungen oder sogar WG-Zimmer suchen. Das sei insbesondere bei international vernetzten Großstädten festzustellen.
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Sonderprogramm für bezahlbaren Wohnraum
Die Bundesregierung ist alarmiert und hat jetzt ein Sonderprogramm "Junges Wohnen" aufgelegt. 500 Millionen Euro werden im laufenden Jahr unter anderem für Neubau und Sanierung von Studentenwohnheimen freigemacht. Erstmals sollen außerdem auch Heime für Auszubildende gefördert werden. Knapp 78 Millionen Euro gehen nach Bayern, wo die Staatsregierung noch mal 38 Millionen Euro drauflegen will.
Inwiefern das Geld aber wirklich für Studierende und Azubis ausgegeben wird oder ob ein Teil in die allgemeine Wohnbauförderung fließt, darauf will sich Bayern nicht festlegen. Dem Bayerischen Rundfunk schreibt das Bauministerium: "Entsprechend der Verwaltungsvereinbarung besteht die Möglichkeit der Deckungsfähigkeit mit den Wohnraumfördermitteln. Bayern wird, soweit notwendig, flexibel davon Gebrauch machen." Ein Teil des Geldes könnte also auch in Sozialwohnungen fließen.
Wohnkostenpauschale hilft nur bedingt
Unklar am neuen Sonderprogramm ist außerdem: Wie viel wird mit dem Geld nur saniert, wie viel neuer Wohnraum tatsächlich geschaffen? Und wo ist das überhaupt möglich? Und selbst wenn neu gebaut wird, hilft das den aktuell Studierenden noch nicht. Sie müssten also kurzfristig direkt gefördert werden.
Zum Beispiel über das Wohn-BAföG, der erst kürzlich erhöht wurde. Allerdings hilft das laut Stefan Brauckmann auch nur bedingt: Coburg sei mit durchschnittlich 340 Euro für ein WG-Zimmer die günstigste Stadt in Bayern ab 5.000 Studierenden. Und das sei tatsächlich auch die einzige Stadt, wo man ein Zimmer finde, was der BAföG-Wohnkostenpauschale von 360 Euro entspricht. Da außerdem viele Studierende nicht BAföG-berechtigt seien, wäre es angesichts der Krisen, die wir gerade durchleben, Stefan Brauckmann zufolge wichtig, BAföG für mehr Leute zugänglich zu machen.
Wer kann sich Studieren noch leisten?
Als kleine Krisenhilfe gab's vor einiger Zeit endlich die Energiepauschale. Ansonsten zahlen aber bei vielen Studierenden die Eltern, um das Studium zu ermöglichen. Ein normaler Studentenjob reicht heute nicht mehr, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Womöglich müssen Studierende sich den Studienort künftig nach den Kosten aussuchen und weniger nach Studienfach und Qualität.
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