Remdesivir
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Remdesivir gilt derzeit als der größte Hoffnungsträger unter den potenziellen Corona-Medikamenten.

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Studie: Remdesivir verkürzt Behandlung von Covid-19-Patienten

Studie: Remdesivir verkürzt Behandlung von Covid-19-Patienten

Remdesivir gilt als vielversprechende Substanz bei der Behandlung von Covid-19. Nun haben US-Forscher positive Ergebnisse präsentiert: In einer Studie verkürzte der Wirkstoff die Genesungsdauer von Covid-19-Patienten um rund 30 Prozent.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Eine Reihe von Kliniken weltweit testen derzeit verschiedene Wirkstoffe gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2. Neben den Substanzen Hydroxychloroquin, Lopinavir/Ritonavir und Chloroquin steht dabei vor allem der Wirkstoff Remdesivir im Fokus. Das Medikament wurde am 03. Juli 2020 von der EU-Komission in der EU zugelassen.

Am 17. Oktober 2020 meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass das als Corona-Medikament eingesetzte Mittel Remdesivir wenig Nutzen habe. Das geht aus Daten der von der WHO koordinierten Solidaritätsstudie hervor, die bislang aber noch nicht in einem begutachteten Fachjournal erschienen ist. Auch andere in weltweiten Testreihen überprüfte, potenzielle Corona-Medikamente hätten demnach wenig oder gar keinen Nutzen gezeigt.

Vielversprechender Wirkstoff gegen COVID-19

Remdesivir ist ein Medikament, das in den Forschungslabors der Pharmafirma Gilead entwickelt wurde – als ein antiviraler Wirkstoff gegen Ebola. Die Substanz ähnelt den RNA-Bausteinen, die Viren wie SARS und MERS zur Vervielfältigung ihres Erbgutes benötigen und hemmt, einmal in das Virus eingeschleust, dessen Vermehrung. Sie gilt aufgrund früherer Studien an Zellkulturen und erster Experimente an Affen als einer der aktuell vielversprechendsten Wirkstoffe gegen SARS-CoV-2 und wird derzeit weltweit in Studien untersucht, darunter auch an deutschen Kliniken. Erst jüngst (09.06.2020) hatte eine in Fachblatt Nature veröffentlichte Studie gezeigt, dass Remdesivir Lungenerkrankungen bei mit SARS-CoV-2 infizierten Rhesusaffen verhindert. Jene Tiere, die das Medikament erhielten, zeigten nach Angaben der Studienautoren keine Anzeichen einer Atemwegserkrankung und hatten eine geringere Schädigung der Lunge.

Positive vorläufige Ergebnisse

Am 29. April hat das US-amerikanische National Institute for Allergy and Infectious Diseases (NIAID) nun erste vorläufige Ergebnisse der sogenannten Adaptive COVID-19 Treatment Trial (ACTT-Studie) veröffentlicht, die jetzt durch das "New England Journal of Medicine" bestätigt wurden. Demnach verkürze der Wirkstoff Remdesivir die Behandlungsdauer von Covid-19-Patienten um vier Tage.

Studie mit Kontrollgruppe

Nach Angaben des Immunologen und NIAID-Chef Anthony Fauci waren 1.063 Covid-19-Patienten in 68 Krankenhäusern in die Studie einbezogen worden. Eine Hälfte der Patienten bekam Remdesivir, die andere Hälfte erhielt ein wirkungsloses Scheinmedikament (Placebo). Nach durchschnittlich 11 Tagen waren jene Patienten, die den Wirkstoff erhielten, wieder genesen und konnten das Krankenhaus verlassen, die Patienten der Kontrollgruppe erst nach 15 Tagen. Auch die Sterblichkeitsrate sei nach Angaben von Fauci in der mit Remdesivir behandelten Gruppe mit acht Prozent verglichen mit 11,6 Prozent in der Placebo-Gruppe niedriger gewesen. Doch sei dieses Ergebnis bislang nicht statistisch signifikant.

Positives Echo auf Studie

In der Fachwelt stoßen die Ergebnisse der US-Studie auf ein positives Echo. Auch Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin am Münchner Klinikum Schwabing, hält die Ergebnisse der US-Studie für aussagekräftig:

"Mit der ACTT-Studie wird nun erstmalig ein belastbarer Datensatz zur Verfügung gestellt, der eine definitive Aussage zum Stellenwert von Remdesivir bei COVID-19 ermöglicht." Clemens Wendtner, Chefarzt des Münchner Klinikums Schwabing

Es bleibe allerdings offen, wie viele Patienten durch das Medikament von einer invasiven Beatmung auf der Intensivstation entwöhnt werden und wieder auf Normalstation verlegt werden konnten. Von Interesse sei darüber hinaus, wie schnell Viruslasten im Nasenrachenraum beziehungsweise in der Lunge unter Remdesivir abnehmen. Zudem müssten auch noch die exakten Nebenwirkungen des Wirkstoffs analysiert werden, so der Münchner Mediziner.

Hoffnung auf schnelle Zulassung

Auch Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektiologie an der Uni-Klinik Köln, forscht selbst an Remdesvir und hält die Studienergebnisse für vielversprechend.

"Für Patienten mit einer schweren Form dieser Erkrankung macht diese Studie Hoffnung, schneller und sicherer von der Infektion genesen zu können." Gerd Fätkenheuer, Leiter der Infektionlogie an der Uni-Klinik Köln

Zugleich blieben aber auch für den Kölner Forscher manche Fragen offen. So müsse untersucht werden, ob alle Patienten gleichermaßen von der Behandlung profitierten oder ob die Wirksamkeit je nach Schweregrad der Erkrankung unterschiedlich sei.

Auch kritische Stimmen

Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, nannte die Ergebnisse der US-Studie erfreulich, warnte allerdings vor übertriebenen Hoffnungen.

"Dass Herr Fauci ganz begeistert ist, überzeugt mich noch nicht." Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzenden der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft

Studien in Deutschland

Auch in Deutschland laufen derzeit mehrere klinische Studien zur Wirksamkeit von Remdesivir. So testet das Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München im Rahmen einer international angelegten Studie Sicherheit und Wirksamkeit des Wirkstoffs:

"Hier konnte gezeigt werden, dass eine Therapie mit 5 Tagen Remdesivir genauso gut funktioniert, wie eine zehntägige Gabe des Wirkstoffs." Infektiologe Christoph Spinner, Klinikum rechts der Isar

Die Münchner Untersuchung ist, so Infektiologe Spinner, im Gegensatz zur ACTT-Studie nicht placebokontrolliert, sondern vergleicht den klinischen Verlauf der Patienten im Vergleich zur alleinigen Standardbehandlung, etwa unterstützende Maßnahmen wie den Einsatz von entzündungshemmenden Medikamenten und Beatmung.

Abgebrochene chinesische Studie

Nicht alle wissenschaftlichen Arbeiten zu Remdesivir verlaufen allerdings erfolgversprechend: Ebenfalls am 29. April veröffentlichte das Fachmagazin „The Lancet“ die negativen Ergebnisse einer klinischen Remdesivir-Studie aus China. Diese kommt zu dem Schluss, dass sich der Zustand der Patienten durch den Wirkstoff nicht wesentlich verbessert. Jedoch wurde die Studie nach Angaben der Autoren aus Mangel an Patienten vorzeitig abgebrochen und war deshalb nicht aussagekräftig.

Früher Therapiebeginn könnte relevant sein

An der Untersuchung in Wuhan, dem Ursprungsort der Corona-Pandemie, nahmen 237 Patienten aus zehn Krankenhäusern teil. 158 bekamen Remdesivir, 79 ein Placebo. Dabei stellten die Forscher keinen statistisch bedeutsamen Einfluss auf die Dauer der Covid-19-Erkrankung oder die Sterberate fest. Neben der Tatsache, dass die Studie vorzeitig abgebrochen werden musste, weisen die Autoren zudem auf eine weitere Schwäche der Untersuchung hin: Die meisten ihrer Patienten waren erst recht spät im Krankheitsverlauf mit Remedesivir behandelt worden. Ein früherer Therapiebeginn verbessere die Behandlungsergebnisse womöglich.

US-Studie jetzt veröffentlicht

NIAID-Chef Anthony Fauci kommentierte die Studie aus China als "nicht adäquat". Die Hinweise der ACTT-Studie auf einen deutlich kürzeren Krankheitsverlauf seien hingegen vielversprechend. Die Ergebnisse der US-amerikanischen Untersuchung wurden jetzt unabhängig geprüft und in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" veröffentlicht. Die Autoren gaben an, dass das Medikament am besten bei Patienten wirkte, die noch nicht an Beatmungsgeräte angeschlossen werden mussten. Daher empfehlen sie eine frühe Behandlung.

Eine Ampulle des Medikamentes Remdesivir
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