Den schwarz-gelben Feuersalamander kennen wir alle, obwohl wir ihn immer seltener zu Gesicht bekommen. In Bayern wird der Salamander in der aktuellen Roten Liste der Lurche bereits als gefährdet eingestuft. Sein Bestand wird sich weiter verringern, denn jetzt setzt ihm noch ein gefährlicher Pilz zu: Batrachochytrium salamandrivorans, kurz: Bsal.
Salamanderfresser-Pilz Bsal frisst Löcher in die Haut
Der Hautpilz Bsal wurde 2013 erstmals wissenschaftlich beschrieben. Er frisst buchstäblich Löcher in die Haut der Tiere und verursacht Geschwülste. Weil die Haut mit den kreisförmigen, dunkel umrandeten Verletzungen aussieht wie angefressen, wird der Pilz auch als "Salamanderfresser" bezeichnet. Da sich die Krankheit so schnell verbreitet und rasch zum Tod führt, ist auch oft von der "Salamanderpest" oder "Salamanderseuche" die Rede. Die Haut ist für die Amphibien lebenswichtig: Infizierte Feuersalamander sterben binnen weniger Tage, weil sie nicht mehr atmen können und ersticken.
Bsal befällt die einheimischen Schwanzlurche. Neben den Salamandern sind also auch unsere Molche - Berg-, Teich-, Kamm- und Fadenmolch - gefährdet. Molche scheinen eine Infektion aber überleben zu können.
Wie das Bayerische Landesamt für Umwelt mitteilt, ist der Pilz auf eine feuchte, kühle Umgebung angewiesen. In Gewässern und in feuchten Böden kann er überdauern. Spezielle Dauersporen könnten sogar längere Zeit ohne Wirt überleben.
Tiere und auch Menschen können Hautpilz Bsal weiterverbreiten
Für andere Tiere und Menschen ist der Pilz ungefährlich - sie könnten ihn jedoch weiterverbreiten. Wie sich der Pilz verbreitet, ist noch nicht gänzlich erforscht. Laut dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) ist denkbar, dass sich Bsal passiv über unbewegliche Sporen an diverse Träger anhaftet oder sogar über aktive Sporen im Wasser fortbewegt.
- So erforschen Biologen die tödliche Seuche bei Feuersalamandern im Steigerwald
Bsal kam wahrscheinlich mit importierten Tieren aus Asien
Der Salamanderfresser-Pilz Bsal wurde, wie der NABU mitteilt, "nach derzeitiger Kenntnis mit dem Lebendtierhandel aus Asien" nach Europa eingeschleppt. 2013 wurde Bsal an toten Feuersalamandern in den Niederlanden und in Belgien nachgewiesen. 2015 wurde er zum ersten Mal in Deutschland an einem freilebenden Tier entdeckt: in der Eifel an der belgischen Grenze. Im vergangenen Jahr ist er in Bayern aufgetaucht: Im Juni 2020 wurde bei einem Feuersalamander aus dem Steigerwald bei Ebrach im Landkreis Bamberg eine Infektion bestätigt. Jetzt werden bei uns immer mehr erkrankte Tiere entdeckt: Betroffen sind bislang vor allem Regionen in Unterfranken, Oberfranken und Schwaben.
Feuersalamander-Monitoring bestätigt Bsal-Befall
In einem Feuersalamander-Monitoring untersuchte das LfU von Juli 2020 bis Mai 2021 im Steigerwald 216 Feuersalamander und zehn Molche. "Dabei wurde Bsal an 24 Feuersalamandern und einem Bergmolch in den Landkreisen Bamberg, Schweinfurt und Haßberge entdeckt", teilt das LfU mit. Im Landkreis Unterallgäu wurden im vergangenen Jahr zwölf Bergmolche gefunden, die nach dem Pilzbefall verendet waren.
Wissenschaftler befürchten Salamander-Massensterben
Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich der Pilz weiter ausbreiten wird. Derzeit seien die Feuersalamander-Populationen noch nicht akut bedroht, das könnte sich mittelfristig aber ändern: "Die Zusammenbrüche können schlagartig mit regelrechten Massensterben erfolgen", heißt es beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg. Dies ist zum Beispiel in der Eifel und im Ruhrgebiet bereits passiert. In den Niederlanden hat der Pilz den Feuersalamander fast ausgerottet, auch in Belgien wurde der Bestand bedenklich dezimiert.
Amphibien sind weltweit gefährdet - nicht nur durch Bsal
Amphibien sind weltweit die am stärksten bedrohte Wirbeltierklasse. Sie verlieren ihren Lebensraum, kämpfen mit Chemikalien und dem Klimawandel - und jetzt immer häufiger auch mit hochansteckenden Krankheiten. Bsal hat nämlich auch noch einen Pilz-Verwandten, der ebenfalls aus Asien stammt und bereits unseren heimischen Tieren zusetzt: Batrachochytrium dendrobatidis, kurz Bd.
So können Sie Feuersalamander vor Bsal schützen
Noch gefährlicher als ohnehin schon macht den Hautpilz Bsal die Tatsache, dass man fast nichts gegen ihn unternehmen kann: "Es gibt wenig Möglichkeiten, die Ausbreitung des Pilzes im Freiland zu verhindern", sagt ein LfU-Sprecher. Was bleibt, sind Verhaltensregeln für Menschen, um unsere Salamander und Molche zu schützen:
- Bleiben Sie beim Spazierengehen - besonders in Bsal-Risikogebieten - auf den Wegen.
- Lassen Sie Ihren Hund an der Leine und halten Sie ihn von klassischen Amphibien-Lebensräumen - Bächen, Ufern, Teichen und Tümpeln - fern.
- Meiden auch Sie den Lebensraum der Amphibien.
- Fassen Sie Amphibien nicht an.
- Die Bsal-Erreger können über die Erde an den Schuhen weitergetragen werden. Säubern Sie Ihr Schuhwerk deshalb nach einem Spaziergang gründlich - am besten direkt vor Ort, mit ausreichend Abstand zu Gewässern und Feuchtstellen. Auch desinfizieren, mit Leitungswasser abspülen und vor dem nächsten Einsatz gut trocknen lassen, wird empfohlen.
- Für Menschen, die häufig oder beruflich mit Gewässern und Amphibien-Lebensräumen zu tun haben, wurden besondere Hygieneregeln aufgestellt.
Quellen und weiterführende Infos:
- Bundesamt für Naturschutz: Bsal
- Bundesamt für Naturschutz: Die Ausbreitung und Folgen der Salamanderpest in Deutschland
- Technische Universität Braunschweig: Aggressiver Amphibienkeim bedroht einheimische Feuersalamander
- NABU: Handlungsempfehlungen zur Freilandarbeit in und an aquatischen Lebensräumen
- NABU: Infos zu tödlichen Chytridpilzen Bsal und Bd
- Bayerisches Landesamt für Umwelt: Hautpilz bei Feuersalamandern nachgewiesen
- Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz: Salamanderpest - Chytridpilzerkrankung bedroht den Feuersalamander und andere einheimische Amphibien
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