Mehr als zwei Jahre Pandemie haben uns verändert. Plötzlich standen im Homeoffice viele Menschen vor ganz neuen Herausforderungen - einige waren einfacher zu meistern als andere. Aber es gab auch positive Entwicklungen, wie beispielsweise beim Bewusstsein für Lebensmittel und ihre Verwendung.
Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung gestiegen
Als Restaurants geschlossen und Kantinen eingeschränkt waren, musste sich mehr mit der eigenen Küche, dem eigenen Herd und auch den Nahrungsmitteln auseinandergesetzt werden. Das hatte zur Folge, dass sich das Bewusstsein der Menschen für Lebensmittel und ihre Verschwendung verstärkt hat. Das ergab eine weltweite Umfrage des Capgemini Research Institutes, das den Einfluss digitaler Technologien auf Unternehmen untersucht. Dabei wurden über 10.000 Verbraucher im April und Mai 2022 in Nordamerika, Europa und in der Asia-Pazifik-Region befragt.
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Studie: Weggeworfene Lebensmittel könnten Welthunger beenden
Laut der Studie landen jährlich noch immer 2,5 Milliarden Tonnen Lebensmittel im Müll, während gleichzeitig etwa 811 Millionen Menschen weltweit unterernährt sind. Mit 50 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel könnte der Welthunger den Autoren nach beendet werden. Zwar müsste sich demnach vor allem auch auf Produktionsseite etwas tun, aber auch die Verbraucher spielen eine große Rolle.
Gestiegene Preise und Nachhaltigkeitsgedanken
Während der Corona-Pandemie stieg das Problembewusstsein für Lebensmittelverschwendung weltweit und in Deutschland um mehr als das Doppelte an. Vor der Pandemie waren sich 34 Prozent der Deutschen über die Verschwendung von Lebensmitteln in ihrem eigenen Haushalt bewusst. Mittlerweile sind es 73 Prozent, also fast drei Viertel. Das liegt vor allem an den steigenden Lebensmittelpreisen, aber auch an einem deutlichen Interesse für Nachhaltigkeit.
Suche nach Tipps in sozialen Medien steigt
Demnach ist stark erkennbar, dass sich die Verbraucher mehr damit auseinandersetzen, wie man Lebensmittel länger haltbar machen, weniger wegwerfen kann. Darüber informieren sie sich hauptsächlich in sozialen Netzwerken, tauschen sich aus, wollen dazulernen. Die Suchen dazu haben weltweit um 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. Die Motivation dafür kommt vor allem durch gestiegene Preise, dem Welthunger und dem Klimawandel. Das äußert sich dadurch, dass mehr Menschen mit Einkaufslisten shoppen gehen, um genauer zu planen, was sie wirklich an Lebensmitteln brauchen, aber auch, dass sie vermehrt zu Nahrungsmitteln greifen, die reduziert sind, weil sie nicht mehr perfekt sind.
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Verbraucher erwarten mehr von Produzenten
60 Prozent der Verbraucher haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie Lebensmittel wegwerfen. Aber sie sehen auch die Produzenten und Lebensmittelhersteller in der Pflicht, etwas gegen die Verschwendung zu tun. Dafür wünschen sie sich mehr und bessere Informationen über beispielsweise den Unterschied zwischen Mindesthaltbarkeitsdatum und Verfallsdatum. Aber auch digitale Etiketten mit QR-Codes, die über den Weg und die Qualität des Produktes aufklären, wären hilfreich. Momentan holen sich 67 Prozent der Verbraucher die meisten Tipps gegen Lebensmittelverschwendung bei Freunden und Familie oder in den sozialen Netzwerken.
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