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Volles Veggie-Regal in Münchner REWE-Supermarkt

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Die Vision von künstlichem Hühnerfleisch

Die Vision von künstlichem Hühnerfleisch

Im Supermarkt lockt inzwischen ein breites Angebot an vegetarischen Produkten. Vieles davon ist Fleischersatz. Doch es gibt Fortschritte in der Erzeugung von künstlichem Fleisch aus dem Reagenzglas. Von Anton Rauch

Das israelische Start-up SuperMeat züchtet aus Muskelzellen von Hühnern im Reagenzglas Fleisch, Hühnerfleisch, ganz ohne Tierleid - so das Versprechen. Anfang des Jahres lässt die Meldung aufhorchen, dass sich PHW, der Mutterkonzern des europaweit größten Hähnchenmästers Wiesenhof, bei dem Start-up-Unternehmen eingekauft hat. In drei bis fünf Jahren soll das Hühnchenfleisch aus dem Reagenzglas marktreif sein. In fünf bis acht Jahren könnte es in die Supermärkte kommen, heißt es. Doch der Ernährungswissenschaftler Gerhard Rechkemmer ist da skeptisch:

"Ich halte das wissenschaftlich durchaus für ein interessantes Projekt, aber ich zweifle sehr stark daran, dass es innerhalb von drei Jahren möglich sein wird zu einem für den Verbraucher akzeptablen Preis auf den Markt zu bringen." Prof. Gerhard Rechkemmer

Rechkemmer hat bis vor kurzem das Max-Rubner-Institut in Karlsruhe geleitet, das Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel.

Fleisch ganz ohne Tierleid?

In London ist schon vor fünf Jahren ein Hamburger mit künstlichem Rindfleisch vorgestellt worden - Preis für den Bulettenprototypen - schlappe 200.000 Dollar. Doch seitdem gibt es weltweit verstärkt Forschung und Entwicklung im Bereich künstliches Fleisch aus Zellkulturen. Die Vorstellung, so Fleisch zu produzieren, mit möglicherweise weniger Land und Wasserverbrauch und am Ende, ohne dafür Tiere zu töten, das elektrisiert nicht nur Tierrechtler.

Doch der Ernährungswissenschaftler weist darauf hin, dass die Zellen in einem Zellkultur-Medium wachsen müssen, einem speziellen Serum:

"Dieses Zellkulturmedium das muss auch neben Salzen und Mineralstoffen und Vitaminen Hormonen enthalten und auch Wachstumsfaktoren . Und die stammen traditionell aus dem Blut von Tieren, werden dort eben isoliert und eingesetzt, insofern sind dann nach wie vor noch Tiere notwendig, indem man fötales Kälberserum benutzt, das heißt, Kälberföten dann das Blut entzieht und daraus dann das Serum und diese Wachstumsfaktoren für die Zellkulturen gewinnt und in diesem Serum sind Wachstumsfaktoren dann enthalten." Prof. Gerhard Rechkemmer

Tofuwürste, Veggieschitzel, Gemüsewiener, Aufstriche und Bratlinge aller Art: Die Veggie-Regale in den normalen Supermärkten sind in den letzten Jahren stark angewachsen und das nicht nur in den Bioläden. Supermärkte und Discounter machen halten mit.

Fleischersatz aus Eiweißpflanzen - das ist die Zukunft

Fleischgroßkonzerne sind da längst eingestiegen. Die Rügenwalder Mühle aus Niedersachen macht bereits einen Drittel ihres Umsatzes mit Fleischersatzprodukten, wie veganer Leberwurst oder vegetarischer Salami - Marketingchef Godo Röben erklärt es in einem Youtube-Video:

"Dieser Fleischersatz ist wie das Methadon für die Fleischesser und irgendwann sind sie clean und dann essen sie nur noch Gemüse. Wir wollen ja nicht nur ein Ersatzladen irgendwann sein, drum denken wir darüber nach, dass es irgendwann reine Gemüseprodukte geben kann." Godo Röben, Rügenwalder Mühle

Hier sind die Entwicklungsabteilungen der Hersteller ständig am Tüfteln von neuen veganen Produkten, die schmecken. Aber das Prinzip hat sich längst am Markt durchgesetzt. Das Zellfleischengagement des Wiesenhofkonzerns ist da wohl eher als Marketinggag zu verstehen.