Was die Frucht aus der Familie der Malvengewächse so stinken lässt, haben Forscher des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie an der TU München Anfang März 2020 aufgedeckt. Die Durian enthält eine seltene Aminosäure, mit deren Hilfe ein Enzym den fiesen Geruch nach fauligen Zwiebeln freisetzt. Dieser bleibt auch in Räumen hängen und ist schwer wieder loszuwerden. Die seltene Aminosäure heißt Ethionin, der erzeugte Geruchsstoff Ethanthiol.
"Hierzu passt auch unsere Beobachtung, dass im Fruchtfleisch nicht nur die Ethionin-Konzentration mit zunehmendem Reifegrad ansteigt, sondern parallel dazu auch die von Ethanthiol. Letzteres erklärt den besonders starken Geruch einer reifen Durian." Nadine Fischer, Erstautorin der Studie, Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie, TU München
Durian - die Dosis macht das Gift
Überraschend ist, dass die Durian sowohl gesund, als auch gesundheitsschädlich sein kann. Eine neuere Untersuchung zeigt, dass Ethionin in kleinen Mengen wohl das Immunsystem positiv beeinflusst. In hohen Dosen verursache die Aminosäure bei Ratten Leberschäden und Leberkrebs, sagt Martin Steinhaus, Studienleiter und Lebensmittelchemiker an der TUM. Ob die Frucht auch für Menschen mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist, muss erst noch erforscht werden. Allerdings müssten Menschen eine unrealistisch große Menge der Frucht essen, um in Gefahr zu geraten: Wir sprechen hier von etwa 580 Kilogramm Fruchtfleisch der besonders ethioninreichen Sorte "Krathum" an einem Tag für einen 70 Kilogramm schweren Menschen.
Gestank - die berüchtigte Gruppe der Thiole
Weil der Gestank von Ethanthiol selbst in kleinsten Mengen für Menschen wahrnehmbar ist, 1 mg/t (0,001 ppm), wird der Stoff zum Beispiel Flüssiggas zugesetzt. Bricht ein Rohr in einer Anlage, strömt der Geruchsstoff aus und löst bei Arbeitern einen Alarm aus. Ethanthiol (C2H5SH) und Butanthiol (C4H9SeH) werden in der Datenbank des Guiness-Buch der Rekorde inoffiziell als die "am übelsten riechenden Moleküle der Welt" gelistet.
Biogasanlage und Stinktier
Ethanthiol und Butanthiol gehören zur Gruppe der Thiole oder Thiolalkohole, deren Grundstoff Schwefelwasserstoff ist. Thiole sind für ihren bestialischen Gestank bekannt. Der breitet sich zum Beispiel aus, wenn organisches Material in Biogasanlagen fault, oder wenn ein Stinktier angreift und sein Drüsensekret verspritzt.
Titanwurz und Stinkbomben
Zwei Dinge stinken noch mehr als die genannten Thiolalkohole: Stinkbomben und der Titanwurz (Amorphophallus titanum). Die Pflanze enthält wie Thiole auch Schwefelverbindungen und verströmt einen pestilenzartigen Verwesungsgeruch, der Käfer magisch anzieht. Im Guiness-Buch der Rekorde gibt es dafür inoffiziell die Auszeichnung "am übelsten stinkende Pflanze der Welt". Offiziell besitzt der Titanwurz "die höchste Blüte der Welt" und ist "die größte einzelne Blume der Welt".