Pharmaunternehmen entwickeln aus Blut- und Plasmaspenden lebensnotwendige Arzneimittel für schwere und seltene Erkrankungen.
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Blut- und Plasmaspenden retten Leben. Doch nicht jeder ist bei der freiwilligen Spende gleichermaßen willkommen.

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Warum ist es für Schwule fast unmöglich, Blut zu spenden?

Warum ist es für Schwule fast unmöglich, Blut zu spenden?

Homosexuelle Männer müssen eine Wartezeit von zwölf Monaten ohne Sex einhalten, wenn sie Blut spenden wollen. Das schließt die meisten der Spendewilligen von einer Blutspende aus. Warum gilt diese Regel und wie lässt sie sich überprüfen?

Freiwillige, die Blut spenden, werden immer gesucht. Das liegt einerseits daran, dass es nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) nur knapp drei Prozent der Menschen regelmäßig tun. Andererseits hält eine Blutkonserve gerade einmal 42 Tage, Blutplättchen sind sogar nur vier bis fünf Tage einsetzbar.

Homosexuelle männliche Blutspender: Vorher ein Jahr ohne Sex

Um die ständige Versorgung mit Blutspenden zu gewährleisten und weil rund 14.000 davon täglich in Deutschland benötigt werden, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), sollte jeder Freiwillige willkommen sein. Doch das gilt nicht für alle gleichermaßen, denn homo- und bisexuelle Männer sind quasi von der Blutspende ausgeschlossen.

Zwar besagt die Hämotherapie-Richtlinie der Bundesärztekammer und des Paul-Ehrlich-Instituts seit 2017, dass Homosexuelle theoretisch als Blutspender in Frage kommen. Aber nur, wenn sie vor einer Blutspende zwölf Monate auf Sex verzichten. Diese Wartezeit schließt die meisten Homosexuellen von einer Blutspende aus.

HI-Neuinfektionen bei Homosexuellen nach wie vor ein Thema

Grund für die Festlegung einer zwölfmonatigen Wartezeit ist, die wesentlich höhere Zahl von Übertragungen des HI-Virus in der Gruppe der homosexuellen Männer gegenüber Heterosexuellen. Aus den Daten des Robert Koch-Instituts geht hervor, dass die Inzidenz für HIV-Neuinfektionen bei homosexuellen Männern im Jahr 2019 bei 1.600 von insgesamt 2.200 Männern beträgt. Das sind knapp 73 Prozent der HIV-Neuinfektionen.

Tatsächlich gibt es Tests, die eine HIV-Infektion erkennen können. Bestimmte Antikörper-Antigen-Tests schließen bereits nach circa sechs Wochen eine Infektion aus. Auch empfindliche PCR-Tests werden inzwischen standardmäßig angewendet. Sie können bereits nach vierzehn Tagen das HI-Virus nachweisen. Selbst wenn man diese PCR-Tests nach zwei Wochen wiederholen würde, käme man nach Anwendung aller zur Verfügung stehender Tests nach einer Wartezeit von drei bis vier Monaten zu einem eindeutigen Ergebnis, ob die jeweilige Blutspende unbedenklich eingesetzt werden kann, ohne den Empfänger zu infizieren. Ähnlich verhält es sich mit dem Nachweis von Hepatitis-Viren. Auch darauf wird das Blut jedes Spenders untersucht.

Wann dürfen Homosexuelle in anderen Ländern zur Blutspende?

Die Frage ist also, warum sich Deutschland nicht an Ländern orientiert, in denen die Drei-Monats-Regel bereits gilt: an Großbritannien, USA und Kanada. Hier dürfen homosexuelle Männer bereits nach einem Vierteljahr Wartezeit Blut spenden. Möglicherweise ist man in Deutschland bei dem Thema besonders sensibel, da in den 1980er-Jahren tausende Hämophile (Bluter) aufgrund von verseuchten Blutkonserven mit HIV infiziert wurden, sagt Andreas Humpe, Leiter der Abteilung Transfusionsmedizin am Klinikum der Universität München. Seit 1985 wird jede Blutspende auf Antikörper gegen HIV untersucht. Seit 2004 ist es zudem Pflicht, Blutspenden mithilfe eines Nukleinsäure-Nachweises (PCR-Test) auf HIV-Erbmaterial zu untersuchen.

Test, Fragebogen und Selbstausschluss für geringes Übertragungsrisiko

Die letzten beiden HIV-Übertragungen durch eine Blutspende fanden in den Jahren 2007 und 2010 statt. Und diese wurden durch den PCR-Test nicht entdeckt, weil die Infektionen durch Spontanmutationen des Virus hervorgerufen wurden. Seitdem sind keine Fälle einer Übertragung mehr bekannt geworden. Das Risiko einer unerkannt HIV-infizierten Spende liegt damit im Millionstel-Bereich.

Vor der Blutspende müssen potentielle Spender einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie Auskunft über ihren Gesundheitszustand, Vorerkrankungen, etc. geben. Dort tauchen auch Fragen zum Sexualverhalten auf, die wahrheitsgemäß beantwortet werden sollten. Hier geht es darum, ob man in einer stabilen Partnerschaft lebt oder häufige Partnerwechsel hat. Da möglicherweise nicht jeder Spender gern detailliert Auskunft über sein Sexualleben geben mag, gibt es zusätzlich den vertraulichen Selbstausschluss, in dem man dem Blutspendedienst anonym signalisieren kann, seine Blutspende zu vernichten.

Aktuelle Blutspenderegel: Lockerung in Aussicht

Ein hoher Aufwand für ein kostbares Gut: Dies bestätigt auch Transfusionsmediziner Andreas Humpe. Die Spender stellten nicht nur ihr Blut, sondern vor allem ihre Zeit zur Verfügung. Da sei es fast egal, ob die Blutspende nach drei, vier oder zwölf Monaten erfolgen kann. Wichtig sei vor allem, dass genügend Freiwillige zur Blutspende gehen.

Die gute Nachricht zum Schluss: Nach ZDF-Informationen will Gesundheitsminister Jens Spahn die aktuelle Regelung lockern. Auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das Robert Koch-Institut (RKI) und der Arbeitskreis Blut würden eine Regeländerung befürworten, schreibt das Deutsche Ärzteblatt. Vielleicht bewegt sich was in puncto Blutspendeverbot für Homosexuelle.

PULS Reportage - Blutspenden
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Videobeitrag

Nadine Hadad will zum ersten Mal in ihrem Leben Blut spenden. Wie eine Blutspende abläuft und warum das so wichtig ist, in der PULS-Reportage.

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