Reisen im Inland und Aufenthalte in Pensionen, Hotels oder Ferienhäusern konnten bisher nicht als große Treiber des Corona-Infektionsgeschehens ausgemacht werden. Auch die Zahlen des Robert-Koch-Instituts, im Hinblick darauf, in welchem Umfeld sich Ausbrüche ereignet haben, weisen eher auf das private Umfeld, wie etwa Feiern, hin als auf den Wochenendtrip ans Meer oder den Familienurlaub im Bayerischen Wald.
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Beherbergungsverbot epidemiologisch gesehen zweifelhaft
"In einem Hotel können sehr wohl die entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden. Bei privaten Unterkünften ist das schon wesentlich schwieriger. Und deswegen geht dieses Beherbergungsverbot epidemiologisch gesehen eigentlich ziemlich ins Leere", sagt Timo Ulrichs. Er ist Infektionsepidemiologe und forscht an der akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin. Seiner Meinung nach sollte der Fokus der Maßnahmen eher in den Innenstädten liegen: Abstand halten, Maske tragen, Nies- und Hustenetikette. Diese Maßnahmen gelten als sinnvoll.
Alkoholverbot und Sperrstunde - greifen die Maßnahmen?
Aber auch andere Beschränkungen, die ebenfalls heftig diskutiert werden, könnten sinnvoll sein, um die Corona-Ausbreitung abzuschwächen. Gesundheitsforscher Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen: "Die anderen Maßnahmen, wie das Alkoholverbot oder die Sperrstunde, da geht es darum, die Anlässe zu verhindern, unter denen Infektionen stattfinden können."
Mit den Maßnahmen Sperrstunde bzw. Einschränkung des Alkoholverkaufs sollen Ansammlungen vermieden und Abstandsgebote durchgesetzt werden. Ob die Maßnahmen auch greifen, wird sich, wenn überhaupt, erst mit zeitlichem Abstand feststellen lassen. Zeeb betont, es gebe bislang keine Studien, die sagen, ein Beherbergungsverbot sei effektiv und senke die Infektionsrate genauso wenig wie ein Alkoholverbot dies tue.
Appell an Feiernde, vorsichtiger zu sein
Mit diesen Einschränkungen "könne man nur appellieren an alle, die sich treffen wollen, dass man das doch vielleicht etwas vorsichtiger macht oder ganz sein lässt", benennt der Infektionsepidemiologe Timo Ulrichs eine Hoffnung, die hinter den Maßnahmen steckt.
Was dabei im Detail tatsächlich effektiv ist und was nicht, müsste über exaktes Monitoring geprüft werden, unterstreicht Hajo Zeeb. "Wir haben es leider nicht mit einer Einzelquelle zu tun, die man gut und einfach kontrollieren kann."
Wissenschaftliche Aussagen, die wirklich belastbar sind, gibt es bisher nur zu wenigen Maßnahmen: Abstand halten hilft, Maske tragen auch. Und draußen ist die Gefahr, sich anzustecken, geringer als in Innenräumen. Was die anderen Corona-Maßnahmen betrifft, ist vieles noch nicht geklärt.
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