BR24 berichtete über eine Flyer-Aktion des Bayerischen Bauernverbandes, die unter dem Motto "Hund und Kuh auf Du und Du" gegen Hundekot auf Kuhweiden und Wiesen eintritt und für mehr Verständnis wirbt.
Machen Hundehaufen die Kühe krank?
Sind die Exkremente so gefährlich, dass trächtige Kühe dadurch ihre Kälber verlieren können? Eine BR-Nutzerin, die uns per Mail geschrieben hat, stört eine Gleichsetzung "Hundekot = Kälbertod". "Ich wundere mich über die vorbehaltlose Weitergabe dieser These", schreibt sie und beruft sich auf die "Arbeitsgruppe Neospora caninum" des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. "Lt. Arbeitsgemeinschaft des Instituts für Epidemiologie des Loeffler Instituts ist dies faktisch nur unter sehr theoretischen Annahmen möglich, welche in der Praxis so gut [wie] ausgeschlossen ist", so die Hörerin. Wir sind der Frage noch mal nachgegangen.
Geringes Risiko, dass Kühe sich mit dem Parasiten anstecken
Das Forschergruppe hatte sich intensiv mit der Übertragung des Parasiten Neospora caninum auseinandergesetzt. Dieser Parasit kann im Hundekot vorkommen und bei Rindern zu Fehlgeburten führen. "Nach Untersuchungen des Friedrich-Loeffler-Instituts ist das Risiko, dass Nicht-Hofhunde den Erreger Neospora caninum übertragen, sehr gering, aber nicht gänzlich auszuschließen“, antwortet Diplombiologin und Pressereferentin des Institus, Elke Reining, auf BR-Anfrage. Nach Berechnungen der Wissenschaftler müsste eine Wiese regelmäßig von sehr vielen Hunden besucht werden, damit ein zumindest geringes Risiko bestünde, dass Kühe aufgrund einer Infektion mit Neospora caninum ihr Kalb verlieren.
Hofhunde gefährdeter als Stadthunde, die nur Gassi gehen
Hunde selbst infizieren sich am häufigsten über Fleisch von befallenen Tieren. Die Möglichkeit, zum Beispiel rohes Fleisch von infizierten Rindern oder Nachgeburten aus dem Stall zu gelangen, ist für Hofhunde höher als für die Tiere anderer Hundehalter. Deshalb empfiehlt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit den Landwirten, Hofhunde nicht in Ställe und Futterlagerplätze zu lassen, und darauf zu achten, keine bereits infizierten Rinder zu kaufen. Das schütze besser vor Totgeburten durch den Parasiten, als Hunde von Grünlandflächen fernzuhalten.
Man sieht es den Rindern nicht an, dass sie von dem Parasiten befallen sind. Infizierte Kühe können insgesamt gesunde, aber dauerhaft infizierte Kälber zur Welt bringen. Es gibt keine genauen Angaben dazu, wie oft die Erkrankung, die nicht auf Menschen übergeht, in Deutschland oder Bayern vorkommt. Auch auf die Nachfrage beim Bayerischen Bauernverband lautet die Antwort von Pressesprecher Markus Peters: "Zahlen zu infizierten Rindern und durch Neospora caninum verursachte Aborte liegen uns nicht vor."
Verdorbenes Futter kann Kühe krank machen
Kühe machen um Hundehaufen auf der Weide einen Bogen, ebenso wie um die eigenen Exkremente. Sie fressen nur das saubere Gras. Aber Kot kann beim Mähen ins Gras bzw. das Heu oder die Silage gelangen. "Verdorbene Futterbestandteile können unbeabsichtigt in der Futtermischration untergemischt werden und werden dann in der Regel mitgefressen“, so der Pressesprecher des Bauernverbandes. Die Rinder stecken sich mit Neospora caninum über das Futter oder Wasser an, in dem sich Parasiten-Eier befinden. Diese sind in der Umwelt längere Zeit überlebensfähig.
Weitere Erreger wie Salmonellen oder Hundebandwurm
Im Hundekot können aber auch andere Erreger wie Salmonellen oder der Hundebandwurm vorhanden sein. Das sagt Dr. Karin Bolley von der Tierklinik Teisendorf in dem Berchtesgadener Flyer "Hund und Kuh auf Du und Du". Ein positiver Salmonellenbefund in einer Milchviehherde würde auf alle Fälle Milchliefersperren nach sich ziehen. Dr. Bolley: "Hundekot macht das Futter empfindlicher für Verderb und beeinträchtigt so die Qualität, Schmackhaftigkeit und Lagerfähigkeit des Rinderfutters. Folge schlechter Futterqualität können somit Verdauungsstörungen, fütterungsbedingte Totgeburten und Euterentzündungen sein.“
Grundsätzlich unhygienisch und nicht erlaubt
Das Friedrich-Löffler-Institut weist darauf hin, dass Hundekot aus hygienischen und ästhetischen Gründen grundsätzlich nicht in Futter für Lebensmittel liefernde Tiere und natürlich auch nicht in Lebensmittel gehöre. "Anbauflächen von Obst und Gemüse sowie Weiden und für Heu oder Grünfutter genutzte Wiesen sollten also von Hundekot freigehalten werden", so Elke Reinking. Es gebe landesrechtliche Bestimmungen, die das Betreten und Verunreinigen von landwirtschaftlich genutzten Flächen ausdrücklich verbieten würden. Hundehalter seien für die Entsorgung des Kotes verantwortlich.
Fazit: Auch wenn das Risiko für Kühe gering ist – Hundekot auf Weiden sollten Hundehalter vermeiden
Der Parasit "Neospora caninum" kann dazu führen, dass Kälber tot geboren werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hund aus privater, nicht bäuerlicher Haltung, über seinen Kot diesen Parasiten überträgt, ist sehr gering, aber nicht auszuschließen. In Hundekot können auch andere Erreger - zum Beispiel Salmonellen - enthalten sein. Auch schwere Salmonellen-Infektionen können zu Totgeburten von Kälbern führen. Verunreinigtes Futter wie Gras, Heu und Silage kann Kühe krank machen.
Auch bei geringer Wahrscheinlichkeit für einzelne Krankheiten: Hundekot sollte grundsätzlich nicht in Futter für Tiere gelangen, insbesondere wenn sie der Lebensmittelerzeugung dienen. Landwirtschaftlich genutzte Flächen dürfen nicht verunreinigt werden. Außerdem sind Wiesen von Bauern Privatgrund.