Ein Kind spielt in einer Kindertagesstätte mit einem Plastikfahrzeug.
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Kitas und Grundschulen wurden ab Juli wieder vollständig geöffnet. Wegen der Corona-Pandemie gelten aber besondere Vorsichtsmaßnahmen.

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Wie groß ist die Ansteckungsgefahr in Kitas und Schulen?

Wie groß ist die Ansteckungsgefahr in Kitas und Schulen?

Die sechs Universitätskliniken in Bayern wollen sechs Monate lang stichprobenartig Kinder, Lehrer und Erzieher auf eine akute Corona-Infektion testen. "Covid Kids Bavaria" heißt die neue Studie, die die Ansteckungsgefahr von Kindern untersuchen soll.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Die Corona-Pandemie ist für Eltern und Kinder eine schwere Belastungsprobe. Schul- und Kindergartenkinder werden zwar inzwischen wieder teilweise betreut. Allerdings nur unter Vorbehalt, denn stets droht ein erneuter Betreuungs-Lockdown. Über die Ansteckungsgefahr von Kindern ist immer noch zu wenig bekannt. Mehr Erkenntnisse soll eine bayernweite Langzeitstudie bringen, die von der Bayerischen Staatsregierung am 6. Juli 2020 offiziell vorgestellt wurde. "Covid Kids Bavaria" wird von allen sechs bayerischen Universitätskliniken umgesetzt. Mediziner sollen auf freiwilliger Basis stichprobenartig Kinder, Erzieher und Lehrer auf eine akute Infektion hin testen. Auf freiwilliger Basis heißt, es werden nicht repräsentativ beziehungsweise zufällig ausgewählten Personen wie bei der Münchner Kohorten-Studie am Tropeninstitut der LMU getestet.

Die aktuelle Studienlage bei Kindern und Corona

Es gibt bereits einzelne Studien zum Infektionsgeschehen bei Kindern, die sich aber teilweise widersprechen. Die Studien sagen etwas darüber aus, wie viele Kinder schon eine Covid19-Infektion überstanden haben. Im Ergebnis sind das sehr wenige. Kinder haben meist sehr milde Verläufe, sie zeigen wenige bis gar keine Symptome. Es gibt nur wenige Kinder, die schwer erkranken.

Allerdings sagen diese Studien nichts darüber aus, wie ansteckend Kinder sind. Es gibt die Befürchtung, dass Kinder, selbst wenn sie kaum Symptome haben, trotzdem die Krankheit weitergeben. Deshalb ist auch die Unsicherheit bei den Schulöffnungen so groß.

"Covid Kids Bavaria" – Corona-Studie bei Kindern

Die Erwartungen an solche Studien sind daher enorm, lassen aber bis jetzt keine eindeutigen Ergebnisse erkennen. Die Langzeitstudie, die jetzt in Bayern gestartet ist, ist anders angelegt als die bisherigen Untersuchungen. Insgesamt werden bei "Covid Kids Bavaria" 138 Betreuungseinrichtungen für Kinder angeschaut – jeweils 46 Krippen, Kindergärten und Grundschulen. Man testet die Kinder bis Jahresende 2020 insgesamt viermal – aber nicht im Hinblick darauf, ob die Kinder bereits eine Infektion hinter sich haben und über Antikörper verfügen, sondern man testet mittels eines PCR-Tests, ob sie akut infiziert sind. Insgesamt sollen so in den kommenden sechs Monaten 12.000 Tests durchgeführt werden.

"Ich glaube, dass wir solche Werkzeuge brauchen, wenn wir den riskanten, aber notwendigen Schritt machen, die Schulen wieder zu öffnen." Prof. Johannes Hübner, Infektiologe vom Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München

Ziel der Tests: Wie ansteckend sind Kinder wirklich?

Wenn man dann Infektionen entdeckt, ist der nächste Schritt zu schauen, was passiert in den Familien? Wer hat sich dort beziehungsweise im Freundes- oder Bekanntenkreis angesteckt? Das ist der entscheidende Punkt, um herauszufinden, wie ansteckend Kinder tatsächlich sind. Die Studie wird eng mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) abgestimmt.

Die Ergebnisse der Studie könnten später eine Grundlage sein, um die alles entscheidende Frage zu beantworten: Was passiert bei infizierten Schülerinnen und Schülern? Die Untersuchung läuft erst einmal ein halbes Jahr. Mit ersten Ergebnissen wird nicht vor Ende März 2021 gerechnet. Die Kosten der Studie in Höhe von einer Million Euro übernimmt der Freistaat Bayern.

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