Manchmal sind wissenschaftliche Erkenntnisse echte Spielverderber. Ein Beispiel dafür ist eine neue Studie, die heute im Fachmagazin "Addiction" erscheint: Darin gehen Forscherinnen und Forscher der Frage nach, welches Katermittel denn nun wirklich bei einem Kater wirksam ist. Die – hoffentlich ernüchternde – Antwort auf diese Frage lautet:
Nichts.
Untersucht wurden "pharmakologisch aktive" Substanzen, die Kater verhindern oder lindern sollen
Die medizinische Bezeichnung für einen Kater oder Katzenjammer lautet übrigens "Vestalgia". Darunter fällt eine Vielzahl von Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten. Wie und warum genau ein Kater funktioniert, ist noch nicht ganz wissenschaftlich geklärt – denn eigentlich setzt er erst so richtig ein, wenn die eigentliche Alkoholkonzentration im Blut wieder auf Null gesunken ist.
Was die Autoren des Artikels gleich am Anfang klarstellen: Das umgangssprachlich als "Konterbier" bekannte Katermittel sei überhaupt keine gute Idee. Aber vielleicht gibt es ja trotzdem wirksame Substanzen, die einen Kater verhindern oder zumindest lindern könnten? Für ihre Studie werteten Emmert Roberts vom britischen National Institute for Health Research und sein Team bereits durchgeführte Studien zum Thema "Was hilft gegen einen Kater" aus, um einen Eindruck davon zu gewinnen, welches Katermittel denn nun wirklich hilft.
Wenige bis gar keine Hinweise, dass Katermittel wirksam sind
Insgesamt 21 Studien wertete das Team aus, mit insgesamt knapp 400 Teilnehmern. Die Studien untersuchten alle unterschiedliche Katermittel: beispielsweise Curcumin - ein Inhaltsstoff von Kurkuma -, den Betablocker Propanolol, den Nelkenextrakt Clovinol, Roten Ginseng, Artischockenextrakt sowie "Anti-Alkohol-Komplexe" mit so vielversprechenden Namen wie "Rapid Recovery" oder "Morning Fit". Keinerlei Studien gab es nach Aussage der Autoren zu üblichen Schmerzmitteln wie Aspirin oder Paracetamol, die ebenfalls als beliebte Katermittel gelten.
Laut der Auswertung des Forscherteams würde keines der untersuchten Mittel gegen einen Kater helfen oder ihn gar verhindern. Es gab zwar in den einzelnen Studien Hinweise, dass die untersuchten Mittel wirksam seien: Dies war beispielsweise bei Nelkenextrakt, Tolfenaminsäure – das in der Medizin als Entzündungshemmer eingesetzt wird – sowie bei Pyritinol – einem Medikament, das bei Demenzerkrankungen zum Einsatz kommt – der Fall. Allerdings waren die Studien selbst von so niedriger Qualität, dass sich daraus kaum eine Aussage zur tatsächlichen Wirksamkeit treffen lasse, so die Autoren.
Katermittel, die wirklich wirken: Abstinenz oder gemäßigter Alkoholkonsum
"Angesichts anhaltender Spekulation in den Medien, welche Katermittel helfen und welche nicht, erscheint die Frage nach der Wirksamkeit von Substanzen, die angeblich einen Kater lindern oder gar verhindern, von großem öffentlichem Interesse zu sein", sagt Robert Emmerich. Die Studie seines Teams hätte nun aber gezeigt, dass es bislang nur wenige Hinweise gebe, dass es überhaupt ein wirksames Mittel gegen einen Katzenjammer gebe. Deshalb ist sein Fazit auch nicht sonderlich überraschend: "Wenn man die Symptome eines Katers verhindern möchte, ist es am besten, überhaupt keinen Alkohol zu trinken oder ihn nur in Maßen zu konsumieren."
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