Hände in blauen Kunststoff-Handschuhen geben Spritze in Oberarm
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Eine Impfung gegen Covid-19 kann Schmerzen an der Einstichstelle oder Müdigkeit hervorrufen. Schwere Nebenwirkungen sind jedoch sehr selten.

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BKK Provita trennt sich von Vorstand

BKK Provita trennt sich von Vorstand

Die BKK Provita hat sich von ihrem bisherigen Vorstand Andreas Schöfbeck getrennt. Dieser hatte behauptet, es gebe viel mehr Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung als in der offiziellen Statistik auftauchen.

"Peinliches Unwissen oder hinterlistige Täuschungsabsicht - was davon den Vorstand der BKK Provita bewogen hat, vor angeblichen Alarmzahlen bei Impfkomplikationen zu warnen, weiß ich nicht. Die Schlussfolgerungen aus der Datenlage sind jedenfalls kompletter Unfug". Dirk Heinrich, der Bundesvorsitzende des Verbandes der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte (Virchowbund), findet in einer Presserklärung harte Worte für ein Schreiben der Krankenkasse BKK Provita vom 21. Februar 2022 an das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). BKK Provita-Vorstand Andreas Schöfbeck äußert darin die Annahme, "dass es eine sehr erhebliche Untererfassung von Verdachtsfällen für Impfnebenwirkungen nach Corona Impfung gibt."

Die Diskussion um das Schreiben und die Kritik daran haben inzwischen zu personellen Konsequenzen geführt. Am 01. März teilte die BKK Provita via Twitter mit, sich mit sofortiger Wirkung vom bisherigen Vorstand Andreas Schöfbeck zu trennen.

Zahlen des Paul-Ehrlich-Instituts und Ärzte-Abrechnungen im Vergleich

Das Paul-Ehrlich-Institut hat in seinem aktuellen Sicherheitsbericht für das Jahr 2021 insgesamt 244.576 Verdachtsfälle von Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung registriert. Die BKK Provita (Hauptsitz in Bergkirchen bei Dachau) habe zum Vergleich Abrechnungsdaten von Ärzten nach den enthaltenen ICD-Codes ausgewertet. Diese Codes dienen dazu, Diagnosen zu klassifizieren. In diesem Fall umfassten die ICD-Codes unerwünschte Nebenwirkungen und Komplikationen nach einer Impfung. Laut der Auswertung der Krankenkasse seien im Jahr 2021 hochgerechnet vermutlich 2,5 bis 3 Millionen Menschen in Deutschland wegen Impfnebenwirkungen nach einer Corona-Impfung in ärztlicher Behandlung gewesen. Der BKK Provita-Vorstand sieht das "als erhebliches Alarmsignal an, das unbedingt beim weiteren Einsatz der Impfstoffe berücksichtigt werden muss." Datengrundlage der Auswertung ist nach Angaben der BKK Provita eine Stichprobe aus der Datenbank bitInfoNet, in der die Abrechnungsdaten aller Betriebskrankenkassen erfasst sind. Der BKK Dachverband hatte erklärt, dass diese Daten nicht aus seinem Hause stammen.

Das Paul-Ehrlich-Institut kann die Daten nach eigener Aussage nicht beurteilen, "da das Institut bislang keinen Zugang zu den Originaldaten hat und ihm außerdem keine Informationen zur Auswertungsmethode vorliegen". Die Angaben im Schreiben seien "allgemein und unspezifisch". So werde nicht angegeben, wie viele Fälle sich auf leichte und wie viele sich auf - meldepflichtige - schwerwiegende Reaktionen beziehen. Lokale und vorübergehende Allgemeinreaktionen, die bei vielen Geimpften auftreten, sind bekannte und zu erwartende Impfreaktionen und nicht meldepflichtig. Generell seien Abrechnungsdaten nicht mit Nebenwirkungen gleichzusetzen. "Darüber hinaus ist aus dem Schreiben nicht zu entnehmen, ob tatsächlich ein ursächlicher Zusammenhang mit der Impfung festgestellt worden ist."

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Zahlen für Vergleich nicht geeignet

Problematisch ist, dass der BKK Provita-Vorstand Schöfbeck Zahlen vergleicht, die sich nicht miteinander vergleichen lassen: Auf der einen Seite steht die Zahl der an das PEI gemeldeten Fälle, bei denen der Verdacht auf mögliche Nebenwirkungen oder Komplikationen nach einer Impfung besteht. Wohlgemerkt: Es handelt sich dabei nicht um die Zahl der tatsächlich bestätigten Nebenwirkungen. Diese ist deutlich geringer. Das PEI sammelt auch nicht die Zahl der Impfreaktionen, die bereits aus den Zulassungsstudien bekannt und in den Beipackzetteln und Aufklärungsbögen der Impfstoffe aufgeführt sind.

Auf der anderen Seite stehen die Meldungen der ICD-Codes mit Bezug auf Nebenwirkungen oder Komplikationen nach einer Impfung. Wenn eine Ärztin oder ein Arzt einen entsprechenden ICD-Code benutzt, bedeutet das aber nicht, dass sie oder er einen Patienten wegen des Verdachts einer Impfnebenwirkung untersucht oder behandelt hat. Es reicht das Ausstellen einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, wenn der Patient sich wegen bekannter Impfreaktionen wie Müdigkeit einen Tag oder länger nicht fit fühlt. Auch das zählt als "ärztliche Behandlung", wie der Hausarzt und Internist Christian Kröner bei Twitter erläutert.

Virchowbund spricht von "undifferenzierter Schwurbelei"

Auf Nachfrage des BR erklärte die BKK Provita, dass bei den ausgewerteten Daten in 136.609 Fällen im Jahr 2021 auch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ausgestellt wurde. Insgesamt waren in der Stichprobe 216.695 Fälle als Impfnebenwirkungen eingeordnet worden.

Auch der Virchowbund kritisiert, dass die BKK Provita zwei völlig unterschiedliche Bereiche vermischt habe: die ärztliche Diagnose-Codierung und die Meldung von Verdachtsfällen an das PEI: "Diese undifferenzierte Schwurbelei passt aber ganz offensichtlich in das Markenimage der Kasse, die mit Homöopathie und Osteopathie als Satzungsleistungen wirbt und sich selbst als 'veggiefreundlichste Krankenkasse' tituliert. Offenbar will man vor allem Werbung in der impfkritischen Klientel machen."

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