Die Pfingstreiter, die um 8 Uhr am Marktplatz in Bad Kötzing (Lkr. Cham) starten, reiten in das sieben Kilometer entfernte Dörfchen Steinbühl, wo dann in der Kirche ein Festgottesdienst abgehalten wird. Der Kötztinger Pfingstritt hat eine über 600 Jahre alte Tradition. Er wird auf ein Gelübde zurückgeführt.
Kein Immaterielles Kulturerbe
Der Legende nach soll 1412 ein Geistlicher einem Sterbenden in Steinbühl die Sakramente gebracht haben. Dabei ritten zum Schutz "mutige Kötztinger Burschen" mit. Bis heute dürfen beim Kötztinger Pfingstritt nur Männer mitreiten und eben keine Frauen. Die dürfen nur als Zuschauer dabei sein. Es stört die Einheimischen auch nicht, dass der Pfingstritt aus genau diesem Grund im März nicht in das Bundesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.
Die Unesco-Kommission hatte betont, es dürfe bei einem Brauchtum "keine religiösen oder anders begründeten Ausschlüsse von potentiellen Teilnehmern geben" und man lege "besonderen Wert auf eine offenen Traditionspflege mit freiem Zugang für alle Interessierten".
Zugordner: "Ritt muss nicht vermarktet werden"
Der Bad Kötztinger Kurdirektor Sepp Barth, zugleich Leitender Zugordner beim Pfingstritt und seit 51 Jahren selbst zu Pferd mit dabei, sagt, "es ist für uns kein Drama, dass wir nicht in diese Liste aufgenommen werden". Der Pfingstritt sei eine katholische Männerwallfahrt, also kein Brauch und auch kein Touristenspektakel. Man müsse den Ritt nicht vermarkten.
Die Teilnehmer reiten aus religiösen Gründen mit, so Barth, vorne dran mit einem Kreuzträger und einem Geistlichen, der das Allerheiligste mitführt. Diesen Brauch wolle man auch so erhalten und eben "nicht an moderne Zeiten anpassen."
Widerstand im Nationalsozialismus
Selbst im Nationalsozialismus, als die Nazis den Kreuzträger weghaben wollten und den Ganze in einem nationalsozialistischen Fahnenzug umändern wollten, sagt Sepp Barth, habe man erfolgreich Widerstand geleistet. Außerdem hat es der Pfingstritt 2015 zumindest in das Bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes geschafft. In Bayern störte man sich offenbar nicht am Ausschluss von Frauen.