Alix von Melle verstreut die Asche ihres Mannes Luis Stitzinger
Bildrechte: privat/Alix von Melle
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Alix von Melle verstreut die Asche von Luis Stitzinger in Nepal

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Abschied von Luis Stitzinger auf einem Siebentausender

Abschied von Luis Stitzinger auf einem Siebentausender

Nach rund eineinhalb Jahren hat die Frau des verunglückten Ostallgäuer Extrembergsteigers Luis Stitzinger Abschied genommen: Alix von Melle, selbst eine erfolgreiche Höhenbergsteigerin, hat seine Asche auf einem Siebentausender in Nepal verstreut.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Sie hatten gemeinsam viele außergewöhnliche Abenteuer durchstanden, und nun sollte auch der letzte Weg des Ostallgäuer Extrembergsteigers ein ungewöhnlicher sein. Nachdem Luis Stitzinger im Mai 2023 am Kangchendzönga im Himalaya gestorben war und nicht daheim in den Allgäuer Bergen, entschied seine Frau Alix, seine Asche dort zu verstreuen.

"Ich hab' oft die Augen geschlossen und überlegt, was hätte Luis gewollt. Und weil der Unfall dort passiert ist, weil er Nepal auch so verbunden war, war es genau richtig so." Alix von Melle, Extrembergsteigerin und Witwe von Luis Stitzinger.

Nepal war Stitzingers zweite Heimat

Der Leichnam Stitzingers konnte geborgen und ins Tal gebracht werden, sie habe somit das große Glück gehabt, sich noch einmal von ihm verabschieden zu können, erzählt Alix von Melle. Vor Ort wurde er eingeäschert, doch dann stellte sich die Frage, wo die Urne bleiben könne: "Da hat Billi Bierling mir angeboten, 'der Luis kann bei mir wohnen'."

Über ein Jahr lang stand die Urne in der Einzimmerwohnung Bierlings in Nepal. Die Garmischer Extrembergsteigerin Bierling leitet dort die Himalayan Database in Kathmandu. "Wir haben viel geweint um den Luis, aber auch viel gelacht – und das sind Geschichten, die das Leben schreibt", sagt von Melle heute.

Witwe trägt die Asche auf den Dhaulagiri VII

Um die Asche auf den Berg zu bringen, nahm Alix von Melle kürzlich an einer Expedition zu einem einsamen Siebentausender, dem 7.246 Meter hohen Dhaulagiri VII im westlichen Himalaya, teil. Nach einem äußerst anstrengenden Gipfelaufstieg sei sie wie auf Droge gewesen, schildert Alix von Melle im Gespräch mit dem BR. Es sei fast windstill gewesen und abseits der Gruppe habe sie Luis Asche verstreut: "Ich denke, der nächste Wind hat sie mitgenommen."

Freude trotz der Trauer

Sehr geholfen bei der Trauerarbeit habe ihr, wie die Menschen in Nepal mit dem Tod umgehen, natürlicher und etwas unbeschwerter. Der Tod werde dadurch nicht leichter, aber man könne zwischendurch auch gemeinsam lachen. Das und die Expedition auf den Dhaulagiri VII hat sie wieder in die Zukunft blicken lassen: "Ich hab‘ jetzt wieder Feuer gefangen, auch weil ich trotz der Trauer Spaß und Freude hatte."

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