Die Maiwand ist ein Felspfeiler im Massiv des Riesenkopfes, der hinter Brannenburg und Flintsbach den ersten Berg der Alpenkette bildet. Als markanter Vorsprung ist sie von weither zu sehen. Obwohl nur 1.135 Meter hoch, hat es der Felsturm in sich, er ist zerklüftet und sehr steil. "Alpinistisch herausfordernd", nennt ein Mitglied der Bergwacht Brannenburg das Gelände. In den letzten Jahren gab es im Bereich der Maiwand schon mehrere Rettungseinsätze.
Wandergruppe ändert Route - drei Menschen tot
Am 12. März waren vier Wanderer aus Wenzenbach im Landkreis Regensburg, aus der Stadt Straubing und dem Raum München zur Hohen Asten aufgestiegen, einem beliebten und über Forstwege leicht zu erreichenden Ausflugsziel von Flintsbach aus. Offenbar wollte die Gruppe eine Rundtour machen und wählte deswegen für den Abstieg den Weg über die Maiwand und den Maigraben hinunter.
Weg wird auf DAV-Karte nicht angezeigt
Dieser Weg ist jedoch über weite Strecken ein kaum erkennbarer Pfad, der durch Felsen und über grasige Rinnen und Schotterfelder extrem steil nach unten führt. Auf der Wanderkarte des Deutschen Alpenvereins für diesen Bereich ist dieser Steig gar nicht eingezeichnet, wird dem Wanderer also gar nicht erst als Möglichkeit angeboten.
Wo der Steig zur Maiwand von der allgemeinen Wanderroute abzweigt, warnt ein auffälliges, rotes Schild zur Vorsicht: "Achtung Lebensgefahr!" steht darauf. Und weiter: "Weg zur Maiwand nur für geübte Bergsteiger."
An diesem Warnschild müssen die verunglückten Wanderer vorbeigekommen sein. Warum sie die Warnung nicht weiter beachteten, ist unklar. Die Alpine Einsatzgruppe des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd ermittelt noch, wie es zu dem Absturz kommen konnte. Bestätigt ist, dass die Gruppe den Informationen einer Wander-App folgte.
Kaum erkennbarer Abstiegs-Pfad
Der Pfad, den die Wanderer genommen haben, ist derzeit noch oft schneebedeckt und kaum zu erkennen. Es gibt keine Markierungen, weder Schilder noch farbige Punkte auf Bäumen oder Felsen. Kurz vor dem Gipfel der Maiwand geht es nach rechts unglaublich steil hinunter, über rutschige Grasflächen, zwischen Felsen hindurch.
Hier ist das Unglück passiert. Drei Wanderer kamen wohl einer nach dem anderen ins Rutschen, so vermutet es ein Bergretter. Sie fielen schließlich über eine 30 Meter hohe Wand auf ein Schotterfeld.
Der vierten Wanderin gelang es, sich festzuhalten und einen Notruf abzusetzen. 20 Einsatzkräfte der Bergwacht Brannenburg rückten zur Rettung an, ein Arzt und Sanitäter konnten aber nur noch den Tod der drei Wanderer feststellen.
Bergsteiger waren gut ausgerüstet
Die Gruppe war laut Polizei mit festen Bergschuhen angemessen ausgerüstet für eine Wanderung in den Voralpen. Ob die Wanderer vom Pfad abgekommen sind oder ob sie sich zu sehr auf die App verließen, sei schwer zu sagen, so ist es von Mitgliedern der Bergwacht zu hören.
Wie genau wird die Position auf dem Handy angegeben? Fünf Meter sind eigentlich nicht viel, sagt ein Bergretter, können aber in diesem Gelände über Leben und Tod entscheiden.
Wie sicher sind Wander-Apps?
Im Raum Rosenheim und unter Bergsteigern wird nach diesem tragischen Unglück über Wander-Apps diskutiert. Bergen sie auch Risiken und wie sind sie sinnvoll zu nutzen?
Der Leiter der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei in Rosenheim sagt, diese Debatte sei wichtig. Es müsse jedem Bergsteiger klar sein, dass man sich nicht blind auf das Handy verlassen dürfe. Jeder müsse prüfen, ob der gewählte Weg unter den aktuellen Bedingungen machbar sei.
DAV: Auch andere Informationsquellen nutzen, bei Gefahr umkehren
Auch Robert Jahn vom Deutschen Alpenverein hat bei Wander-Apps einige Bedenken. Dass ein Weg wie der auf die Maiwand in manchen Apps überhaupt angezeigt werde, sei ein Problem. Oft sei es so, dass andere Nutzer einer App Touren in das Angebot einstellen, ohne dass diese angemessen reflektiert und überprüft werden.
Aber all das, so Jahn, entbinde den Wanderer nicht von der Verantwortung, jeden Schritt gut zu überlegen, bei Bedenken andere Informationsquellen heranzuziehen, und bei Gefahr umzukehren.
Auch Ortskundige um Rat bitten
Wenn möglich, sei es immer auch hilfreich, ortskundige Einheimische um Rat zu bitten. Der Autor hat bei seinen Recherchen an der Maiwand mehrere Flintsbacher gefragt, wie sie den gefährlichen Steig einschätzen.
Im Winter gehe den prinzipiell niemand, war zu hören. Und im Sommer wirklich nur die richtig guten Bergsteiger. Über das Wandern nach einer App schütteln viele nur den Kopf, sie orientieren sich lieber an den Landkarten.
Trauer um die Toten
Und alle befragten Menschen aus der Region äußern Entsetzen über den Absturz so ganz in der Nähe der harmlosen Wanderwege, sie zeigen Trauer über den Tod der drei Wanderer aus Ostbayern. Nach Angaben der Polizei ein Paar im Alter von 35 und 44 Jahren aus der Gemeinde Wenzenbach im Landkreis Regensburg und ein 35-Jähriger aus Straubing.
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