Was seit mehr als zehn Jahren zwischen Iller und Lech passiert, ist wichtig für Arten- und Klimaschutz: Deshalb erhält die Allgäuer Moorallianz weitere Fördergelder in Höhe von gut 9 Millionen Euro, mit denen das Projekt bis zum Jahr 2030 verlängert werden soll. Zu diesem Anlass reisen Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und ihr bayerischer Amtskollege Thorsten Glauber (Freie Wähler) in das Schwindenmoos bei Marktoberdorf. Mit ihrem Besuch wollen sie auf die wichtige Arbeit der Allgäuer Moorallianz hinweisen.
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Das Projekt der Landkreise Oberallgäu und Ostallgäu kauft Moorflächen an und vernässt sie. Ein Beispiel ist das Heggener Moos, in dem bis in die 1960er Jahre Torf abgebaut wurde. "Das Hochmoor lebt vom Wasser, vor allem vom Regenwasser. Da ist das Ziel, das Wasser im Moor zu halten, also den Schwamm sich wieder vollsaugen zu lassen, da muss man an manchen Stellen einfach den Stöpsel wieder zumachen", erklärt Simone Reylaender von der Allgäuer Moorallianz.
Viele landwirtschaftliche Flächen sind Moore
Zugemacht wurde der Stöpsel mit zahlreichen Dämmen aus Holz und Torf. Dadurch bleibt das Regenwasser nun wieder im Moor und füllt die sogenannten Torfstiche – die Stellen, in denen Torf entnommen wurde – mit Wasser. Zwei Jahre sind diese Maßnahmen her. Schon jetzt sieht man an vielen Stellen Erfolge: "In dem Wasser sieht man ganz schön diese Torfmoose, das sind die Moose, die bei uns den Moorkörper bilden und eben ganz viel Wasser speichern können", sagt Reylaender. Drumherum fliegen Libellen und es wächst das moortypische Wollgras mit seinen weißen Puscheln.
Der Ankauf dieser Fläche im Heggener Moos ist ein Beispiel für eine Win-Win-Situation: Die Fläche ist heute wirtschaftlich uninteressant, für den Naturschutz aber wichtig. Das ist aber bei Weitem nicht bei allen Moorflächen im Allgäu so. "Die Landwirte hier in der Region haben in ihren Betrieben oft sehr viel Moorfläche und brauchen die auch, um ihr Futter herzubringen. Deswegen können wir nicht alle Grünlandflächen wieder vernässen. Das würde für die Betriebe nicht funktionieren", so Reylaender.
Landwirtschaft und Wiedervernässung zusammendenken
Denn wiedervernässte Flächen sind nicht so nutzbar wie zuvor, weil beispielsweise gewöhnliche Maschinen hier nicht fahren können. Deshalb konzentriert sich die Allgäuer Moorallianz auf Flächen, deren Bewirtschaftung sich ohnehin kaum lohnt. Ein paar Meter neben dem alten Torfwerk beispielsweise wurde eine landwirtschaftlich genutzte Fläche wiedervernässt. Dafür mussten Drainagen entfernt werden, die hier aus Tonrohren bestanden, die in einem Raster vergraben das Wasser aus dem Moor in Gräben geleitet haben.
Durch die Entfernung der Drainagen ist die Weide wieder nass – und sie wird weiter landwirtschaftlich genutzt, in einem Modellversuch. Die Moorallianz kooperiert hier mit einem Landwirt, der seine Jungbullen vorübergehend darauf grasen lässt. Mit solchen Ideen sucht die Allgäuer Moorallianz auch nach Möglichkeiten, Landwirtschaft und Wiedervernässung zusammenzudenken.
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