"Wir bauen einfach was Schönes", sagt Michael Graf, Maurermeister aus Velburg im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Er ist einer der wenigen, die noch Kreuzgewölbe mauern können. Gemeinsam mit seinem Sohn, der in den Familienbetrieb eingestiegen ist, verwirklicht er gerade seinen Lebenstraum: Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus mit verschiedenen Gewölben.
Gewölbebau aus Liebe zum Handwerk
Wenn man Michael Graf fragt, was ihm an seiner Arbeit am meisten gefällt, dann zieht er kurz an seiner Zigarette und überlegt. Dann sagt er: Abwechslung. "Ich möchte nicht mein ganzes Leben lang nur mauern. Ich möchte nicht mein ganzes Leben lang nur betonieren oder eine Schalung machen. Hätte ich keinen Bock. Aber mal eine Woche dies und eine Woche das. Das liebe ich an unserem Handwerk, weil es so vielfältig ist. Ist einfach schön, dass man sich jeden Tag neu einstellen muss."
Der Name Graf prägt das Stadtbild
Michael Graf ist ein Velburger Urgestein. Bereits sein Großvater und Vater haben als Maurermeister das Stadtbild geprägt. Jetzt möchte sich auch Michael Graf verewigen. Die Leidenschaft für das Handwerk und vor allem den Gewölbebau hat Michael Graf auch bereits an Sohn Stefan weitergegeben.
Aktuell baut er mit ihm an einem Wohnhausensemble in der Velburger Altstadt. Mit dem Neubau erfüllt sich Graf einen langgehegten Wunsch. Denn in die privaten Wohnungen kommen unterschiedliche Gewölbe.
Lebensphilosophie Kreuzgewölbe
Gewölbe sind für Graf allerdings nicht nur bloßes Handwerk. "Ein Kreuzgewölbe ist meines Erachtens, genauso wie Wohnen in einem alten Haus, einfach eine Lebensphilosophie. Das geht mir heute bei den neuen Baugebieten ab. Da fehlt mir das Herz. Das hat kein Leben. Ich brauch nichts zum Herzeigen. Ich muss in der Seele wissen, dass es passt."
Anfragen aus ganz Deutschland
Anfragen für Kreuzgewölbe hat Michael Graf aus ganz Deutschland. Viele Aufträge lehnt er ab - aus Prinzip. Denn seiner Ansicht nach muss ein Gewölbe zu seinem zukünftigen Bewohner passen. Oft aber auch, weil die Entfernung zu weit ist. "Ich arbeite in der Region für die Region."
Im Schnitt schafft Graf mit seinen Handwerkern vier bis sechs Gewölbe im Jahr. Ein Neubau ist aufwendig. Für ein Gewölbe fertigt er aus Holz erst eine Schalung an. Sie gibt die Form des Gewölbes vor. Entlang dieser wird dann das Gewölbe gemauert.
Bei den derzeitigen heißen Temperaturen ist es wichtig, dass der Mörtel regelmäßig gegossen wird. Sonst trocknet er zu schnell aus und die Ziegel finden keinen Halt. Bis die Schalung sicher abgenommen werden kann, vergeht bei aufwendigen Gewölben bis zu eine Woche.
Kosten sehr individuell
Oft hört Graf das Vorurteil, dass ein Kreuzgewölbe so teuer sei. "Viele raten ihren Kunden darum davon ab. Aber nur, weil sie es eigentlich nicht können." Dabei lerne jeder Lehrling die Grundlagen des Gewölbebaus, aber die Gesellen wüssten dann schon nicht mehr wie es geht, weil es nicht praktiziert wird, kritisiert Graf. Im Schnitt schätzt er, dass die Kosten je nach Kundenwunsch und Aufwand zwischen 500 und 900 Euro pro Quadratmeter liegen.
Gerne erzählt Graf dann die Anekdote eines Kunden, dem er ein Angebot für ein Kreuzgewölbe machte. "Der musste aber erst seine Frau fragen, da habe ich dann zu meiner Frau gesagt, das wird nichts. Aber am nächsten Tag hat er zugesagt." Die Begründung nennt er mit einem breiten Grinsen: "Das Kreuzgewölbe war günstiger als die Eichendecke, die der Kunde erst haben wollte."
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