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Kindertagesstätte

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Anspruch und Alltag: Wie gut sind private Kitas?

Die Suche nach einem Kita-Platz bleibt schwierig - auch wenn Eltern nun einen Rechtsanspruch auf einen Platz für Kinder ab einem Jahr haben. Immer mehr kommerzielle Anbieter drängen auf den Markt. Doch wer kontrolliert die? Von Ute Rauscher

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Die Kindertagesstätte Infanterix im Münchner Westen. Im Garten jagen Kinder in Regenjacken den Blättern nach, drinnen sitzt die französische Erzieherin Justine mit ein paar Buben am Tisch beim Malen. Die Mehrsprachigkeit will Infanterix-Geschäftsführer Benjamin Tajedini – selbst Franzose – schon bei den Kleinsten professionell voranbringen. Die Qualität seiner Kitas zeigt sich auch in der Elternarbeit, sagt er.

"Die Eltern haben die Möglichkeit, jeden Tag einen Kurzbericht zu bekommen, sie können auch über einen Monitor sehen, was die Kinder über den Tag gemacht haben, und Aushänge zeigen, an welchen Themen sie gerade arbeiten." Benjamin Tajedini, Kindertagesstätte Infanterix

Vor zehn Jahren ist Tajedini mit einer Einrichtung in München gestartet, heute gehören elf Krippen und Kindergärten zur GmbH. Die Eltern zahlen im Monat zwischen 200 und 800 Euro.

Immer mehr private Anbieter

Weil der Bedarf wächst, betreiben immer mehr private Unternehmen Kitas in München. Für eine Betriebserlaubnis muss unter anderem mindestens eine sozial-pädagogische Fachkraft in der Kita beschäftigt sein. Besonders interessant sind für die Träger die öffentlichen Zuschüsse. Die gibt es aber nur, wenn alle gesetzliche Bedingungen erfüllt werden. Für Andrea Dorfner-Gisdakis vom Münchener Referat für Bildung und Sport eine entscheidende Qualitätskontrolle.

"Der Träger legt eine Konzeption dar und er muss Aussagen treffen zur Eingewöhnung - wie er Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern leben wird, wie er die Kinder beteiligt an Entscheidungsprozessen - und daran lässt sich schon einiges festmachen von der Haltung gegenüber dem Kind, aber auch von der pädagogischen Praxis." Andrea Dorfner-Gisdakis, Münchener Referat für Bildung und Sport

Studie brachte miese Ergebnisse

Die gesetzliche Vorgaben werden nur auf dem Papier geprüft. Eine nationale Studie privater und öffentlicher Kitas hat gezeigt, dass die pädagogische Qualität in rund 80 Prozent der Einrichtungen höchstens Mittelmaß war, in 10 Prozent der Kitas sogar unterdurchschnittlich schlecht. Die so genannte Nubbek-Studie von 2013 war ein Schock, sagt auch Dorfner-Gisdakis. Sie habe aber auch einiges bewirkt.

"Es gibt bayernweit 60 Vollzeitstellen und seit 2016 Qualitätsbegleitungen, die in die Kitas gehen – bei der Stadt München haben wir allein sechs MitarbeiterInnen, die Kitas zur Interaktionsqualität beraten." Andrea Dorfner-Gisdakis, Münchener Referat für Bildung und Sport

Der Knackpunkt: Zu wenig ErzieherInnen

Doch auch die Qualitätsbegleiter und Studien, die das Staatsinstitut für Frühpädagogik durchführt, können das größte Problem nicht lösen: Es gibt zu wenig ErzieherInnen. Und so gerate die Qualität fast zwangsläufig ins Hintertreffen, bestätigen Experten.

Benjamin Tajedini von Infanterix will beweisen, dass es auch anders geht. Er wirbt sein Personal an Fachschulen im Ausland an und kann deutlich mehr Personal pro Kind einsetzen als gesetzlich gefordert, sagt er.

"Ich denke mit der Zeit werden wir eine andere Kita-Landschaft haben, wo mehr Professionalität, mehr Pädagogik und mehr Qualität reinkommt." Benjamin Tajedini, Kindertagesstätte Infanterix

Allerdings: Nur wenn sich Freistaat und Kommunen engagieren, bleiben die Kita-Plätze auch künftig für alle bezahlbar.