In Bayern waren im August 269.060 Menschen arbeitslos gemeldet. Das waren 19.956 mehr als im Juli und 16.108 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote stieg damit innerhalb eines Monats um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent, teilt die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) mit. Im August 2022 hatte sie bei 3,4 Prozent gelegen. Ein Anstieg im August ist zwar in Bayern üblich, weil viele Ausbildungsverhältnisse enden und Schul- und Hochschulabsolventen sich vorübergehend arbeitslos melden. In diesem Jahr fällt er aber etwas stärker aus als in den Vorjahren.
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Coburg hat prozentual die meisten Arbeitslosen
Bayernweit haben die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Pfaffenhofen an der Ilm mit einer Arbeitslosenquote von jeweils 2,1 Prozent die besten Werte vorzuweisen – Schlusslicht im Freistaat ist die Stadt Coburg mit 6,7 Prozent. Zum Teil sei die höhere Arbeitslosigkeit in Bayern auch damit zu erklären, dass die Unternehmen weniger Neueinstellungen vornähmen, analysiert die BA. Die bayerischen Arbeitsagenturen verzeichnen in den vergangenen Monaten vor allem einen Rückgang bei neuen Stellenangeboten. So wurden seit Jahresbeginn 23.892 oder 10,1 Prozent weniger Stellen gemeldet als im Vorjahreszeitraum. Dennoch sei der Bestand an offenen Stellen mit 152.095 Meldungen aktuell als sehr hoch einzuschätzen.
Vier große Herausforderungen
Derzeit gebe es Unsicherheiten und vier "Megatrends", die zu bewältigen seien, erklärt Martina Rauch, Vorstandsmitglied bei der BA-Regionaldirektion Bayern. Zum einen gebe es in vielen Unternehmen einen Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Zum anderen sorge der demographisch bedingte Fachkräftemangel für Probleme: Die Generation der "Babyboomer" erreicht nach und nach das Rentenalter. Die entstehenden Lücken können nicht ausreichend durch Nachwuchskräfte geschlossen werden.
Der Trend zur Deglobalisierung, der schon im Zuge der Finanzkrise 2009 eingesetzt hatte, wurde durch die Corona-Krise und den Krieg in der Ukraine weiter verstärkt. Es hat sich gezeigt, wie fragil die weltweiten Lieferketten sind. Hinzu kommt schließlich die "Defossilisierung", also die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf alternative Energiequellen. Im Zuge des Ukraine-Kriegs hat Deutschland mit Russland seinen wichtigsten Lieferanten für Öl und Erdgas verloren. Immer wieder haben Arbeitsmarktexperten darauf hingewiesen, dass die mit der Umstellung verbundenen Energiepreissteigerungen sich auch auf die Personalplanung der Unternehmen auswirken können. Die Gleichzeitigkeit dieser vier Trends sorgt derzeit bei vielen Unternehmen für ein großes Maß an Unsicherheit, sagt Rauch.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung steigt trotzdem
Trotz leicht gestiegener Arbeitslosigkeit wächst die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Freistaat weiter. Die aktuellsten Zahlen stammen vom Juni dieses Jahres und verzeichnen 5.920.300 entsprechende Arbeitsverhältnisse. Mit einem Plus von 54.700 wird damit der Vorjahresstand noch um 0,9 Prozent übertroffen. Seit September vergangenen Jahres verlangsamt sich der Beschäftigungsaufbau jedoch.
Weniger Menschen aus der Ukraine arbeitslos
Kein einheitliches Bild gibt es derzeit bei der Arbeitslosigkeit geflüchteter Menschen: Während bei Geflüchteten aus Syrien (+ 2.321) und Afghanistan (+1.251) ein Zuwachs bei den Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen ist, sind sie bei Ukrainerinnen und Ukrainern gesunken – um 4.080 im Vergleich zum Vorjahr.
Zum Start des Ausbildungsjahres am morgigen 1. September stehen Bewerberinnen und Bewerbern im Freistaat weiterhin viele Türen offen. Derzeit sind noch 100.788 Lehrstellen unbesetzt. Dem stehen 58.896 unversorgte Ausbildungswillige entgegen. Rein rechnerisch entfallen also auf jeden Bewerber 1,7 Ausstellungsstellen.
Grafik: Arbeitslosenzahlen - Regierungsbezirke im Vergleich
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