In Niederbayern haben Archäologen Reste eines KZ-Außenlagers freigelegt. Die große Grabung fand in der Nähe von Kirchham bei Pocking im Kreis Passau statt – und zwar da, wo schon bald eine Autobahn verlaufen wird.
Kriegsgefangene und Häftlinge des KZ Flossenbürg
Bei Kirchham im Landkreis Passau gab es ab 1943 ein Kriegsgefangenenlager, erzählt Stefanie Berg vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Ungefähr 800 russische Kriegsgefangene und 400 politische Häftlinge aus München-Stadelheim wurden am Fliegerhorst eingesetzt, um den Luftwaffenstützpunkt auszubauen.
Im März 1945 transportierte die SS zusätzlich 400 Häftlinge des Konzentrationslagers Flossenbürg in der Oberpfalz nach Kirchham. Aus Augenzeugenberichten geht hervor, dass sie alle in einer Baracke unterkommen mussten. Es gab demnach keine Betten, wahrscheinlich nur Stroh auf dem Boden. Man musste in seiner Häftlingskleidung schlafen, und es gab auch keine sanitären Einrichtungen, so Berg. Viele der KZ-Häftlinge waren sehr geschwächt und überlebten die letzten beiden Kriegsmonate in Kirchham nicht.
- Zum Hintergrund: Konzentrationslager in Bayern
Ausgrabung mit großer Bedeutung
Das KZ Flossenbürg hatte rund 90 Außenlager – sehr große wie Hersbruck bei Nürnberg oder kleinere wie Regensburg, Saal an der Donau oder Plattling. Das südlichste dieser Lager war Kirchham bei Pocking. Für Jörg Skriebeleit, den Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, ist die Ausgrabung in Niederbayern von großer Bedeutung.
"So eine große Flächengrabung gab es noch an keinem anderen Standort eines Flossenbürger Außenlagers und mir wäre auch nicht bekannt eines anderen KZ-Außenlagers hier in Deutschland". Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
Was die Archäologen fanden, stammt größtenteils von den Wachmannschaften: Bier und Weinflaschen, Zahnpastatuben, Nazi-Orden, aber auch Uniformknöpfe oder verschiedene Bierflaschen regionaler Brauereien.
Denkmal an KZ-Außenlager
Ein Denkmal, das an die Opfer des KZ-Außenlagers erinnert, gibt es in Kirchheim bereits. Es steht auf der anderen Seite der heutigen B12. Es ist ein großer Obelisk, der in der Nachkriegszeit errichtet wurde. Mit den Ausgrabungen werde das Lager jetzt konkreter erfassbar, betont Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit.
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