Das Bekleidungsgeschäft Bach an der Sendlinger Straße in München.
Bildrechte: Stadtarchiv München, Fotosammlung / Pk-Stb-01776 / Fotograf: unbekannt.
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Das Bekleidungsgeschäft Bach an der Sendlinger Straße in München.

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"Arisierung": Wie aus Bach das Modehaus Konen wurde

"Arisierung": Wie aus Bach das Modehaus Konen wurde

Das Modehaus Konen in München gehörte einst zu den größten Bekleidungsgeschäften in Bayern. Vor drei Jahren wurde es verkauft – nach einer über 100-jährigen, bewegten Firmengeschichte. Bald gibt es möglicherweise wieder einen Wechsel. Ein Rückblick.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Für viele war es ein Schock, als 2021 die Stuttgarter Luxusmodengruppe Breuninger das Münchner Traditionsgeschäft "Modehaus Konen" übernommen hatte. Es bedeutete das Ende einer mehr als hundertjährigen, geschichtsträchtigen Kaufhaus-Ära.

Doch nur drei Jahre nach der Übernahme steht das Haus möglicherweise schon wieder vor einer Änderung: Breuninger will sich laut einem Bericht von ihren Modehäusern und den dazugehörigen Immobilien trennen.

Isidor Bach: Textilunternehmen 1871 gegründet, Erfinder der Konfektion

Auch wenn es das Modehaus Konen schon seit einigen Jahren nicht mehr gibt, das Gebäude an der Sendlinger Straße 3 erinnert noch heute an die bewegende Geschichte des einstigen "Joppenkönigs" Isidor Bach. Er hatte sein Textilunternehmen 1871 in Augsburg gegründet und zehn Jahre später den Firmensitz nach München verlegt. Das Bekleidungsgeschäft "Bach" des jüdischen Fabrikanten war viele Jahre sogar das größte Herrenbekleidungshaus in Süddeutschland. Laut Informationen des Bayerischen Wirtschaftsarchivs gilt Bach sogar als maßgeblicher Erfinder der Konfektionskleidung.

Die Belegschaft umfasste vor dem Ersten Weltkrieg rund 950 Mitarbeiter. Das heutige Grundstück an der Sendlinger Straße wurde im Jahr 1887 erworben, später kamen noch benachbarte Immobilien dazu. Bei der Eröffnung des neuen Geschäftshauses im Jahr 1903 soll sogar Prinzregent Luitpold anwesend gewesen sein. Besonders war zu der Zeit auch die 28 Meter lange Schaufensterfront.

Bereits 1922 antijüdische Demonstrationen vor dem Kaufhaus

Zwanzig Jahre später stand das Kaufhaus vor den ersten großen Herausforderungen, denn das erfolgreiche jüdische Geschäft wurde zunehmend als Konkurrenz betrachtet. Bereits im Jahr 1922 kam es zu einer antijüdischen Demonstration [externer Link] vor dem Gebäude.

Ab 1933 brachen die Umsätze massiv ein wegen der großangelegten Hetzkampagne gegen jüdische Geschäfte durch die Nationalsozialisten, mit Schmierereien an den Schaufenstern und Boykott-Aufrufen. 1936 blieb Isidor und seinem Neffen und Teilhaber Carl Bach nichts anderes mehr übrig, als das Unternehmen größtenteils an den führenden Angestellten und ehemaligen Lehrling Johann Konen zu übertragen.

Aus Bach wird das Modehaus Konen - bis 2021

Konen war nicht jüdisch und hatte das Gebäude zuerst gemietet, es blieb nach wie vor im Besitz der Familie Bach. 1939 musste der bereits 84-jährige Isidor Bach in die Schweiz fliehen, auch sein Neffe und andere Mitglieder der Familie verließen Deutschland. Das Grundstück wurde beschlagnahmt und kurze Zeit später von Konen ganz erworben. Laut Informationen des Münchner Stadtmuseums lag der Preis von 680.000 Reichsmark für das Geschäft samt Fabrikeinrichtungen weit unter dem tatsächlichen Wert.

Als das Kaufhaus 2006 seinen "70. Geburtstag" feierte, ohne auf die jüdische Vorgeschichte des Unternehmens einzugehen, wurde in der bayerischen Landeshauptstadt eine öffentliche Debatte laut, wie sich der Münchner Einzelhandel seiner Geschichte während des Nationalsozialismus stellt. Auch im Stadtrat wurde darüber diskutiert.

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Das ehemalige Modehaus Konen in der Sendlinger Straße.

Villa in Brand gesteckt, als Geisel verschleppt, deportiert

Die Geschichte der Familie Bach steht exemplarisch dafür, wie im nationalsozialistischen München mit jüdischen Unternehmen umgegangen wurde. Neben den geschäftsschädigenden Schikanen gehörte Isidor Bach auch 1923 zu den jüdischen Geiseln, die während des Hitler-Putsches vom Freikorps Oberland in den Bürgerbräukeller verschleppt wurden. Nach dem Scheitern des Putschversuches kam er am nächsten Tag wieder frei.

In der Pogromnacht 1938 wurde die Bogenhausener Villa von Carl Bach in Brand gesteckt. Eine weitere Verwandte wurde deportiert und ermordet. Isidor Bach kam nie mehr nach München zurück, er verstarb 1946 in der Schweiz. Sein Grab befindet sich auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in München.

Nach 1945 wurde die Familie Bach wieder Teilhaberin

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Kaufhaus von der amerikanischen Militärregierung beauftragt, einfache Mäntel für die ehemaligen KZ-Häftlinge herzustellen. Johann Kohnen musste dafür vorweisen, dass zumindest die Übergabe des Geschäfts 1936 vertraglich in ordentliche Bahnen gelaufen ist.

Nach 1945 wurde die Familie Bach im Rahmen einer teilweisen Restituierung wieder Teilhaberin des Unternehmens. Aus Altersgründen und weil sie nicht mehr nach Deutschland zurückkehren wollten, haben die Nachkommen die Anteile dann aber Stück für Stück verkauft - aber noch einen kleinen Prozentsatz behalten. Die jüdische Familie Bach wollte damit ihre Wurzeln nach München nicht ganz verlieren.

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