Aschaffenburg bekommt ein Mahnmal zur Hexenverfolgung, das vom Aschaffenburger Künstler Marc Rammelmüller gestaltet wird. Das hat der Stadtrat gestern in seiner Plenumssitzung beschlossen. Die Stadträte folgten damit dem Vorschlag des Preisgerichts, das nach einem Künstlerwettbewerb Marc Rammelmüller zum ersten Preisträger erkoren hatte. Insgesamt standen fünf Entwürfe zur Diskussion. Die Modelle der Entwürfe werden bis Mitte Juni in Schloss Johannisburg ausgestellt.
Aschaffenburger Hexen-Denkmal mit Faltdach aus Metall
Rammelmüllers Vorschlag zeigt eine Skulptur, die an das Spiel "Himmel und Hölle" erinnert. Dafür ist in Metall das entsprechend gefaltete Deckblatt des "Hexenhammers" verarbeitet. Der Künstler erklärte zu seinem Entwurf:
"Diese spielerische Verwendung des Hexenhammers soll die willkürliche Macht und dessen grausame Umsetzung eines der maßgeblichen Werkzeuge zur Hexenverfolgung versinnbildlichen." Künstler Marc Rammelmüller zu seinem Siegerentwurf
Wie es von Seiten der Stadt heißt, solle mit dem Denkmal an eine bedrückende Epoche der Stadtgeschichte erinnert und gleichzeitig ein Ort geschaffen werden, an dem die Bedeutung von Toleranz und gesellschaftlichem Miteinander sichtbar wird.
Region Aschaffenburg: rund 320 verurteilte "Hexen" zwischen 1592 und 1629
In der Region Aschaffenburg wurden zwischen 1592 und 1629 etwa 320 Frauen, Männer und Kinder als angebliche Hexen bzw. Hexer zum Tode verurteilt und hingerichtet. Den Boden bereitet hatten hier wie andernorts vor allem die von Papst Innozenz VIII. 1484 herausgegebene "Hexenbulle" (Summis desiderantes affectibus) und der von dem Dominikanermönch Heinrich Institoris 1486 verfasste "Hexenhammer" (Malleus maleficarum).
Standort des Mahnmals am früheren "Cent- oder Folterturm"
Die Verurteilten wurden in den 1871 abgebrochenen "Cent- oder Folterturm“ (heute Höhe Friedrichstraße 7) gebracht, wo Folterungen und Enthauptungen stattfanden. Der Ort des Mahnmals nimmt auf diese im heutigen Stadtbild verschwundene Situation Bezug. Der grausame Feuertod erwartete die Verurteilten außerhalb der Stadt auf dem Scheiterhaufen des sogenannten Galgenbuckels, dem heutigen Schönberg.