Bildrechte: picture-alliance/dpa
Bildbeitrag

Horst Seehofer

Bildbeitrag
>

CSU-Parteitag verschoben - Atempause für Seehofer

CSU-Parteitag verschoben - Atempause für Seehofer

Um einen Monat hat die CSU ihren Parteitag verschoben - wegen der Jamaika-Gespräche in Berlin. Das verschafft Parteichef Seehofer eine Atempause. Die Machtfrage muss er aber trotzdem noch klären. Eine Einschätzung von Nikolaus Neumaier

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es hatte sich schon länger angedeutet. Auch am Montag hatte Horst Seehofer nicht mehr ausgeschlossen, dass man den Parteitag auf Mitte Dezember verschieben werde. Das Hauptargument sind sicher die schwierigen Koalitionsverhandlungen. Sie werden lange dauern. Eine rasche Regierungsbildung ist nicht zu erwarten. Der erste Parteitagstermin in nicht einmal vier Wochen hätte also wenig Sinn gemacht.

Früherer Parteitag wäre Seehofer als taktische Finnesse ausgelegt worden

Es wäre auch unlauter gewesen ihn trotz der ungeklärten Personalfragen und des schwelenden Machtkampfes mitten in den Koalitionsverhandlungen abzuhalten. Seehofers Gegner hätten dies als taktische Finesse gedeutet, weil sich Seehofer sicher sein konnte, dass ihn die Delegierten mitten in der vielleicht schwierigsten Regierungsbildung nicht abstrafen würden.

Dass es nebenbei auch noch um Kosten geht und es tatsächlich Sinn macht auf einem Parteitag auch gleich noch einen Koalitionsvertrag zur Abstimmung zu stellen ist ein für den CSU Schatzmeister erfreulicher Nebenaspekt, war aber sicher nicht ausschlaggebend.

Der spätere Parteitag könnte Seehofers Macht stärken

Im offenen Machtkampf könnte der spätere Parteitag Horst Seehofer durchaus nutzen. Kann er seinen Delegierten einen Koalitionsvertrag präsentieren, in dem eine Begrenzung der Zuwanderung steht und indem auch geregelt ist, dass das wichtige Innenministerium an die CSU geht, wird ihn das stärken. Sollte Innenminister Joachim Herrmann zum Bundesinnenminister aufsteigen wäre auch vorstellbar, dass Herrmann von Seehofer gleich auch den Parteivorsitz übernimmt. Den Delegierten könnte man das vermutlich vermitteln.

Basis will Bündnis Seehofer und Söder

Doch die Delegierten am Parteitag erwarten eigentlich etwas anderes. Sie wollen das Team der Stärksten. Sie wollen, dass Seehofer und Söder ein Bündnis schließen. Das könnte eigentlich nur so aussehen, dass Seehofer weiter Parteichef bleibt und Söder das Amt des Ministerpräsidenten übernimmt und dann als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl antritt. Dieses Szenario ist für viele CSU Mitglieder das wahrscheinlichste.

Wäre ein Parteitag in München für Seehofer ein Heimspiel?

Nun dauert es also noch fast acht Wochen bis zur großen Entscheidung und bis dahin dürfte es sicher noch etliche Winkelzüge und Volten geben. Bis hin zur Frage wo der Parteitag eigentlich stattfindet? Bislang wollte die CSU in Nürnberg zusammenkommen. Im Söder Land! Was aber, wenn der Parteitag jetzt in München abgehalten würde? Im Seehofer Land!

Seehofer wird versuchen, aus dem Parteitag ein Heimspiel zu machen. Nach dem Motto "Parteitag dahoam" und nicht auf dem Auswärts-Spielfeld in fränkischen Landen.

Für die CSU werden die Zeiten also nicht ruhiger. Aber nachdem der Parteitag nun mitten im Advent stattfindet, wirkt ja vielleicht der adventliche Glühwein beruhigend und stimmt die vorweihnachtliche Stimmung all die vielen Seehofer-Kritiker milde.