Das neue Führungstrio des Betriebsrats bei Audi in Ingolstadt: Betriebsratsvorsitzender Jörg Schlagbauer und seine Stellvertreterinnen Rita Beck (l.) und Karola Frank.  
Bildrechte: Audi
Audiobeitrag

Das neue Führungstrio des Betriebsrats bei Audi in Ingolstadt: Jörg Schlagbauer und seine Stellvertreterinnen Rita Beck (r.) und Karola Frank.  

Audiobeitrag
>

Audi in Ingolstadt: Schlagbauer neuer Betriebsratsvorsitzender

Audi in Ingolstadt: Schlagbauer neuer Betriebsratsvorsitzender

Der Betriebsrat von Audi in Ingolstadt hat einen neuen Vorsitzenden gewählt. Es ist der bisherige Stellvertreter Jörg Schlagbauer. Ende September hatte der bisherige Gesamtbetriebsratschef, Peter Mosch, nahezu all seine Ämter niedergelegt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Der Betriebsrat von Audi in Ingolstadt hat einen neuen Vorsitzenden. Das Gremium hat Jörg Schlagbauer einstimmig an seine Spitze gewählt. Der Platz war seit Ende September vakant. Zu diesem Zeitpunkt hatte der bisherige Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch nahezu all seine Ämter niedergelegt. Nun ist sein bisherigen Stellvertreter Jörg Schlagbauer sein Nachfolger. Damit schließt sich die erste Lücke, die der langjährige Gesamtbetriebsratsvorsitzende Peter Mosch gerissen hat. Insider räumen Schlagbauer gute Chancen ein, Mosch auch an der Spitze des mächtigen Gesamtbetriebsrats von Audi nachzufolgen. Doch das entscheidet sich erst in einigen Wochen.

In Ingolstadt sitzen die Audi-Unternehmensleitung, die technische Entwicklung und das größere der beiden deutschen Werke des Autoherstellers. Mit über 40 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Audi größter Arbeitgeber der Region. Das zweite deutsche Werk betreibt Audi in Neckarsulm.

Fokus auf die Auslastung der Audi-Standorte

Wie Schlagbauer dem Bayerischen Rundfunk erklärte, ist die Auslastung der Audi-Standorte durch zukunftsfähige Modelle sein wichtigstes Ziel. Zudem möchte er "wieder mehr Eigenständigkeit der Marke Audi im VW-Konzerngeflecht". Auch der Aufbau neuer digitaler Geschäftsfelder sowie die Förderung der persönlichen Entwicklung aller Belegschaftsmitglieder durch Weiterbildung und Qualifizierung ist eines seiner Anliegen. Der 46-Jährige will zudem die Beschäftigten "bei der Weiterentwicklung inhaltlicher Schwerpunkte für die Betriebsratsarbeit" beteiligen. Schlagbauer setzt dabei weiterhin auf Befragungen und interaktive Veranstaltungen wie "World Cafés", bei denen sich Mitarbeitende virtuell treffen.

Schlagbauer engagiert sich seit seiner Lehre zum Kaufmann bei der IG Metall. Bei Audi hat er berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre studiert. Der Gewerkschaftler sitzt bereits in seiner Funktion als Vorsitzender der IG-Metall-Vertrauenskörperleitung im Audi-Aufsichtsrat.

Rita Beck bleibt stellvertretende Vorsitzende

Rita Beck, bislang stellvertretende Vorsitzende, bleibt in ihrem Amt. Neu als weitere stellvertretende Betriebsratsvorsitzende hinzu gewählt wurde Karola Frank, bislang schon Mitglied im geschäftsführenden Betriebsausschuss der Audi-Arbeitnehmervertretung. Neu in die Vorstandsriege wurde Karola Frank gewählt. Mit ihr sind erstmals die beiden Posten der Stellvertretenden Vorsitzenden mit Frauen besetzt.

Überraschender Rückzug von Vorgänger Mosch

Nach 17 Jahren an der Spitze hat der bisherige Audi-Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch vor rund einem Monat zur allgemeinen Überraschung den Rückzug von nahezu allen Ämtern bekannt gegeben. Damals erklärte der gelernte Industriemeister auch, dass er nach einer neuen Betätigung im Hause Audi suche. Bislang ist noch nicht bekannt, ob diese Suche – wohl nach einer Stelle auf der Managementseite – bereits erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Mit der Niederlegung seiner Betriebsratsämter endet für Mosch ein langer Abschnitt in seiner Karriere. Seit 1998 saß der 51-Jährige im Audi-Betriebsrat. Seit 2006 leitete er als Vorsitzender den Gesamtbetriebsrat der Audi AG. Seit diesem Zeitpunkt war Mosch auch Mitglied des Präsidiums im Weltkonzernbetriebsrat der Volkswagen AG. Seit 2018 war Mosch stellvertretender Vorsitzender des Volkswagen-Konzernbetriebsrats.

Zurzeit nimmt Mosch nur noch seine Aufsichtsratsmandate wahr: Seit 2001 sitzt er im Aufsichtsrat der Audi AG, seit 2018 ist er stellvertretender Vorsitzender. Auch im Aufsichtsrat der Volkswagen AG hat Mosch noch einen Sitz. Wer den Sitz im einflussreichen VW-Aufsichtsrat mittelfristig einnehmen soll, ist noch nicht bekannt.

Spekulationen über die Rücktrittsgründe

Der für alle überraschende Rücktritt von Peter Mosch hat zu vielen Spekulationen geführt. Die meisten Insider vermuten hinter der Umorientierung einen Zusammenhang mit den stark gekürzten Vergütungen für die Betriebsräte. VW und Audi hatten nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs die Bezüge vieler Betriebsräte empfindlich reduziert.

Auslöser dafür war ein Urteil des BGH in diesem Januar. Der BGH-Strafsenat hatte darin Freisprüche für mehrere ehemalige VW-Manger aufgehoben. Den Managern aus dem Personalwesen war vorgeworfen worden, Betriebsräten zu hohe Gehälter zugesprochen zu haben. In diesem Zusammenhang hatte der BGH auch die in vielen Unternehmen übliche Praxis verworfen, langjährigen Arbeitnehmervertretern erhebliche Gehaltssteigerungen zu gewähren.

Mit Material von dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!