Das Gelände der ehemaligen Brauerei Maisel in Bamberg
Bildrechte: Joseph-Stiftung
Videobeitrag

Das Gelände der ehemaligen Brauerei Maisel in Bamberg

Videobeitrag
>

Auf Brauereigelände: Wie in Bamberg günstiger Wohnraum entsteht

Auf Brauereigelände: Wie in Bamberg günstiger Wohnraum entsteht

Vom Braukessel zum Wohnquartier: In Bamberg entsteht ein neues Stadtviertel. Die kirchliche "Joseph-Stiftung" baut auf dem Gelände der ehemaligen Maisel-Brauerei Wohnraum für rund 1.000 Menschen. Wie das bezahlbar und mit niedrigen Baukosten gelingt.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Auf dem Gelände der ehemaligen Maisel-Brauerei in Bamberg wurde über 100 Jahre lang Bier gebraut, bis zu 45.000 Hektoliter im Jahr. Bis die Brauerei 2008 Insolvenz anmeldet. Seitdem rätselten die Bamberger, wie es hier weitergehen soll. Jetzt ist klar: Die katholische "Joseph-Stiftung" des Erzbistums Bamberg wird hier Wohn- und Lebensraum für mehr als 1.000 Menschen bauen: geförderter und frei finanzierter Wohnraum, dazu Platz für soziale Träger.

Wohnraum auch für Geringverdiener

In den denkmalgeschützten Brauereigebäuden sollen Büros entstehen, ringsherum neue Wohnungen: etwa 200 Wohneinheiten mit einem hohen Anteil an gefördertem Wohnraum für Geringverdiener. Dazu frei finanzierte Eigentums- und Mietwohnungen. Denn Wohnraum ist knapp: In Bamberg liegt die Kaltmiete pro Quadratmeter zwischen 17 und 22 Euro. "Unser sozialer, kirchlich-christlicher Auftrag ist es, zur Gesellschaft beizutragen, Bedürftige zu unterstützen und in die Gesellschaft zu integrieren", sagt Andreas Heipp, Vorstandssprecher der Joseph-Stiftung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden angesichts der Wohnungsnot in allen sieben bayerischen Bistümern sogenannte "katholische Siedlungswerke" gegründet. Schon damals stand die Schaffung von kostengünstigem und sozial gerechtem Wohnraum im Zentrum. Außerdem sollten Familien beim Bau eines Eigenheims unterstützt werden. Neben dem Bauen geht es dem kirchlichen Unternehmen heute auch um Nachhaltigkeit. "Das wollen wir mit im Blick behalten, es ist uns sehr wichtig", sagt Heipp.

Gebäudetyp E für weniger Kosten und mehr Effizienz

Auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei sollen auch 13 Reihenhäuser für Familien entstehen. Die sind Teil des Pilotprojekts "Einfach Bauen", einer Initiative der Bayerischen Staatsregierung. So soll qualitativ hochwertiger Wohnraum mit weniger Bürokratie und weniger Bauvorschriften entstehen. Daher werden sie im sogenannten "Gebäudetyp E" gebaut. "Das heißt nicht, dass es einfach nur billig ist, sondern dass man viel in der Fabrik vorfertigt und dann auf die Baustelle bringt", erklärt der zuständige Architekt Christian Müller. Das bedeute eine Reduzierung des Zeitaufwands und damit weniger Kosten.

Auch für Bayerns Bauminister Christian Bernreiter (CSU) ist die Senkung von Baukosten durch die Einführung der Gebäudeklasse E ein wichtiger Baustein, wenn es darum geht, dass Wohnen wieder bezahlbarer werden soll. Aber auch der frei finanzierte Wohnungsmarkt müsse wieder zum Laufen gebracht werden, so der Politiker. Das gelte im Hinblick auf Neubauten ebenso wie im Hinblick auf Sanierungen. Es brauche dauerhafte und verlässliche Sonderabschreibungen für den Mietwohnungsbau, steuerliche Anreize und steuerliche Vergünstigungen bei selbst genutztem Wohnraum.

Bamberger Stadtrat bewilligt Antrag für neuen Wohnraum

Auch drei soziale Einrichtungen der Stadt werden auf das ehemalige Brauereigelände umziehen, darunter die Bartolomeo-Garelli-Schule, die zum Don Bosco Jugendwerk gehört. Das sucht schon seit 20 Jahren nach einem neuen Ort, denn die Schülerinnen und Schüler der Förderschule benötigen besondere Fürsorge, Betreuung, kleine Klassen und damit viel Platz. Die jetzige Unterkunft ist marode, Teile mussten schon gesperrt werden. Die Zeit drängt, denn es gebe steigende Anfragen für die Schule, erklärt Direktorin Sandra Schmidt.

Die Pläne für die Bauten sind fast fertig - und die Interessenliste ist lang. Am Mittwoch gab der Bamberger Stadtrat schließlich grünes Licht für erste Teilabschnitte. Aber noch wird es dauern: "Ein Thema ist die Förderkulisse", sagt Vorstandssprecher Heipp. Er hofft darauf, im nächsten Jahr eine entsprechende Bewilligung zu erhalten. Denn trotz eigenen Stiftungsvermögens, einfacher Bauweise und sozialer Absichten braucht auch das kirchliche Bauunternehmen staatliche Förderung, um sich sozialen Wohnungsbau leisten zu können.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!