Über vier Kilometer hat sich die braune Brühe in den Fuchsstädter Bach ergossen. Am Donnerstag waren die Mitarbeiter der Würzburger Entwässerungsbetriebe vor Ort, um Proben zu entnehmen, die auf schädliche Fremdstoffe untersucht werden sollen. Die durch den nachströmenden Bach und den Regen inzwischen verdünnte trübe Suppe, die den typischen Silagegeruch verströmt, haben sie kurz vor der Würzburger Stadtgrenze angestaut und pumpen sie schrittweise in die Kanalisation. "Das muss dosiert gemacht werden, weil auch in der Kläranlage gibt es viele Bakterien und Lebewesen, die durch die hohe Konzentration absterben könnten. Damit könnte eine Kläranlage kippen und das wäre ein noch ein viel größeres Malheur", sagt Mitarbeiter Maik Schwerdtner.
Keine Gülle, sondern Gärreste - hoher Schaden
Eine Analyse des Wasserwirtschaftsamts hat ergeben: Nicht wie zuerst gedacht tierische Gülle, sondern eine Million Liter pflanzliche Gärreste sind in der Nacht zu Dienstag aus der Biogasanlage ausgelaufen. Den ganzen Tag hat die Feuerwehr am Mittwoch das Gärsubstrat aus dem Bach gepumpt. Die Substanz ist zwar mit Gülle vergleichbar und sieht ähnlich aus, enthält aber zumindest keine Fäkalkeime. Die Schadenshöhe wird auf rund 100.000 Euro geschätzt.
Folgen für die Umwelt erheblich
Die Folgen für die Natur durch den hochkonzentrierten Dünger sind aber enorm. "Alles tierische Leben im Pfungstädter Bach ist wohl abgestorben", sagt Steffen Jodl vom Bund Naturschutz. Wie stark die Auswirkungen sind, sei aktuell noch gar nicht abzusehen, auch nicht, ob Grundwasser beeinträchtigt wurde. "Auch durch die Säuberungsmaßnahmen wird der Bach weiter geschädigt, das Bachbett muss möglicherweise ausgebaggert werden und auch das Ufer wird dementsprechend beeinträchtigt." Die pflanzlichen Gärreste sind nach Meinung des Biologen nicht weniger gefährlich als tierische Gülle. Denn die organische Substanz wird von Mikroorganismen abgebaut. Die bräuchten dafür aber Sauerstoff und in der Folge sinke der Sauerstoffgehalt des Bachs gegen Null. Die Folge: Alles tierische Leben wie Insektenlarven stirbt ab.
Feuerwehr verhindert Umweltkatastrophe
Bis sich der Bach erholt und neues Leben entstehen kann, können Jahre vergehen. Das schnelle Eingreifen der Feuerwehr verhinderte aber immerhin Schlimmeres. Denn so wurde verhindert, dass die Schadstofffracht in den Heuchelbach und letztlich in Main geflossen ist.
Verdächtiger ermittelt - möglicher Zusammenhang mit Brand
Klar ist: Es war kein Unfall. Die Luken des Silos wurden vorsätzlich geöffnet. Schon am Dienstag hat die Polizei einen Verdächtigen festgenommen, ihn aber kurz darauf wieder auf freien Fuß gesetzt. Ein dringender Tatverdacht bestehe nicht, sagt der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken Björn Schmitt. Die Hintergründe und auch das mögliche Tatmotiv seien noch unklar und müssten weiter ermittelt werden. Bei ihren Ermittlungen versucht die Polizei auch herauszufinden, ob die Umweltverschmutzung des Bachs mit einem Brand in der Biogasanlage im vergangenen Juli zusammenhängt und ob es vielleicht sogar derselbe Täter war.
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