Was passiert eigentlich mit dem, was die Haushalte in der braunen Biotonne sammeln? Im besten Fall wird daraus Wärme, Strom und guter Gartenkompost. Nur die "Fremdstoffe", vor allem Plastiktüten, stören den Kreislauf.
Biomüll aus dem Landkreis Cham kommt nach Moosdorf
Rund 10.500 Tonnen Biomüll werden pro Jahr in die Kompostanlage Moosdorf bei Waldmünchen gebracht. Sie verarbeitet den gesamten Biomüll aus dem Landkreis Cham und das abgegebene Grüngut. Daraus wird Gartenkompost, außerdem Strom und Wärme für alle Betriebsgebäude der Kompostanlage und Wärme für weitere 30 Haushalte im Ortsteil Moosdorf. Der gesamte Prozess dauert aber sechs bis sieben Monate:
"Die Biologie, die braucht einfach ihre Zeit. Man könnte das natürlich mit hohem technischem Aufwand beschleunigen. Aber das hat sich bei uns nicht bewährt, weil dann Maschinen, zum Beispiel Umsetzgeräte, die nicht zersetzbaren Fremdstoffe zerkleinern.“ (Christian Schiedermeier, Geschäftsführer der Kompostanlage Moosdorf)
Diese Fremdstoffe sollen aber nicht in Mikroplastik zerkleinert, sondern am Ende möglichst rückstandsfrei aus dem Gartenkompost rausgeholt werden können.
Biomüll und Grüngut werden gemischt
Erster Schritt des Kompostierprozesses ist eine große Siebtrommel. Sie trennt das Grüngut in holzige Teile, die in der Verbrennung landen, und in die feinen Teile des Grasschnitts. Damit wird der auf einer Miete ausgebreitete Biomüll vermischt. Nach rund einer Woche, in der der Haufen einmal umgeschichtet wird, hat sich genug Wärme für die Arbeit der Rotte-Bakterien gebildet. Danach kommt die Masse aber erst einmal in einen der sieben großen Fermenter, luftdicht abgeschlossene Kammern mit Fußbodenheizung. Dort gewinnen anaerobe, also ohne Sauerstoff arbeitende, Bakterien aus dem Biomüll Methangas:
"Das Gas geht ins Blockheizkraftwerk, das dann für unsere ganze Anlage Strom und Wärme produziert, und außerdem in ein Satelliten-Blockheizkraftwerk in Moosdorf, das dort alle 30 Haushalte mit Wärme für Heizung und Brauchwasser versorgt“. (Christian Schiedermeier, Geschäftsführer der Kompostanlage Moosdorf)
Auch die Fußbodenheizung in den Fermentern wird damit betrieben. Die Arbeit in den Kammern dauert 70 bis 90 Tage. Die spezielle Bakterienkultur dafür stammt übrigens ursprünglich aus dem Verdauungstrakt von Rindern, erzählt Christian Schiedermeier.
Viel Ruhe und immer wieder Umschichten
Nach den Wochen im Fermenter sieht der Biomüll zwar schon fast wie braune Erde aus, ist aber noch kein Kompost. Dafür braucht es noch einmal mehrere Wochen Ruhe, in denen das Material immer wieder zu neuen Haufen umgeschichtet und auch immer wieder mit Grüngut gemischt wird. Das wird in Moosdorf mit großen Radladern erledigt, die in den seitlich offenen Hallen herumfahren. Die Anlage hat 12 Beschäftigte.
"Wir brauchen über die gesamte Rottezeit Temperaturen von 70 bis 80 Grad, damit zum Beispiel Salmonellen oder andere Krankheitserreger absterben". (Christian Schiedermeier, Geschäftsführer der Kompostanlage Moosdorf)
Auch Coronaviren, versichert der Firmenchef, überleben diese Prozedur nicht.
Ärger über Plastiktüten und andere Fremdstoffe im Biomüll
Eigentlich wäre nun der Gartenkompost fertig. Aber am Ende der Rotte kommt raus, was die Leute alles Verbotenes in den Biomüll geworfen haben. Aus den Haufen hängen vor allem Plastiktütenreste. Aber auch Scherben, Steine und Knochen finden sich. Das größte Problem für die Kompostanlage Moosdorf sind aber sogenannte biologisch abbaubare Tüten, zum Beispiel aus Maisstärke. Denn sie brauchen zum Zersetzen länger als ein halbes Jahr, klagt Christian Schiedermeier. Diese gesamten Fremdstoffe müssen am Ende herausgesiebt werden. Fünf Prozent Fremdstoffe wären tolerabel, sagt er. Inzwischen ist man aber bei 10 bis 12 Prozent, die herausgesiebt und anschließend – wenig ökologisch - in die Müllverbrennungsanlage nach Schwandorf gekarrt werden müssen. Das wäre vermeidbar, wenn die Leute nur das in die braune Tonne schmeißen würden, was auch rein darf. Wer den Biomüll nicht lose in die Tonne werfen möchte, sollte ihn in Papiertüten stecken, die sich problemlos zersetzen, rät der Firmenchef.
Kunden holen Gartenkompost, Pflanz-und Tomatenerde
Von jeder Charge kommt nach dem Rotte- und Siebprozess eine Probe in ein Labor, um wirklich sicher zu gehen, dass später keine gefährlichen Keime mehr im fertigen Gartenkompost sind. Den feinkrümeligen schwarzen Kompost können Kunden kaufen, lose oder verpackt. Es gibt auch Mischungen: zum Beispiel Pflanz-oder Tomatenerde, denen noch Dünger beigegeben wird. Aus rund 10.000 Biomüll werden übrigens rund 6000 Tonnen Kompost. Der Rest ist Wasser, das verdunstet oder von Landwirten als Flüssigdünger für ihre Flächen abgeholt wird.
💡 Was darf in den Biomüll und was nicht?
Das gehört in die Biotonne
• Gemüsereste, Salatreste, Obst• Speisereste, gekocht und roh,• Fisch-, Fleisch-, Lebensmittelreste• Kaffeesatz, Tee, zerreißbare Kaffeefilter und Teebeutel• Brotreste, Backwaren, sonstige Mehlprodukte• Milchprodukte (nicht flüssig)• Nuss-, Eierschalen• Topf-, Schnittblumen (ohne Topf, Bindedraht o.ä.)• Rasenschnitt, Baum-, Strauch- und Heckenschnitt• Laub/Nadeln, Ernterückstände, Fallobst• Blumen- und Pflanzenreste• kranke Pflanzen, Unkraut und Moos• Küchenkrepp, Papiersammeltüten• Blumenerde, Topfpflanzen• Zeitungspapier (kein Hochglanzpapier)
Das gehört nicht in die Biotonne
• Plastikbeutel• Kompostierbare Abfallbeutel• Verpackte Lebensmittel, Frischhalte-/ Alufolie usw.• Bioplastikprodukte: Einweggeschirr, Besteck, Verpackungen, Kotbeutel• Kaffee-/Teekapseln aus Kunststoff, Bioplastik oder Alu• Hochglanzpapier, Pappe, Tapeten• Windeln, Binden, Tampons, sonstige Hygiene- und Kosmetikartikel• Zigaretten, Asche, Kerzenwachs• Katzenstreu, Stroh, Heu, Sägespäne• Kot jeder Art• Verpackungen• Glas, Korken, Gummi• Knochen, Tote Tiere oder -Teile• Bodenaushub, Bauschutt, Steine, Sand, Straßenkehricht• Restmüll (z.B. Staubsaugerbeutel)• Flüssigkeiten
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