Nicht nur die Polizei rätselt derzeit über die Herkunft eines coronagelben Audi Coupés, Baujahr 1973, das im Landkreis Neustadt an der Waldnaab als Wrack aus einem Stausee gezogen wurde. Auch Medien in ganz Deutschland und deren Userinnen und User fragen sich, was es mit dem Oldtimer auf sich hat. Steht er im Zusammenhang mit einem Kapitalverbrechen? Die Polizei schließt das nicht aus.
- Zum Artikel: "Auto aus dem Stausee: Hintergründe weiter unklar"
Autohaus im Kreis Kelheim soll Audi Coupé verkauft haben
Mittlerweile sind die Beamten der Polizei Vohenstrauß, die den mysteriösen Fall bearbeiten, einen kleinen Schritt weitergekommen. Ermittelt wurde ein Autohaus im Landkreis Kelheim, das den auffälligen Wagen in den 70er-Jahren verkauft haben soll. Laut BR-Recherchen handelt sich um ein traditionsreiches Autohaus aus Abensberg. Bestätigt wurde diese Meldung jedoch noch nicht.
Laut dem leitenden Ermittler, Tobias Wirth, existiert die Firma seit August 1977 nicht mehr. Sehr schwierig, da jemanden zu finden, der dort gearbeitet hat und über 40 Jahre später Auskunft geben könnte. Noch schwieriger: Unterlagen zu bekommen, in denen ein Käufer genannt wird. Und genau dieser wird so dringend von der Polizei gesucht.
Steckt ein Verbrechen hinter dem versenkten Auto?
Es steht nämlich die große Frage offen: Warum versenkt jemand ein teures Auto, das noch zugelassen war, in einem See? Am Wrack wurde eine Zulassungsplakette und ein TÜV-Stempel vom Januar 1980 gefunden. Oder: Wurde es gar nicht versenkt, sondern war es ein Unfall?
Die Polizei wendet sich daher ganz bewusst auch an überregionale Medien, so Wirth, um zum Beispiel mehr über das Kennzeichen SAD-AD 843 herauszufinden. "Ob das Schwandorfer Kennzeichen echt war oder nur angebracht wurde, um eventuelle Spuren zu verwischen, ist uns noch nicht ganz klar", sagt der Ermittler. Eine Abfrage bei der Zulassungsbehörde ist nicht möglich, weil es aus dieser Zeit keine Unterlagen mehr gibt.
Gefragt sind auch Menschen, die dieses auffällige Auto aus den 70er-Jahren kennen oder wissen, wer es gefahren hat, beziehungsweise Personen, die allgemeine Informationen zu dem Oldtimer geben können. Allen Spuren werde nachgegangen, so Tobias Wirth, auch wenn sie zunächst noch so abwegig erscheinen mögen. Auch ein eventueller Zusammenhang zu der 1976 in der Oberpfalz verschwundenen Monika Frischholz wird nicht ausgeschlossen.
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Hinweise aus ganz Deutschland und ein neues Detail
20 Hinweise gingen bis jetzt bei der Polizei ein, erzählt Ermittler Wirth dem BR. Darunter auch Tipps aus dem norddeutschen Raum zum Fahrzeug selbst. Es soll 115 PS gehabt und etwa 14.000 D-Mark gekostet haben. "Nicht wenig Geld in den 70er-Jahren", meint Wirth.
Dem BR verriet der Polizist ein weiteres wichtiges Detail zum gefundenen Fahrzeug: Es hat schwarze Rallye-Streifen an den Seiten. Der Regen der vergangenen Tage habe diese Besonderheit zum Vorschein gebracht. Um ein Rennfahrzeug handle es sich aber nicht. "Das war mehr Dekoration, um das eh schon sportliche Auto wohl noch schnittiger aussehen zu lassen", so Ermittler Wirth.
Verrostet und verschlammt vom Seegrund geborgen
Der Audi 100 Coupé S mit Fließheck war im Juli dieses Jahres total verrostet und verschlammt aus dreieinhalb Meter Tiefe aus dem See gezogen worden. Als das Fahrzeug geborgen wurde, waren allerlei Seepflanzen und -tiere darin, weil eines der Fenster geöffnet war. Das Auto muss mehrere Jahrzehnte auf dem Seegrund gelegen haben. Nun steht es auf dem Gelände der Polizei Vohenstrauß.
Aktuell sucht die Polizei Vergleichsfotos des Automodells. Demnächst sollen diese und neue Fotos des Autowracks an die Öffentlichkeit gegeben werden, heißt es.