Amerika hat die NASA in Houston, Russlands Raumfahrt das "Sternenstädtchen" nordöstlich von Moskau. Und Bayern? Hat demnächst Ottobrunn. Der Ort südlich von München soll, wenn es nach dem bayerischen Ministerpräsidenten geht, in der Luft- und Raumfahrtbranche richtig prominent werden.
Einer, der sich das durchaus vorstellen kann, ist Klaus Drechsler. Er ist an der Technischen Universität (TU) München Professor für Verbundmaterialien. Werkstoffe also, die man für Flugzeuge und Satelliten braucht. Beim Anblick des Geländes, das mal das Herz von Bayerns Raumfahrt werden soll, kommt er ins Schwärmen
"Hier könnte das Gebäude der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik der TU entstehen. Wir haben 100 Millionen Euro zur Verfügung." Klaus Drechsle, Professor für Verbundmaterialien TU München
30 neue Professuren
Drechsler zeigt auf eine riesige Baugrube. Hier stand einmal eine Halle der Firma MBB, beide gibt es nicht mehr. Im Hintergrund ein Gebäude von Airbus, aber auch das wird sich leeren, der Konzern verlagert seine Verwaltung nach Frankreich. Die millionenschwere Fakultät mit 30 neuen Professuren wird das Zentrum von Bavaria One werden, des bayerischen Raumfahrtprogramms. Aber auch Firmen sollen mitspielen, bei der ganzen Kette
"Von der spinnerten Idee bis zur Umsetzung in einem fliegenden Gerät, das wäre die Aufgabe von Mittelständler. Bavaria vertritt ja ganz stark die mittelständischen Unternehmen, die sollen auch teilhaben, an dem was wir gestalten." Klaus Drechsle, Professor für Verbundmaterialien TU München
Zum Beispiel die junge Firma Cevotech auf dem Gelände. In einem Glaskubus bewegt sich ein Roboterarm und formt aus hauchdünnen Carbonfolien ein Bauteil. Ingenieur Felix Michel erklärt die Idee
"Und das Konzept ist, dass wir vom Carbonfaserband Stücke abschneiden und die mit den beiden Robotern automatisiert zusammenkleben, wie so ein Pappmache-Ballon früher" Felix Michel, Firma Cevotech
Eine Idee von vielen, die die Luft- und Raumfahrt voranbringen sollen. Neben dem Start-up wird gerade ein Gebäude hochgezogen.
"Das ist das neue Zentrum für das Erforschen von elektrischen Antrieben, das von Airbus und Siemens betrieben wird." Klaus Drechsle, Professor für Verbundmaterialien TU München
Aber auch Satelliten werden, wie Söder versprochen hat, hier in Ottobrunn eine Rolle spielen.
"Wir arbeiten schon an autonomen hochfliegenden Plattformen, die gewisse Missionen für die Erdbeobachtung abbilden können, darüber werden es die Satelliten sein." Klaus Drechsle, Professor für Verbundmaterialien TU München
Schon mit Space X im Gespräch
Die zum Beispiel die Erde ins Visier nehmen, Städte genau vermessen oder Verkehrsströme lenken. Und natürlich muss man über den bayerischen Tellerrand schauen. Heißt: der bayerische Satellit oder die bayerische Rakete, die ist nicht in Sicht.
"Ottobrunn wird für internationale Kooperation stehen. Wir sind schon mit Space X im Gespräch … Das werden Themen werden, die mit Sicherheit sehr international laufen werden." Klaus Drechsle, Professor für Verbundmaterialien TU München
Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Aber was ist eigentlich mit dem Deutschen Zentrum für Luft- & Raumfahrt? Das gibt es ja längst, bei Bavaria One soll es auch mitspielen. Die Rede ist davon, dort die Kontrollzentren für Satelliten auszubauen. Aber so genau weiß das keiner, vom DLR gibt es nur einen knappen Kommentar, man freue sich über Bavaria One. Das Zentrum wird größtenteils aus dem Bundesetat finanziert. Auch eine weitere Differenz gilt es zu überbrücken, das DLR ist 20 Kilometer vom designierten bayerischen Raumfahrtzentrum entfernt.
"Ja, einmal quer durch München. Aber vielleicht haben wir mal eine Hyperloop Teststrecke." Klaus Drechsle, Professor für Verbundmaterialien TU München
Der Hyperloop, die futuristische Transport-Röhre, die steht nämlich auch auf der Geschenkliste von Söder. Man könnte natürlich die 20 Kilometer auch ganz konventionell überwinden.