Hinter den dicken Mauern des alten Karmel-Klosters in Vilsbiburg herrscht eine ganz besondere Ruhe und Geborgenheit. Acht Plätze gibt es in dem am Freitag eröffneten Tageshospiz. Schwerstkranke Menschen in ihren letzten Wochen oder Monaten werden hier in der neuen Einrichtung tagsüber auch palliativmedizinisch betreut und kehren am Abend zu ihren Angehörigen zurück.
Entlastung auch für Angehörige
Die pflegenden Angehörigen werden dadurch entlastet, und das ist wichtig, denn oft können die Angehörigen am Ende selbst nicht mehr, sagt die Ärztin und Geschäftsführerin von Deutschlands drittem Tageshospiz in Vilsbiburg, Ursula Vehling-Kaiser: "Einen ganzen Tag mit so einem schwerkranken Menschen zu verbringen, benötigt viel Kraft. Und manchmal braucht der Angehörige auch ein bisschen Zeit für sich und sei es nur mal, um zum Friseur zu gehen oder vielleicht irgendwelche gesellschaftlichen Verpflichtungen wahrzunehmen. Und diese Lücke wollen wir mit dem Tageshospiz schließen."
Den letzten Weg in Würde gehen
Zwei ausgebildete Palliativ-Krankenschwestern sowie Pflegekräfte kümmern sich hier tagsüber um die Menschen, die am Ende ihres Lebens angelangt sind und praktisch rund um die Uhr Hilfe brauchen. "Es ist einfach eine landläufige Vorstellung, dass sterben erst auf dem Sterbebett beginnt", sagt die Ärztin, "aber sterben beginnt viel früher, also oft Monate früher. Und wir wollen den Patienten helfen, diesen Weg in Würde zu gehen und auch noch Freude an diesem Weg zu haben."
- Zum Artikel "Wie möchte ich sterben? Die Bedeutung der Patientenverfügung"
Deutschland hat Nachholbedarf
In anderen Ländern wie Großbritannien sind Tageshospize inzwischen weit verbreitet. In Deutschland gibt es aktuell drei solche Einrichtungen. Neben Vilsbiburg existieren Tageshospize in Nürnberg-Mögeldorf und Berlin.
Wissenschaftliche Begleitung
Das neue Tageshospiz in Vilsbiburg wird in den kommenden drei Jahren auch wissenschaftlich begleitet von der Universität Regensburg. Um Standards für solche Einrichtungen herauszuarbeiten, erklärt der Arzt und Co-Geschäftsführer, Florian Kaiser: "Uns geht es jetzt darum, die Details herauszufinden, welche Maßnahmen genau helfen den Patienten und den Angehörigen exakt. Und das möchten wir jetzt auch in diesem Projekt, das wir mit der Uni in Regensburg zusammen wissenschaftlich aufarbeiten, herausfinden und von unseren Patienten und den Angehörigen lernen, welche Maßnahmen nutzen."
Modelle neben stationären Hospizen
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek sprach bei der Eröffnung von einer wichtigen Ergänzung des Gesundheitssystems. Im Interview mit BR24 sagte Holetschek: "Wir brauchen neue Modelle, Inseln auch, wo wir dieses Thema abbilden neben den stationären Hospizen. Deswegen müssen wir einfach da nach vorne gehen, Dinge ausprobieren und dann auch, wenn es in die Regelversorgung geht, umsetzen."
Auch Menschen aus anderen Landkreisen können kommen
Maßgeblich unterstützt wird das erste Tageshospiz Südbayerns in Vilsbiburg vom Landkreis Landshut und Landrat Peter Dreier (Freie Wähler). Es werden aber auch Schwerkranke am Ende ihres Lebensweges aus anderen Landkreisen aufgenommen. Allerdings sollten die Wege zum Tageshospiz nicht zu weit sein.
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